Borussia Mönchengladbach Der lange Abgang des Branimir Hrgota

Mönchengladbach · Das Ende des jungen Schweden in Gladbach sagt einiges aus über die Entwicklung Borussias in den vergangenen Jahren. Und es skizziert zudem die unterschiedlichen Auswirkungen des jeweiligen Europacups auf den Kader.

 Branimir Hrgota hat bei Borussia keine Zukunft mehr.

Branimir Hrgota hat bei Borussia keine Zukunft mehr.

Foto: Dirk Päffgen

Es ist eine Zeit des Lebewohls in Gladbach. Havard Nordtveit wird gegen Leverkusen verabschiedet, Martin Stranzl ist zwei Spiele vom Karriereende entfernt, Martin Hinteregger hat die Probezeit nicht bestanden, und auch für Roel Brouwers gibt es keine Zukunft bei Borussia. Ach ja, "Vergessen Sie Hrgota nicht!", hätte Ex-Trainer Lucien Favre an dieser Stelle wohl eingeworfen, denn auch der 23-jährige Stürmer bricht seine Zelte am Niederrhein ab. Das Ende des jungen Schweden in Gladbach sagt dabei einiges aus über die Entwicklung Borussias, und es offenbart, welchen Unterschied es für den Kader macht, ob es für die Champions oder die Europa League reicht.

Hrgotas Abgang aus Gladbach ist einer mit Anlauf, mit mehr als einem Jahr Anlauf. Am 1. März 2015, beim 2:0 gegen Paderborn, stand er zum letzten Mal in Borussias Startelf. Seitdem gab es 54 Pflichtspiele, aber die in Kürze endende Saison liest sich für den lebenslustigen Schalk generell gruselig: Nur zehn Einsätze - im Schnitt zehn Minuten lang, die letzten Minuten - 14 am 5. März in Wolfsburg, der längste Liga-Arbeitstag - 20 Minuten am 29. Januar in Mainz, die Champions League - eine Gala ohne Hrgota, der einzige persönliche Feiertag - das 3:4-Pokalaus gegen Bremen mit zwei Treffern als Joker binnen 27 Minuten. Es konnte am Ende also keinen verwundern, als Sportdirektor Max Eberl neulich bestätigte, dass es keine vertragliche Ausweitung zwischen Borussia und Hrgota gibt, der 2012 für kleines Geld aus Jönköpping gekommen war. Hrgota selbst ist in diesen Wochen dennoch weit davon entfernt, schlechte Laune zu verbreiten. Er scherzt wie eh und je mit den Kollegen und verrichtet klaglos seinen Job. Nur die Interview-Anfrage unserer Redaktion lehnte er nach reiflicher Überlegung dann doch ab.

Hrgotas Abgang erzählt auf den zweiten Blick auch einiges über Borussias Aufschwung der vergangenen Jahre. Wer in dem Kader der heutigen Qualität seinen Platz behalten will, muss sich mitentwickeln. Und das tat Hrgota eben nicht. Defizite in der Rückwärtsbewegung sprach Favre-Nachfolger André Schubert früh in seiner Amtszeit an, am Ende war die Konkurrenz in der Offensive selbst in einer Saison mit Langzeitverletzten wie Patrick Herrmann oder André Hahn einfach zu gut, als dass Hrgota eine naheliegende Option auf Einsätze gewesen wäre. Insofern erlosch das beidseitige Interesse an einer Vertragsverlängerung irgendwann.

Hinzukommt, und das könnte einmal mehr ab Sommer relevant werden: Die Champions League ist eben kein Wettbewerb, in dem Borussias spürbar rotiert. Im Gegensatz zur Europa League, in der Favre in der Vorsaison munter durchwechselte - und dadurch eben auch Hrgota viel Spielpraxis verschaffte. 30 Einsätze waren es für den Schweden 2014/15, 19 von Beginn an. Zwölf Treffer gelangen ihm, allein acht in besagter Europa League. Doch als Borussia im Februar an Sevilla scheiterte, war es auch um Spielpraxis für Hrgota geschehen. Auf einer verbleibenden Hochzeit (nach dem DFB-Pokal-Aus in Bielefeld) tanzte er nicht mehr viel.

Insofern sollten Spieler wie Julian Korb, Ibo Traoré, Tony Jantschke, Nico Schulz, Patrick Herrmann, Jonas Hofmann oder Marvin Schulz mit Blick auf Spielpraxis insgeheim wohl eher hoffen, dass am Ende die Europa League für Borussia steht. Denn diese Bühne ist für die, die vermeintlich hinten dran stehen, eine verlässliche. Hrgota weiß das. Aber er weiß, eben auch, wie es ist, wenn es sie nicht mehr gibt.

(klü)
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