Borussia Die Borussia-Familie feiert sich

Mehr als 100 000 Besucher, stundenlanges Anstehen für Autogramme und seelige Fans: Beim Familienfest im Borussia-Park rückten Anhänger und Verein ganz eng zusammen. Die Spieler und Präsident Rolf Königs waren beeindruckt über die Begeisterungsfähigkeit der Borussia-Familie.

Leserfotos vom Familienfest bei der Borussia
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Die Mutter zweier Kinder zu sein, ist bei Borussias Saisoneröffnung nicht unbedingt leicht. Anja Beiten steht mit ihren beiden Söhnen an und wartet. Das tut sie schon seit Stunden. Um sie herum tobt Borussias Familienfest mit Livemusik, viele Aktionen, und Auftritte der Mannschaft locken die Kinder in die Menge. Aber die junge Familie hat sich zurückgezogen in die Stille der Südkurve, wo sich die Autogrammjäger in einer mehr als hundert Meter langen Schlange aufreiten. "Zweieinhalbstunden Warten für Autogramme", sagt Anja Beiten und rollt die Augen.

Aber Nicholas (11) und Luca (8) wollten unbedingt hierhin. Auf die Terrasse des Stadions, wo Borussias Profis stundenlang beinahe alles signierten, was ihnen unter die Filzschreiber kam. Ein Fan muss tun, was ein Fan tun muss. "Meine beiden Enkel waren früher Schalke-Fans", sagt Engelbert Mannheim (60) aus Koblenz und streicht ihnen über den Kopf. "Ich habe sie mit Moselwein umgetauft."

Es war ein Akt tiefer Zuneigung, den Borussias Fans gestern beim Familienfest den Verein spüren ließen. Über 100 000 Besucher kamen den Tag über in den Borussia-Park, zumeist Familien mit Kindern, die von weither angereist waren. Alle hegten innig den Wunsch, die Saison möge doch etwas besser verlaufen als die vergangene Spielzeit. Am Samstagabend beim Fanfest waren es weitere 8000 Fans gewesen, die die Mannschaft beinahe überschwänglich feierten — nach einem glanzlosen Unentschieden im Testspiel gegen die Bolton Wanderers. Um die Spieler, die von Bühne zu Bühne eilten, bildeten sich stets neue Menschentrauben.

Fotos oder Autogramme waren nur schwer möglich. Da staunte Neu-Borusse Thorben Marx: "Das ist mit Bielefeld einfach nicht vergleichbar. Ich hatte bisher nur gehört, was hier passiert." Oliver Neuville klärte auf: "Das ist in Gladbach immer so. Wir haben tolle Fans, wenn man bedenkt, das wir letzte Saison keinen guten Fußball gespielt haben. Leider können wir nicht jeden Autogrammjäger zufriedenstellen."

Neuville musste aber damit zurechtkommen, dass sein Autogramm und seine Rückennummer bei den Fans nicht mehr die meistgefragten waren. "Bobadilla, Arango — das bekommen wir den ganzen Tag zu hören", sagte Rebecca Stöhr vom Beflockungsstand. Einer der neuen Besitzer eines frischen Bobadilla-Trikots ist der dreijährige Marvin. Seine Mutter Melanie Pastors hatte sich im Fanshop in der Masse erfolgreich durchgesetzt und das Leibchen mit der Nummer zehn erkämpft. Marvins altes Marko-Marin-Shirt kommt jetzt in den Kleiderschrank.

So viel Zuspruch machte auch den Präsidenten sprachlos. "Das ist eine Wucht", sagt Rolf Königs. Wo immer er auftauchte, war er umringt von Autogrammjägern. Viele wollten auch ein Foto von sich und Königs mit nach Hause nehmen. So viele Fans wie gestern dürfte Königs lange nicht mehr im Arm gehabt haben. Der genoss den Kontakt nach den Anfeindungen bei der Jahreshauptversammlung im Mai sichtlich. Auch das ist ein Ergebnis des Familienfestes im Zeichen der Raute: Die Borussia-Familie hat sich wieder ganz lieb.

(RP)
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