Länderspiel im Borussia-Park Dem DFB droht in Mönchengladbach ein Debakel

Mönchengladbach · Sollten Sie kurzfristig Lust verspüren, Bastian Schweinsteiger am Mittwoch bei seiner letzten Ehrenrunde im Nationaltrikot zuzujubeln – Sie könnten noch Ihren ganzen Stadtteil mitnehmen. Für das sportlich bedeutungslose Spiel gegen Finnland gibt es nämlich noch ganze Blöcke, für die bisher keine einzige Karte verkauft wurde.

 Schon das Länderspiel 2011 gegen Australien sahen nur 30.000 Zuschauer. Die Partie gegen Finnland wird das noch einmal unterbieten.

Schon das Länderspiel 2011 gegen Australien sahen nur 30.000 Zuschauer. Die Partie gegen Finnland wird das noch einmal unterbieten.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Sollten Sie kurzfristig Lust verspüren, Bastian Schweinsteiger am Mittwoch bei seiner letzten Ehrenrunde im Nationaltrikot zuzujubeln — Sie könnten noch Ihren ganzen Stadtteil mitnehmen. Für das sportlich bedeutungslose Spiel gegen Finnland gibt es nämlich noch ganze Blöcke, für die bisher keine einzige Karte verkauft wurde.

Gut 15.000 Tickets hatte der DFB bis zum Wochenende abgesetzt. Deswegen nutzte Team-Manager Oliver Bierhoff die Auslosung der nächsten DFB-Pokal-Runde in der ARD, um an die Mönchengladbacher zu appellieren, zum Länderspiel zu kommen. Trotz des Schlussspurts und allerlei kurzfristiger Marketingaktionen, werden wohl nicht mehr als 20.000 Zuschauer im Stadion dabei sein. Wer jetzt noch eine Karte im Oberrang haben will, wird in den Unterrang gesetzt, damit das Stadion wenigstens bei der TV-Live-Übertragung nicht ganz so leer wirkt, wie es tatsächlich ist.

Bislang war der Borussia-Park für den DFB eine Bank. Bei den bisherigen fünf Länderspielen war es — obwohl die Gegner jeweils nicht zur allerersten Riege zählten — vier Mal mit deutlich über 40.000 Besuchern richtig voll. Allein beim Spiel gegen Australien 2011, für das Bundestrainer Jogi Löw viele seiner Stammspieler schonte, kamen nur 30.152 Fans. Das Spiel gegen Finnland wird also der absolute Negativ-Rekord in der Gladbacher Länderspielgeschichte.

Völlig überraschend kommt das indes nicht. Der wenig attraktive Gegner wurde erst Anfang Juni bekanntgegeben. Der Bundestrainer hat zuletzt bei Freundschaftsspielen oft nicht die erste Garde aufs Feld geschickt. Und auch diesmal hat er nicht gerade den Eindruck erweckt, als habe dieses Spiel eine messbare Bedeutung. Kein Borusse steht im Kader.

Die Tickets kosten zwischen 25 und 75 Euro. Und dann haben die Gladbacher Fans, für die Zeit und Geld endliche Faktoren sind, eine relativ leichte Wahl: Innerhalb weniger Wochen stehen drei Champions-League-Heimspiele, darunter gegen Barcelona an, alle waren schnell ausverkauft. Außerdem gibt es ein DFB-Pokal-Heimspiel und Bundesliga-Partien unter anderem gegen Leverkusen und Köln. Und eben Finnland. Borussia-Geschäftsführer Stephan Schippers sagt diplomatisch: "Für die Fußball-Fans in unserer Region gibt es in diesen Wochen ein riesiges Angebot."

Nicht mal Schüler kann man für das Länderspiel kurzfristig als Claqueure einfliegen. Dazu ist die Anstoßzeit unter der Woche zu spät. Kurz und gut: Finnland ist wohl ein Gegner, bei dem der DFB mit einem Wochenendspiel mit früherer Anstoßzeit in einem deutlich kleineren Stadion besser beraten gewesen wäre.

Borussia-Geschäftsführer Stephan Schippers betont gleichwohl: "Ein Länderspiel im Borussia-Park zu haben, ist eine tolle Sache, über die wir uns als Verein freuen." Ganz besonders würde sich Schippers wohl über den Zuschlag für einige Länderspiele in acht Jahren freuen. Dann ist Fußball-Europameisterschaft. Deutschland hat gute Chancen, Ausrichter zu werden. Und der Borussia-Park würde sich dann auf jeden Fall als Austragungsort bewerben.

"Wir werden bereit sein. Die letzten offenen Punkte im Verkehrskonzept werden gerade von der Stadt angegangen", sagt Schippers. 2006 bei der Fußball-Weltmeisterschaft war Gladbach leer ausgegangen und bewies fünf Jahre später bei der Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft, wie gut die Stadt Sport-Großereignisse gewuppt bekommt. Dass Gladbach regelmäßig Länderspiele zugeteilt bekommt, kann auf dem Weg zur EM gewiss nicht schaden — selbst wenn die Umstände wie dieses Mal suboptimal sind.

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