Borussia Mönchengladbach "Es geht erst mal darum, Platz sechs zu sichern"

Mönchengladbach · Borussias Sportdirektor spricht über den Sieg "auf" Schalke und die Ambitionen der Gladbacher in den letzten beiden Saisonspielen.

Max Eberl will noch mehr.

Max Eberl will noch mehr.

Foto: afp, pst ej

Borussia hat 1:0 beim FC Schalke 04 gewonnen. Wie wichtig war der Sieg angesichts der Tabellensituation?

Eberl Wir wussten, dass Augsburg gewonnen hatte, so dass der Druck von hinten größer wurde vor dem Spiel. Wir wussten also, worum es geht. Umso wichtiger war der Sieg natürlich, nicht nur für die Tabelle, sondern auch für die Moral vor den letzten beiden Spielen.

Die Mannschaft hat, wie schon beim 2:1 in Dortmund, gezeigt, dass sie mit Druck umgehen kann. Hatten sie nach dem 1:1 gegen Stuttgart und dem 2:4 in Freiburg Bedenken?

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Eberl Wir wussten, dass die letzten beiden Spiele gegen Stuttgart und in Freiburg nicht so gut waren. Wir wussten aber auch, dass wir die Qualität haben, auf Schalke zu gewinnen. Das hat die Mannschaft gezeigt. Es war ein Spiel auf Messers Schneide mit einigen Fehlern. Wir haben aber weniger Fehler gemacht und haben dann durch Patrick Herrmann das Tor erzielt - ich denke, dass der Sieg am langen Ende verdient war.

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Borussia hat den siebten Platz so gut wie sicher. Haben Sie auch noch die Qualifikation für die Champions League im Hinterkopf? Der Abstand zum aktuellen Vierten Bayer Leverkusen ist nicht so groß.

Eberl Ich habe immer gesagt, dass wir, wenn wir die Chance haben, um etwas ganz Großes zu kämpfen, das auch tun werden. Das wären die Champions-League-Play-offs oder die direkte Qualifikation für die Euro-League-Gruppenphase. Aber wir haben jetzt mit Mainz 05 einen schweren Gegner vor uns. Mainz ist für die mich eine der Überraschungsmannschaften der Rückrunde. Die Mainzer stehen berechtigt auf Platz sieben, auch mit der Ambition Europa. Für uns geht es erst einmal darum, Platz sechs abzusichern. Was darüber hinaus möglich ist, wird man sehen. Jetzt über die Champions League reden, wäre unpassend. Wir mussten uns oft zwischen Platz acht und Champions League erklären. Jetzt sind wir mit 99,7 Prozent in Europa und auf Platz sieben - und jetzt versuchen wir, noch mehr zu erreichen.

Borussia hat zweimal den BVB und Schalke besiegt. Was sagen diese großen Siege über die Mannschaft aus?

Eberl Wenn du in Dortmund oder Schalke gewinnst, ist das wunderschön - aber wir haben auch beispielsweise in Freiburg verloren. Da ist man ganz schnell wieder in der Realität. Wir spielen eine Saison, in der wir Durststrecken hatten, die in der Summe aber aus meiner Sicht herausragend ist. Das spricht für die Qualität der Mannschaft. Die hat sie auch auf Schalke gezeigt. Die Mannschaft hat sich gewehrt gegen die Widerstände, sie hat mit guter Konzentration und Solidität verdient gewonnen. Wo man letztlich die Punkte holt, ist egal. Wir haben 52 Punkte, das steht für sich.

Patrick Herrmann hat das Siegtor in Gelsenkirchen erzielt, drei weitere Eigengewächse standen in Marc-André ter Stegen, Julian Korb und Tony Jantschke auf dem Platz und haben über die Saison gesehen dazu beigetragen, in der nächsten Spielzeit international zu spielen. Wie wichtig ist dieser Faktor?

Eberl Wir haben vor sechs, sieben Jahren festgelegt, dass der Nachwuchs bei uns eine große Rolle spielen soll. Dass die Jungs nun dazu beigetragen haben, dass wir zum dritten Mal in Folge einstellig sind und zum zweiten Mal in drei Jahren Europa erreichen, ist ein Ausrufezeichen. Wir wollen unseren Weg kontinuierlich weitergehen - und dazu werden auch die Eigengewächse beitragen.

Marc-André ter Stegen hat den Sieg in Schalke mit Ruhe und guten Paraden festgehalten. Er ist auf einem guten Weg, sich gebührend aus Gladbach zu verabschieden.

Eberl Das stimmt. Dass Marc ein sensationeller Torwart ist, steht außer Frage. Aus meiner Sicht muss er mit zur WM. Wir sind sehr stolz, so einen Jungen entwickelt zu haben, der dann zu einem der besten Klubs der Welt geht. Man muss doch an die Zukunft denken. Wenn ein Torwart wie Marc schon ein großer Turnier erlebt hat, ist das doch nur hilfreich.

Raffael, der "auf Schalke" das 1:0 einleitete, Max Kruse und auch Christoph Kramer, die Neuen des Sommers 2013, spielen ebenfalls eine wichtige Rolle - haben Sie damals richtigen Personalentscheidungen getroffen?

Eberl Ich denke, dass wir vor der Saison gute Entscheidungen gefällt haben für den Kader. Wir wussten, was zu verbessern war und haben es verbessert: Die Schnelligkeit und die Kreativität, die uns vergangene Saison vielleicht gefehlt haben, um schon da Europa zu erreichen.

Jetzt ist es zwei Spieltag vor Schluss geschafft ...

Eberl ... was mich gerade für unsere Fans sehr freut. Sie haben immer von Europa geträumt und davon gesprochen haben. Aber ich will keineswegs schon zwei Spieltage vor Schluss die Saison beenden. Wir haben mit Mainz und Wolfsburg noch zwei Konkurrenten, die auch um Europa spielen - wir haben es selbst in der Hand, mehr zu erreichen.

AUFGEZEICHNET VON KARSTEN KELLERMANN

(RP)
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