Borussia Mönchengladbach "Der Trainer ist noch ehrgeiziger geworden"

Mönchengladbach · Borussias Abwehrchef Martin Stranzl spricht über die tolle Serie der Gladbacher in den bisherigen 18 Pflichtspielen, die Qualitäten der Mannschaft, Trainer Lucien Favre und das Spiel am Sonntag in Dortmund (ab 17.30 Uhr im Live-Ticker).

Martin Stranzl: U19-Co-Trainer bei Borussia Mönchengladbach
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Das ist Martin Stranzl

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Foto: Dieter Wiechmann

Herr Stranzl, das 2:0 gegen Limassol war im Rückblick dann doch ein eher humorloser Sieg, oder?

STRANZL Naja, wir wussten ja von Beginn an, dass es bei weitem schwieriger werden würde als im ersten Spiel gegen sie. Du musst halt geduldig sein. Und genau solche Siege wie dieses 2:0 brauchst du nun mal auch als Mannschaft.

Sagt also am Ende selbst solch ein dreckiger Sieg etwas aus über die Qualität der Mannschaft aus?

STRANZL Dass der Sieg dreckig war, würde ich gar nicht einmal sagen. Natürlich hätten wir in vielen Situationen schneller spielen müssen und besser über die Außen. Das haben wir nicht gut gemacht, aber auf der anderen Seite sind wir auch ruhig geblieben und nicht in Panik verfallen. Das ist auch eine Qualität.

Viele Experten hatten in dieser Woche spekuliert, dass Sie auf Zypern auch mal eine Pause bekommen würden. Wollten Sie keine?

STRANZL Nein, mir geht's gut. Wir haben zuletzt oft auf tiefem Boden gespielt, da bin ich am Sonntag gegen Hoffenheim halt mal weggerutscht, und der Muskel hat zugemacht. Aber es war ja nichts Gravierendes. Sonst hätte ich ja gegen Limassol auch nicht schon wieder 90 Minuten spielen können.

Was bedeutet es Ihnen persönlich, Teil dieser Mannschaft zu sein, die nun einen Rekord von 18 ungeschlagenen Pflichtspielen vom Start weg aufgestellt hat?

STRANZL Wenn wir aufgrund dieser Serie etwas gewinnen, sage ich Dankeschön und feiere, aber wenn wir deswegen nichts gewinnen, dann bringt die Serie uns auch nichts. Das mag jetzt ein bisschen unterkühlt klingen, aber für mich ist das einfach so. Die Serie ist schön, aber erreicht haben wir wegen ihr ja noch lange nichts.

Was konkret meinen Sie, wenn Sie sagen, "etwas gewinnen" zu wollen?

STRANZL Ein Titel. Ich habe ja noch keinen. Diese Serie hilft dir doch am Ende nur, wenn du irgendwo einen Titel holst - egal, welchen. Alles andere - Zweiter, Dritter, Vierter - wäre natürlich auch schön für den Verein, aber ...

...denken Sie denn schon zu diesem Zeitpunkt daran, ob es möglich ist, mit Borussia einen Titel zu gewinnen?

STRANZL Nein, daran denke ich nicht, die Frage lautete ja auch, wann uns eine solche Serie aus meiner Sicht etwas bringt. Und da geht es nur um einen Titel. Das kann ja gerne jeder anders sehen.

In der Liga wartet nun Borussia Dortmund. Der BVB geht dabei mit einem Negativtrend in die Partie, Gladbach dagegen mit einem unglaublichen positiven. Was sagen diese Vorzeichen über die Art des Spiels aus, die zu erwarten steht?

STRANZL Gar nichts. Das Einzige, was in diesem Zusammenhang wirklich für uns sprechen könnte, ist die Tatsache, dass die Dortmunder nach Jahren auf der Erfolgswelle eine schwierige Situation wie im Moment vielleicht nicht so gut kennen. Das kann schon eine psychologische Belastung sein. Sie wollen zu Hause endlich mal wieder gewinnen, insofern müssen wir uns darauf einstellen, dass es ein sehr umkämpftes, hartes Spiel werden wird.

Es ist ein Spiel gegen Ihren Ex-Kollegen Marco Reus. Er war vor drei Jahren Borussias Garant für eine erfolgreiche Saison. Ist Borussias Team von heute einen Schritt weiter, weil sie eben nicht mehr so abhängig von einem einzelnen Ausnahmespieler ist?

STRANZL Mit Marco haben wir ja auch einen anderen Spielstil gepflegt, das darf man nicht vergessen. Die Mannschaft hat sich stark verändert im Vergleich zu damals. Natürlich haben wir auch jetzt viele Spieler, die durch eine Aktion ein Spiel entscheiden können, aber wir sind viel breiter und harmonischer aufgestellt. Jeder weiß, was er auf dem Platz zu tun hat. Und es sind eben nicht mehr nur die ersten elf wie vor drei Jahren, jetzt rotieren wir viel, weil wir viel mehr Qualität im Kader haben.

Borussias Trainer Lucien Favre galt lange nicht als Freund der Rotation. Nun wendet er sie sehr erfolgreich an. Haben Sie als Spieler da bei ihm auch eine Weiterentwicklung ausmachen können?

STRANZL Natürlich entwickelt sich der Trainer auch weiter, er ist noch ehrgeiziger geworden als in den Jahren davor. Das ist doch schön. Durch die Rotation muss sich jeder immer wieder neu beweisen. Und dieser Hunger, dieser Biss ist etwas, das die Mannschaft aktuell auch auszeichnet.

(RP)
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