Borussia Mönchengladbach DFB erwägt Spiele ohne Gäste-Fans

Düsseldorf · Die Deutsche Fußball-Liga macht sich für die Einführung von personalisierten Tickets bei problematischen Spielen stark.

Kölner Fans sorgen mit Platzsturm für Chaos
44 Bilder

Kölner Fans sorgen mit Platzsturm für Chaos

44 Bilder
Foto: Dieter Wiechmann

Nach den Krawallen beim Fußball-Derby zwischen Borussia Mönchengladbach und dem 1. FC Köln diskutieren Vereine und Verbände über Konsequenzen aus den Vorfällen. Im Kölner Block waren Raketen und Pyrotechnik gezündet worden, nach dem Abpfiff waren mehr als 30 Chaoten in den Innenraum gestürmt.

Auswärtsfahrten Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erwägt ein Verbot von Auswärtsfahrten für Fußball-Fans in der Bundesliga. DFB-Sicherheitschef Hendrik Große-Lefert sagte gestern im Gespräch mit unserer Zeitung: "Wenn der Veranstalter sonst keine Möglichkeiten mehr hat, muss man solch drastische Sanktionen ergreifen. Ob Auswärtsfahrten verboten werden, muss die unabhängige Sportgerichtsbarkeit prüfen und entscheiden." Unter anderem in Italien und in den Niederlanden reagierten die Verbände mit dem Verbot von Auswärtsfahrten auf Krawalle. In Holland wird dieses Verbot für fünf Jahre festgelegt. Es sollte zuletzt wieder aufgehoben werden, dann wurde wieder randaliert und die Maßnahme verlängert. Andreas Rettig, Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL), sagt: "Das wollen wir nicht. Die Atmosphäre in den Stadien lebt von den Gesängen der unterschiedlichen Fangruppen."

Personalisierte Eintrittskarten Rettig sagt: "Die Einführung von personalisierten Tickets kann bei besonders sicherheitsrelevanten Spielen eine Option sein. Die Zuschauer bekommen die Eintrittskarten erst vor Ort gegen Vorlage des Personalausweises ausgehändigt." Als Vorbild für das Verfahren dient das Niedersachsen-Derby zwischen Eintracht Braunschweig und Hannover 96 in der vergangenen Saison. Hannover hatte ein Voucher-System für die kontrollierte Anreise erlassen, eine individuelle Anreise war nicht möglich. Die Ultras aus der Landeshauptstadt blieben dem Spiel fern und wendeten sich schließlich ganz von der Bundesliga-Mannschaft ab. Fans in den Niederlanden müssen in der Heimatstadt des Vereins in einen Bus (oder Zug) steigen, kommen am Stadion an und fahren danach wieder zurück.

Ganzkörperkontrollen Wolfgang Holzhäuser, Mitglied der Gesellschafterversammlung von Bayer Leverkusen, plädiert dafür, nicht vor Kosten zurückzuschrecken, um bei Einlasskontrollen modernste Technik einzusetzen: "Ganzkörperkontrollen wie an Flughäfen halte ich für eine gute Möglichkeit - nicht flächendeckend, aber bei Bedarf. Das ist machbar." DFB-Sicherheitschef Große-Lefert: "Je schärfer die Sicherheitsmaßnahmen, desto größer sind die Unannehmlichkeiten für unbeteiligte Zuschauer. Der Fußball braucht gerade von den echten Fans ein im Stadion hörbares Bekenntnis gegen Pyro- oder Gewaltaktionen."

Fotos der Randalierer veröffentlichen Der 1. FC Köln hat die Veröffentlichung von Nahaufnahmen zur Ermittlung von randalierenden Hooligans verteidigt. Es habe Rücksprachen mit Juristen gegeben, die zur Entscheidung geführt hätten, "die Bilder zu veröffentlichen". Demnach gebe es Ausnahmen vom Recht am eigenen Bild, etwa bei Versammlungen wie Demos, Konzerten oder auch Fußballspielen. Der Verein hatte die Fotos von vermeintlichen Verursachern der Ausschreitungen im Borussia-Park auf seine Homepage gestellt. Unterschrieben wurden die Fotos unter anderem mit dem Satz: "Wer wegsieht und solche Leute deckt, lebt eine falsche Solidarität und schadet dem Club. Deshalb veröffentlichen wir diese Bilder." Andreas Rettig, vormals Manager in Köln, begrüßt dieses Vorgehen: "Damit geht der FC den richtigen Weg. Es ist doch interessant, wenn der Arbeitgeber sehen kann, was sein Angestellter am Wochenende treibt." Rettig beklagt, dass die Mehrheit der Fans "solche Vorfälle toleriert. Hier wäre eine aktive Mithilfe bei der Ermittlung der Täter wünschenswert."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort