Borussia Mönchengladbach Die Fans ertragen ihr Schicksal tapfer

Manchester · Nur vor ein paar hundert eigenen Fans wird Borussia Mönchengladbach das Nachholspiel bei Manchester City bestreiten. An der Leidenschaft ist es wohl bei niemandem gescheitert, allenfalls am Geld oder der Logistik.

 Borussia-Fans in Manchester: Peter Biermanns, Thorsten Nasse und Dieter Goebbels.

Borussia-Fans in Manchester: Peter Biermanns, Thorsten Nasse und Dieter Goebbels.

Foto: Sorgatz

Manchmal wird die Welt ganz klein, da reicht ein Unwetter mit Blitzen und Starkregen. Dann rücken Recife in Brasilien und Manchester in England plötzlich eng zusammen. Peter Biermanns aus Ütterath, Dieter Goebbels aus Heinsberg und Thorsten Nasse aus Frankfurt am Main haben sich bei der WM 2014 kennengelernt, als die deutsche Nationalmannschaft in Recife gegen die USA spielte. Auch damals schüttete es ununterbrochen, genau wie am Dienstagabend in Manchester. Doch während Deutschland sein Vorrundenspiel 1:0 gewann, mussten ManCity und Borussia Mönchengladbach noch 24 Stunden warten.

Am Mittwochvormittag steht das WM-Trio mit der Raute im Herzen vor Sinclair's Oyster Bar, die — da sie schon zweimal da waren — nun ein traditioneller Trefferpunkt der Borussia-Fans in Manchester ist. Nur ist es deutlich leerer als am Vortag. Ein Großteil der ursprünglich 1600 Mitgereisten ist bereits nicht mehr in der Stadt. Die ersten Busse sind in der Nacht gefahren, es leert sich immer weiter — bis nur noch ein paar hundert Fans da sind. "Den Flug haben wir relativ einfach umbuchen können", sagt Peter Biermanns. "Nur die Hotelsuche war etwas schwierig, aber nach zwei Stunden haben wir etwas gefunden."

Sein Freund Thorsten Nasse hatte schon eine Odyssee hinter sich, als das Spiel abgesagt wurde. Aufgrund eines kaputten Fliegers benötigte er elf Stunden von Frankfurt-Hahn nach Manchester. Zurück fliegt er nun von Edinburgh, also musste er noch ein Zugticket besorgen. "Was macht man nicht alles?", stellt er die typische rhetorische Frage begeisterter Fußballfans. Nasse ist selbstständig, immerhin der Teil war logistisch einfach, und auch seine Frau nehme alles gelassen, versichert er. "Dieses Faible erträgt sie tapfer. Jetzt muss ich wohl das Spiel bei Celtic ausfallen lassen. Nach Barcelona kommt sie dann mit", sagte Nasse. Dass die Borussia-Fans noch mehr in der Unterzahl sein würden? Kein Problem, meint Biermanns, "wir geben jeder das Doppelte und Dreifache."

Zu den mehr als 1000 Fans, die nach Hause müssen, ohne einen rollenden Ball gesehen zu haben, gehören Arne Müller aus Alpen und seine Freunde. "Umbuchen war nicht mehr möglich. Jetzt müssen wir auf der Couch gucken", sagt er. Aber die kommenden Reisen in der Champions League entschädigen den Allesfahrer ein wenig. "Mit Glasgow und Barcelona warten noch echte Bonbons auf uns, da sollte das mit dem Wetter hinhauen", sagt Müller.

Irgendwo zwischen den Nach-Hause-Fliegern und reibungslosen Umbuchern liegt Urs Mendlers Geschichte. Der Schweizer hatte schon aufgegeben. "Ich wäre so von Manchester nach München geflogen, dass ich das Nachholspiel nicht einmal im Fernsehen hätte gucken können", erzählt er. Nach der Absage sei die Stimmung ganz schön im Keller gewesen, aber das Happy End gab es am Mittwochvormittag: Mendler hat sich einen Platz in dem Flieger der Journalisten, Sponsoren und Fanprojektleute organisiert. "Mit dem Arbeitgeber geht das auch klar. Ich bin bei den Schweizerischen Bundesbahnen angestellt, die sind immer sehr kulant", sagt er.

Nun hat Mendler noch einen freien Tag zusätzlich bekommen. "Nächste Woche steht dann schon Leipzig an", blickt er voraus, noch in Manchester in Sinclair's Oyster Bar stehend, vor dem Spiel. "Was macht man nicht alles?" — die rhetorische Frage stellt Mendler zwar nicht. Aber die Worte dürften ihm nicht fremd sein.

(jaso)
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