Borussia Mönchengladbach Ein Schuss, ein Tor, der Schotten!

Mönchengladbach · Mit seinem Schuss durch ein Fenster im dritten Stock ist er zum "Helden von Rom" geworden. Markus Schottens Volltreffer ist im Internet ein Hit. Doch der Erkelenzer sieht den Hype ganz gelassen.

Borussia-Fan schießt Ball durch Fenster in Rom
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Borussia-Fan schießt Ball durch Fenster in Rom

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Markus Schotten kann froh sein, dass sein Sohn zu alt ist, um mit dem Fußball in der Wohnung zu spielen. Denn nach seinem inzwischen legendären Fensterschuss an der Spanischen Treppe in Rom glaubt dem Familienvater niemand mehr, dass Bälle in geschlossenen Räumen nichts zu suchen haben. 70.000 Views bei YouTube, ein Auftritt im Fernsehen, diverse Interviews — hinter dem Borussia-Fan aus Erkelenz liegt eine bewegte Woche.

Der "Held von Rom"

Nachdem er einen gelben Fußball in der "ewigen Stadt" durch ein Fenster im dritten Stock geschossen hat, ist Schotten für viele nur noch der "Held von Rom". Am Freitagabend, acht Tage danach, steht er auf einem Parkplatz kurz vor Frankfurt. Die Raute im Herzen ruft schon wieder — Auswärtsspiel bei der Eintracht. "Ich sehe das ganz entspannt", betont Schotten mehrfach. Unmittelbar nach seinem Traumtor an der Spanischen Treppe hatte er noch gerufen: "Jetzt will ich sterben!" Wie man das eben so salopp sagt in einem Moment purer Glückseligkeit.

Wahrscheinlich wäre Schottens Schuss im allgemeinen Jubel untergegangen, wenn Borussia die nächste Runde in der Europa League erreicht hätte. So aber hat der 49-Jährige binnen kurzer Zeit eine Art Chuck-Norris-Werdung erlebt. Markus Schotten — der einzige Borusse, der ein Auswärtstor Rom erzielt hat. Und die zählen bekanntlich doppelt (behauptet man zumindest landläufig). "Das war schon verrückt, als mich am nächsten Tag in der Stadt andere Borussen darauf angesprochen haben", sagt Schotten. "Einer aus dem Dorf am Niederrhein wird in der Millionenstadt erkannt."

Arroganter als Cristiano Ronaldo

Dabei hätte der Schuss im wahrsten Sinne auch nach hinten losgehen können. Stolz posierte Schotten vor seinem Schuss mit dem Ball, Cristiano Ronaldos arrogante Freistoßhaltung ist nichts dagegen. Wie früher auf dem Bökelberg wurde die Menge mit einem lautstarken "Borussia! Borussia!" angeheizt. "Mach' doch nicht so eine Show, Alter!", ist in einem YouTube-Video zu hören. Wahrscheinlich dachte das jeder, der das Treiben an der Spanischen Treppe beobachtete. Aber dann nahm Schotten Maß. Einmal dritter Stock, bitte! Zum Glück ist Hausnummer 20 an der Piazza di Spagna ein bezahlbares Hotel ab 100 Euro pro Nacht, in dem wahrscheinlich keine kostbaren Vasen aus der Antike stehen.

Schottens Bruder hat den Treffer ans ZDF-Sportstudio geschickt. Zum Torwandschießen werden in der Regel Teenager eingeladen, die mit verbundenen Augen eine Mülltonne hinter dem Haus ihrer Eltern treffen. Aber ein Borusse im Marcelo-Pletsch-Trikot, dem vor hunderten Zeugen in Rom der Schuss seines Lebens gelingt? Das wäre mal etwas anderes. "Ich lasse das alles auf mich zukommen", sagt Schotten. "Der Hype wird sich schnell legen." Die Sportschau hat ihn bei der Wahl zum "Tor des Monats Februar" schon einmal übergangen.

Ohnehin sind an diesem Abend erstmal die elf Männer mit der Raute auf der Brust entscheidend, deren Tore tatsächlich zählen. "Es wird schwierig", sagt Schotten zwei Stunden vor Anpfiff in Frankfurt. "Ein Pünktchen wäre schön." Borussia verdreifacht die Ausbeute sogar. Luuk de Jong erzielt den Siegtreffer zum 1:0. Und nachdem die Mannschaft gezeigt hat, dass sie auch ohne den Familienvater aus Erkelenz gewinnen kann, wird Schotten klar sein: Der Hype ist vorbei. Aber dieses Traumtor an der Spanischen Treppe nimmt ihm keiner mehr.

(seeg/jco)
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