Borussia Mönchengladbach Der schmale Grat: Xhakas Emotionen

Mönchengladbach · Gegen Ingolstadt sieht der Schweizer zum fünften Mal Gelb-Rot als Borusse. Der simple Plan der Gäste, Xhaka zu provozieren, geht auf.

 Vorzeitiger Abgang: Granit Xhaka sammelte beim 0:0 gegen Ingolstadt die fünfte Ampelkarte ein, seit er 2012 zu den Borussen kam.

Vorzeitiger Abgang: Granit Xhaka sammelte beim 0:0 gegen Ingolstadt die fünfte Ampelkarte ein, seit er 2012 zu den Borussen kam.

Foto: Dieter Wiechmann

So mancher im Borussia-Park hatte am Samstagnachmittag so ein Gefühl. Und das schon nach wenigen Minuten. Diese Vorahnung, das Spiel gegen Ingolstadt könnte mal wieder eins sein, in dem es nicht gut geht. Eins, in dem Granit Xhaka mal wieder der Bannstrahl eines Platzverweises trifft. Zu offensichtlich war für jeden, dass Ingolstadt (vor allem Alfredo Morales) sich an diesem Nachmittag — ob nun dazu auserkoren, wie Alvaro Dominguez später von Ingolstädter Spielern gehört haben will, oder aus eigenem Antrieb — dazu entschlossen hatte, Borussias Kapitän aus der Fassung zu bringen. Ihn zu provozieren. Ihn in Richtung Platzverweis zu manövrieren. Vier Minuten vor Schluss ging dieses Kalkül auf.

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In Minute 86 unterband Xhaka einen Konter der Gäste gelbwürdig - ein quasi cleveres Foul. Dumm nur, dass er schon wegen Meckerns in Hälfte eins vorbelastet war und deswegen zum bereits fünften Mal im Gladbacher Trikot die Ampelkarte sah. Schnurstracks marschierte der Schweizer vom Platz, schaute noch das Spiel von außen zu Ende und ward danach nicht mehr gesehen, schon gar nicht vor irgendwelchen Mikrofonen. Wohl vor allem deswegen, weil es ihn gewurmt haben dürfte, dass diese simple, nicht gerade Fair-Play-verdächtige Taktik gegen ihn so perfekt aufgegangen war. Denn er, Xhaka, war von Beginn an auf jede Form der Ingolstädter Provokationen — körperlich sichtbarer, wie auch offenbar massiv verbaler — eingegangen. Hatte sich aus der Ruhe bringen lassen, hatte sich auf die Emotionen eingelassen.

Die Mitspieler nahmen ihren Kapitän nachher indes in Schutz. "Er hat sich gewehrt, würde ich sagen. Er hat ständig auf die Socken bekommen. Da hätte vielleicht die eine oder andere Verwarnung helfen können. Granit ist sehr emotional, wir nehmen ihm das nicht übel. Granit ist unser Kapitän, er hat sich gewehrt und das zu Recht", sagte Yann Sommer.

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Foto: dpa, fg hak

Aber mit ein bisschen Abstand ergibt die Analyse dieses 0:0 eben auch: Ganz ausschließen lässt sich Xhakas Anfälligkeit für Platzverweise wohl nie. Durch kein gutes Zureden, ja nicht mal durch das Übertragen des Kapitänsamts. Für ihn, der das Zeug dazu hat, ein ganz Großer zu werden, ist seine Emotionalität Segen und Fluch zugleich: Segen, weil sie ihn antreibt und seine dominante Spielweise auf dem Platz erst ermöglicht, Fluch, weil sie ihn angreifbar macht für Provokationen wie am Samstag.

Seine nun mehr schon achte Sperre muss Xhaka seit seinem Wechsel zur Borussia im Sommer 2012 nun absitzen. 2012/2013 hielt er sich noch schadlos, 2013/2014 sah er dann einmal Gelb-Rot und elfmal Gelb, 2014/15 sah er zweimal Gelb-Rot und fehlte bei zehn Gelben Karten nur deswegen einmal, weil er seine zehnte am 34. Spieltag kassierte und Gelbe Karten am Saisonende verfallen. In dieser Saison holte er sich in Bremen und nun gegen Ingolstadt Gelb-Rot. Und er bleibt bei vier Gelben Karten stehen, weswegen die neunte Sperre als Borusse nur eine Frage der Zeit ist.

Granit Xhaka sieht nach einem taktischen Foul die Gelb-Rote Karte
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Xhaka sieht nach einem taktischen Foul die Gelb-Rote Karte

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Foto: dpa, mb kno

Wenn Xhaka sich im Griff hat, ist er der beste Borusse. Dann rechtfertigt er die vielen Meldungen vom Interesse großer Vereine. Dann kommt er seinem Traum von der Premier League näher. Aber wenn er sich nicht im Griff hat, fällt er auf seinem Weg zum internationalen Klassespieler wieder ein Stück zurück. Als solcher müsste er über den Provokationen eines Aufsteigers aus Ingolstadt stehen können. Bis dahin bleibt es ein schmaler Grat mit Xhaka und seinen Emotionen.

(klü)
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