Borussia Mönchengladbach Die verschiedenen Facetten der Ultras

Mönchengladbach · Die Ultraszene ist vielseitig: Sie hält sich nicht immer an die Regeln, ist fanpolitisch unterwegs, kreativ und sozial engagiert.

Choreos bei Borussia Mönchengladbach – ein Überblick
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Die Choreos der Borussia-Fans

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Foto: dpa/Bernd Thissen

Borussias Ultras hatten in dieser Saison viel zu tun. Zu den Champions-League-Heimspielen gegen Manchester, Turin und Sevilla gab es gigantische Choreografien, die sich teilweise über das gesamte Stadion erstreckten - dahinter steckt viel Planungs- und Vorbereitungsarbeit. Ideen wurden entwickelt, es wurde millimetergenau vermessen, teilweise am Computer vorab geplant - "wir sind da schon perfektionistisch und haben viele kreative Köpfe", sagt Sebastian "Seb" Nellis, von der Ultragruppe Sottocultura.

Gegen Manchester wurden verschiedene Borussen-Logos dargestellt, gegen Turin gab es einen Regen aus Papierschnipseln und zuletzt gegen Sevilla eine Hommage an große Europapokalabende Borussias. Heute, wenn der FC Bayern kommt, wird es indes keine besondere Choreo gegen - "aber natürlich den gewohnten Support mit Fahnen und Gesängen", sagt Nellis.

Borussia-Fans präsentieren Konfetti-Choreo
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Borussia-Fans präsentieren Konfetti-Choreo

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Foto: Dirk Päffgen

Etwa 600 Mitglieder hat die Gladbacher Ultra-Szene, zudem gibt es einen Förderkreis mit rund 800 Mitgliedern, dem auch viele Nicht-Ultras angehören. Über den und über Spenden werden unter anderem die aufwendigen Choreografien finanziert. Die Ultras verstehen sich als "Subkultur" und als Gralshüter der Fankultur. Als solche sind sie dann auch fanpolitisch unterwegs, wie zuletzt, als sie den Umbau des Gästeblocks im Borussia-Park kritisierten oder die Uefa verbal attackierten. Auch der Einsatz von Pyrotechnik, der verboten ist, gehört zum Repertoire der Ultras - Letzteres wird definiert als "eine Art Choreo" oder "Stilmittel des Supports". Den Verein, den die Ultras unterstützen, kostet dies gewöhnlich einige zehntausend Euro Geld pro Saison. Es ist die dunkle Seite der vielseitigen und facettenreichen Ultraszene: die eigenen Interessen vertreten, wenn nötig auch gegen alle Regeln. Es gibt noch eine weitere: die soziale Seite.

2010 wurde das Aktionsbündnis "Nordkurve Aktiv" gegründet. Es besteht vor allem aus Mitgliedern der Ultra-Szene, aber auch viele andere Fans der aktiven Fanszene Borussias sind dabei. "Wir haben in der Nordkurve viel soziales Potenzial und wollten es sinnvoll nutzen", sagt Johannes "Hannes" Kohlhaas, der sich als Mitarbeiter bei "De Kull" für das Projekt einsetzt. Anfangs war es das Ziel, pro Saison 1900 Euro - angelehnt an das Gründungsjahr Borussias - zu sammeln und diese an Kinder- und Jugendeinrichtungen in der Stadt weiterzugeben. Jedes Jahr kamen aber mehr als 1900 Euro zusammen. Quellen gibt es reichlich: Der Ball, den Granit Xhaka zum Derby-Sieg in der Vorsaison ins Kölner Tor köpfte, landete in der Nordkurve und wurde versteigert, ebenso mal ein Schuh von Mike Hanke. Regelmäßig gibt es Becher-Sammelaktionen. Und jedes Jahr wird ein Kalender mit Fan-Bildern verkauft.

Neben Geldgaben gibt es auch Sachspenden. Ein Fußballfeld eines Kindergartens wurde mal renoviert und mit Graffiti verschönert, auch im Eickener Margarethengarten hat sich Nordkurve aktiv engagiert. In diesen Tagen geht ein von ,Nordkurve Aktiv' entsandter Nikolaus in Kinder- und Jugendeinrichtungen in Gladbach, natürlich ausgestattet mit Nikolaustüten. "Die Süßigkeiten sammeln wir unter anderem bei den Spielen ein, auch beim Spiel gegen die Bayern kann vor der Nordkurve am mobilen Jugendzentrum von De Kull etwas abgegeben werden", sagt Nellis. "Es ist erstaunlich, was die Initiatoren auf die Beine gestellt haben", sagt Philip Hülsen.

(RP)
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