Borussia Mönchengladbach Jetzt will Herrmann in der Liga die Sieben

Mönchengladbach · Der Flügelstürmer traf in Offenbach zum 2:0-Endstand. In der Liga hat er zuletzt immer sechsmal pro Saison getroffen. Er hat vor, das zu ändern.

 "TOOOOOOOOOOOOOR!" Patrick Herrmann schreit seine Freude über seinen Treffer zum 2:0 in Offenbach in den hessischen Abendhimmel.

"TOOOOOOOOOOOOOR!" Patrick Herrmann schreit seine Freude über seinen Treffer zum 2:0 in Offenbach in den hessischen Abendhimmel.

Foto: Dirk Päffgen

Spät ist es geworden nach dem Pokalspiel in Offenbach. Erst gegen zwei Uhr nachts kamen die Borussen am heimischen Stadion an, "bis man dann schläft, ist es fast drei", sagte Patrick Herrmann gestern, nachdem er sich ordentlich ausgeruht hatte. In Offenbach, beim Viertligisten Kickers, da war er hellwach, als es darauf ankam. Das Spiel war fast vorbei und noch stand es 1:0, ein kippeliges Ergebnis. Doch dann eroberte Herrmann, der mit André Hahn dieses Mal die Flügelzange bildete, den Ball, spielte Doppelpass mit Christoph Kramer und traf aus spitzem Winkel hinein in des Gegners Tor. 2:0, das Viertelfinale war endgültig amtlich.

Dass Herrmann in der 83. Minute dieses Pokalkampfes, der es regelrecht war, ein statistisches Novum schaffte, war ihm da noch nicht bewusst. Er ist zwar der Spieler mit den zweitmeisten Bundesliga-Einsätzen für Borussia im aktuellen Kader, doch er hatte nie zuvor im Pokal-Wettbewerb getroffen. Die 13 wurde somit seine Glückszahl, denn eben so viele Spiele brauchte er für den Pokal-Erstling. Es war nicht das erste Tordebüt des Eigengewächses in dieser Spielzeit. Gegen den FC Villarreal erzielte er am 18. September 2014 sein erstes Tor im Europapokal, damals war es die 1:0-Führung gegen die Spanier, am Ende gab es ein 1:1. Drei weitere internationale Einschüsse folgten danach noch.

"Ganz interessant", findet Herrmann diese Statistiken und stellt fest, "dass es ganz gut läuft bei mir", vor allem in der Rückrunde, in der er dreimal in der Liga und nun im Pokal traf. Damit ist er im Jahr 2015 Borussias bester Torschütze. "Ich bin gereift", fasst Herrmann die Ergebnisse seiner Selbstbeobachtung der vergangenen Monate zusammen.

"Ich habe mit Borussia ja schon fast alles erlebt, einen Fast-Abstieg, dann den Europapokal. Aus diesen Erfahrungen lernt man natürlich als junger Spieler", sagt Herrmann, der mit 24 Lenzen schon 151 Bundesligaspiele absolviert hat. Sein Marktwert liegt inzwischen bei fast zehn Millionen Euro, und derzeit überlegt er, wo seine Zukunft liegt: weiter bei Borussia, bei einem anderen Bundesligisten oder vielleicht sogar im Ausland. "Damit beschäftigt sich aber vor allem mein Berater. Ich habe den Kopf frei für den Fußball", sagt Herrmann.

In Borussias interner Torschützenliste ist Herrmann wettbewerbsübergreifend die Nummer zwei. Elf Treffer hat er in der Summe beisammen, nur Branimir Hrgota (12) ist produktiver in dieser Saison. Die Nummer drei im Klassement ist Max Kruse, dessen Elfmetertor in Offenbach nach 52 Minuten das vorentscheidende 1:0 brachte. Es war insgesamt der dritte Strafstoß, den er in dieser Saison verwandelte, die ersten beiden passierten in der Bundesligaliga.

Derzeit trifft Kruse, der acht Tore zusammen hat, indes nur vom Punkt. Das letzte Tor aus dem Spiel heraus fabrizierte er im Oktober beim 3:0 in Hannover, damals schaffte er einen Doppelpack. Seitdem sind 15 Ligaspiele vergangenen. Immerhin war der verwandelte Elfmeter in Offenbach sein erster Pflichtspieltreffer im Jahr 2015 - und sein erster für Gladbach in einem Pokalspiel.

Patrick Herrmann will derweil seinen Torlauf, den er in der Rückrunde bisher hat, nutzen, um an seiner persönlichen Bundesligabilanz zu arbeiten. Die ist einigermaßen kurios: In drei aufeinanderfolgenden Spielzeiten erzielte Herrmann sechs Tore - und zwar jeweils drei in der Hin- und in der Rückrunde. Anders herum: In sieben Halbserien am Stück hat er immer drei Tore gemacht. Stand jetzt hat er alle Statistiken bestätigt. Doch Herrmann will mehr: "Ich habe ja schon vor der Saison gesagt, dass ich endlich mal mehr als sechs Tore schaffen will", sagte er.

Und hofft, dass der siebte Streich nicht lange auf sich warten lässt, bestenfalls würde er gern schon morgen in Mainz sein persönliches Rekord-Tor machen. "Druck mache ich mir aber nicht. Ich habe ja noch einige Spiele Zeit", sagte er. Vor zwei Jahren war er schon mal drauf und dran, die Sechs zu knacken, da schoss er im vierten Rückrundenspiel das sechste Tor - danach kam nichts mehr. Doch für Herrmann ist es eine Saison der Tor-Debüts. Die Zeichen stehen also gut. "Ich mache einfach so weiter wie bisher, dann klappt das schon", sagt er. In Offenbach zeigte Herrmann, wie es gehen kann: Mit aller Entschlossenheit, das Tor zu machen.

(RP)
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