Borussia Mönchengladbach Das Top-Vier-Trauma und eine erschreckend lange Liste

Mönchengladbach · Nach dem 2:3 gegen Borussia Dortmund steht fest: Borussia Mönchengladbach beendet die Saison ohne einen Sieg gegen die ersten vier Teams in der Liga. Am Samstag wurde wieder deutlich, dass Dieter Hecking nicht beliebig viele Schlüsselspieler gleichwertig ersetzen kann.

Gladbach - Dortmund: Reaktionen
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Das Restprogramm macht nur scheinbar Mut

Dieter Hecking hatte das Thema vor knapp zwei Wochen selbst angerissen. "Gegen Hoffenheim wollen wir den Beweis antreten, dass Gladbach auch mal gegen einen der ersten vier gewinnen kann", sagte Borussias Trainer im Interview mit unserer Redaktion. Nach der 3:5-Niederlage gegen die TSG bot sich gegen Dortmund die nächste und letzte Möglichkeit in dieser Saison — wieder vertan. Nur zwei Punkte aus den acht Spielen gegen "die da oben" hat Gladbach damit geholt, je einen gegen Leipzig und Hoffenheim in der Hinrunde. Nun sind die vier kommenden Gegner aus dem letzten Tabellendrittel scheinbar ein Mutmacher (hier sehen Sie das Restprogramm der Kandidaten auf einen Europa-League-Platz). Doch nach den bisher acht Partien gegen diese Teams aus dem Keller stehen auch erst elf Zähler zu Buche, sechs davon gegen Ingolstadt. Dass Borussia noch immer auf Europa hoffen darf, hat sie ihrer starken Bilanz gegen die direkten Konkurrenten zu verdanken. Sieben sind es von Hertha bis Leverkusen, aus 14 Spielen wurden 26 Punkte mitgenommen. Allerdings ist dieser Gegnerpool in der Liga längst abgehakt.

Das Restprogramm im Kampf um die Europa League
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Das Restprogramm im Kampf um die Europa League

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So offen wie seit 16 Monaten nicht

Qualität, Mentalität — alles schön und gut, aber in den meisten Spielen, seit Dieter Hecking übernommen hat, konnte sich Borussia auf ihre Stabilität verlassen. Mit 16 Gegentoren aus 18 Pflichtspielen ging es in den Dreierpack gegen Köln, Hoffenheim und Dortmund, es folgten zehn aus drei. So anfällig war Gladbach zuletzt Ende 2015 im Dezember des offenen Scheunentores, als es gegen Manchester, Leverkusen, Bremen und Darmstadt sogar 15 Gegentore in vier Spielen gab. Nicht nur Jannik Vestergaard erwischte erneut einen suboptimalen Samstag, sondern auch Andreas Christensen. Seine Passquote lag diesmal zwar nicht bei 100, aber wie so oft bei über 90 Prozent. Dafür verlor der 21-Jährige wieder die Mehrheit seiner Zweikämpfe. In den vergangenen drei Spielen konnte Christensen nur 39 Prozent für sich entscheiden.

Verletzungen werfen Borussia zurück

272 Spiele sind eine beachtliche Profikarriere. Wer darauf zurückblicken kann, hat einiges geschafft. Nun steckt hinter dieser Zahl aber kein einzelner Borussia-Profi, sondern alle gemeinsam — 272 Pflichtspiele hat der Kader in dieser Saison aufgrund von Verletzungen und Erkrankungen verpasst. Im Schnitt mussten André Schubert und Dieter Hecking also auf sechs Profis pro Spiel verzichten. Zieht man Marvin Schulz und Mamadou Doucouré ab, die nie zur Verfügung standen, sind es immer noch vier Ausfälle. Gegen Dortmund fehlten mit sieben Spielern also selbst in einer gesundheitlichen Seuchensaison überdurchschnittlich viele Gladbacher — in Raffael, Thorgan Hazard und Christoph Kramer gleich drei, die bei aller Breite des Kaders nicht gleichwertig zu ersetzen sind.

Borussia Mönchengladbach: Verletzungspech in der Saison 2016/17
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Die Verletzten in der Saison 2016/17

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Foto: dpa, hak

Jonas Hofmann läuft am meisten

Es lief lange Zeit wenig, aber sie liefen die ganze Zeit. 123,6 Kilometer hatten die Gladbacher beim Abpfiff auf dem Tacho, der BVB 3,7 weniger. Auch die 259 Sprints und 747 intensiven Läufen waren herausragend, nur verdeutlicht die Statistik eben auch, dass das allenfalls die Basis sein kann — und dass man augenscheinlich ganz schön viel hinterherlaufen kann. Fleißigster Spieler in Heckings Team war wieder einmal Jonas Hofmann mit 12,81 Kilometern.

Zwei Argumente für den Videobeweis

In Abseitsfragen gilt die Regel: Im Zweifel für den Angreifer. Schiedsrichter Wolfgang Stark hatte in der neunten Minute zwar keine Abseitsfrage zu beantworten, aber eine Zentimeterentscheidung zu treffen, wie sie seine Assistenten oft vor Herausforderungen stellt. Stark zeigte auf den Elfmeterpunkt, obwohl der getroffene Fuß von Christian Pulisic bei Mo Dahouds Foul knapp außerhalb des Strafraums stand. Der Videobeweis hätte wieder einmal geholfen. Er hätte wenig später allerdings auch Tobias Strobls Tritt auf Nuri Sahins Sprunggelenk entlarvt, den Stark übersah — was deutlich schwieriger war.

(jaso)
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