Borussia Mönchengladbach Eberl sucht nach vielseitig einsetzbaren Spielern

Mönchengladbach · Borussias Sportdirektor freut sich auf ein paar besinnliche Tage. Lange wird Max Eberl die Arbeit aber nicht ruhen lassen. Er ist auf der Suche nach Verstärkungen.

Max Eberl: Seine Karriere in Gladbach, Leipzig und München
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Das ist Max Eberl

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Foto: dpa/Uwe Anspach

Es war ein spannendes Jahr für Max Eberl, den Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach. Einer furiosen Rückrunde der Saison 2014/15 mit 39 Punkten und der erstmaligen Qualifikation für die Champions League folgte eine "skurrile" Hinrunde der aktuellen Spielzeit — mit einer Niederlageserie zum Start, dem Rücktritt von Trainer Lucien Favre, der Beförderung André Schuberts erst zum Interims- und dann zum Chefcoach, einer grandiosen Erfolgsserie, starken Pokal- und Champions-League-Spielen, einer Delle mit Europa- und Pokal-Aus und schließlich dem wilden 3:2 gegen Aufsteiger Darmstadt, das die Gladbacher das Jahr auf Platz vier beschließen lässt.

Daher ist Eberl froh, dass nun über Weihnachten ein paar besinnliche Tage anstehen. Tage, die, anders als in England, auch Fußball-los sind. "In England gibt es den Boxing Day schon immer, und er ist ein großes Thema, auch für das Fernsehen. Ich denke, dass bei uns Weihnachten unangetastet bleiben wird. Das finde ich auch gut so. Was andere Veränderungen angeht, muss man von Fall zu Fall schauen. Aber einen Boxing Day in der Bundesliga kann ich mir nicht vorstellen", sagte Eberl im Interview mit unserer Redaktion (Teil I an Heiligabend, Teil II am 28. Dezember).

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Das Hinrunden-Zeugnis der Borussia

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Foto: afp, agz

Im Gespräch mit unserer Redaktion verriet Eberl auch, wann bei den Borussen der Entschluss endgültig gereift sei, Schubert zum Chef zu machen und die Suche nach einem anderen Trainer ganz einzustellen. "Nach dem Hertha-Spiel hat es sich immer mehr herauskristallisiert, dass er die Lösung sein kann und ist", sagte Eberl. Beim Überraschungsteam aus Berlin siegte Schuberts Borussia überlegen 4:1 und zeigte dem Hauptstadt-Klub seine Grenzen auf.

Dieser Erfolg Anfang November war einer der Bausteine für den Sturm von Platz 18 in die Champions-League-Ränge. Dass es so schnell ging, das hat Eberl selbst ein wenig überrascht, doch er hat nie am Team gezweifelt. "Dass es am Ende der Hinrunde Platz vier sein würde, damit war nicht zu rechnen. Aber dass der Kader auch in der Breite so stark ist, aus so einer sportlich prekären Situation herauszukommen und im Mittelfeld zu landen, war uns bewusst", sagte Eberl der RP.

Borussia hat das unter durchaus widrigen personellen Umständen geschafft. Sieben Spieler fehlten zuletzt wegen Verletzungen. Ibrahima Traorés Muskelprobleme waren dabei noch das geringste und überschaubarste Übel. Nico Schulz, Tony Jantschke und Patrick Herrmann haben Kreuzbandverletzungen, Abwehrchef Martin Stranzl zog sich bei seinem einzigen Saisonspiel einen Augenbogenbruch zu, André Hahn hatte eine Schienbeinfraktur und Álvaro Dominguez eine Rücken-OP. Wann sie wieder bei 100 Prozent sein werden, ist offen.

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Foto: ap

Darum hat Eberl für den Winter Transfers angekündigt. Indes nur solche, die langfristig relevant sind und nicht nur kurzfristig die Situation verbessern. Daher sei es nicht so leicht, passende Spieler zu finden. Spieler eben, die ins Gladbacher Beuteschema passen. Die Herren sollen recht jung und somit entwicklungsfähig sein, aber schon über eine gewisse Erfahrung verfügen. Zudem sollen sie eine gewisse Polyvalenz mitbringen, eine vielseitige Verwendungsmöglichkeit also. Eberls Ansatz ist: Ein Spieler, der viele Positionen spielt, bietet einfach viel mehr fürs Geld.

Gesucht wird sicherlich Personal für die Defensive, von der "Sechs" rückwärts sozusagen. Denn in Stranzl, Dominguez und Jantschke fehlen gleich drei Defensivspieler für "innen". In Dominguez und Schulz fallen zudem beide Backups für Linksverteidiger Oscar Wendt aus. Der perfekte Neuling für den hinteren Bereich wäre also einer, der links hinten, im defensiven Zentrum und vor der Abwehr spielen kann. Einer, auf den alle Parameter zutreffen, ist Martin Hinteregger von Red Bull Salzburg, der schon länger mit Borussia in Verbindung gebracht wird. Erst 23 Jahre ist der Mann alt, doch er ist längst kein Greenhorn mehr - und er kann all die Positionen spielen, auf denen Borussia hinten Bedarf hat. Hinteregger hat mit Salzburg und als Nationalspieler Österreichs internationale Erfahrung gesammelt. Allerdings würde er, geschätzt, acht Millionen Euro kosten. Er wäre definitiv ein Vorgriff auf die neue Saison - und eine gute Investition in die Zukunft, denn der 35-jährige Stranzl wird sicher nicht mehr ewig spielen. Robin Knoche vom VfL Wolfsburg, der ebenfalls mit Borussia in Verbindung gebracht wird, kann "nur" die drei zentralen Positionen in der Defensive spielen: auf der Sechs und beide im Abwehr-Zentrum. Eberl wird verschiedene Optionen ausloten.

Ein "interner Transfer" (so nennt Eberl die Ausweitung bestehender Verträge) für die Abwehr der Zukunft könnte Havard Nordtveit sein. Dessen Vertrag läuft am Ende der Saison aus, doch es ist zu vermuten, dass das Arbeitspapier des Norwegers zeitnah verlängert wird. Unter Schubert ist Nordtveit nicht nur als dreimaliger Torschütze, sondern auch als wichtige Variable in Erscheinung getreten: Hinten rechts, vor der Abwehr, vor allem aber im defensiven Zentrum arbeitete Nordtveit verlässlich und gut.

Auch für die Offensive sucht Eberl. Derzeit wird er zwar keinen Angreifer abgeben, doch es ist abzusehen, dass sich mindestens Branimir Hrgota verändern wird, der in dieser Saison bisher kaum eine Rolle spielte (mal abgesehen von seinen beiden Pokaltoren) und daher nicht zufrieden ist. Hrogtas Vertrag läuft im Sommer 2016 aus, dass er verlängert wird, scheint zum jetzigen Zeitpunkt unwahrscheinlich, auch wenn Ex-Trainer Lucien Favre zu sagen pflegte: "Vergessen sie Hrgota nicht."

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Foto: Wiechmann

Einen internen Transfer für die Offensive hat Eberl schon getätigt. Nachwuchsmann Tsiy William Ndenge hat einen Profivertrag bekommen. Er kann auf der linken und rechten Außenbahn und im zentralen offensiven Mittelfeld oder als hängende Spitze spielen. Auch Marlon Ritter, der nach einer ordentlichen Vorbereitung abgetaucht war, war zuletzt mal wieder im Kader. Und dann ist da noch Djibril Sow, der elegante Schweizer, der alle zentralen Mittelfeldrollen spielen kann. Auch er gehörte zuletzt zum Bundesliga-Aufgebot. Dass sich auch Josip Drmic und Thorgan Hazard für die Rückrunde mehr vorgenommen haben, kommt hinzu. Beide haben nur wenig gespielt und werden gleichsam einen Neustart in die Saison machen. Gleichwohl könnte es auch für die Offensive Zuwachs von außen geben. Spekuliert wird, dass die Borussen an Dynamo Dresdens Offensiv-Allrounder Marvin Stefaniak (20) interessiert sind. Kontakte zu den Sachsen gibt es ohnehin, weil Torhüter Janis Blaswich an den Drittligisten ausgeliehen ist. Stefaniak wäre ein typischer Gladbach-Transfer: ein Talent auf dem Sprung. Auch er spielt drei Positionen in der Offensive.

Möglichkeiten, etwas ins Team zu investieren, haben die Borussen. Die Teilnahme an der Champions League hat rund 30 Millionen Euro eingebracht. Gleichwohl wird Eberl nur in Spieler investieren, die wirklich passen. Dass es "keine Harakiri"-Aktionen geben wird, hat er längst klargestellt. Sein Trainer André Schubert wird sich jedenfalls während der stillen Tage bereithalten, falls es Gesprächsbedarf wegen des einen oder anderen Spielers gibt.

(kk)
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