Borussia Mönchengladbach Borussia kann doch noch Rückrunde — und wie

Mönchengladbach · Es war eine klare Angelegenheit am 31. Spieltag: drei Tore vor der Pause, drei Tore nach der Pause, am Ende stand ein 6:1 gegen den Hamburger SV, und 19.000 Zuschauer feierten am Bökelberg den Tabellenzweiten.

Borussia - Bayer: Mann gegen Mann
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Der Kantersieg am 27. April 1974, mit dem Gladbach seine Chance auf den Meistertitel wahrte, diesen aber letztlich Bayern München überlassen musste, war der zehnte Erfolg der Borussen in jener Rückrunde, hinzu kamen drei Unentschieden und eine Niederlage. Eine Rekord-Ausbeute, die keine Fohlen- Mannschaft danach mehr in 14 Rückrundenspielen erreichen sollte — bis Lucien Favres Team vorigen Sonntag 2:1 in Berlin gewann. Die 33 Punkte in 14 Spielen sind aber beileibe nicht der einzige Topwert, mit dem Borussia in den vergangenen Wochen eindrucksvoll bewies, dass sie sich sehr wohl noch in einer Rückrunde steigern kann.

Zwar war Borussia in der Hälfte ihrer bisherigen 46 Spielzeiten im deutschen Oberhaus in der Rückrunde erfolgreicher, zweimal erreichte sie exakt das Ergebnis der Hinserie (umgerechnet auf die heutige Drei-Punkte-Regel) und 21-mal war die Hinrunde besser. Doch unter Trainer Lucien Favre war Gladbach eine Steigerung im zweiten Saisonteil noch nicht so recht gelungen. Gewiss: Der Schweizer war maßgeblich daran beteiligt, dass Borussia in der Saison 2010/11, die mit der Relegations-Rettung endete, eine klar bessere Rückrunde spielte. 20 der 26 Zähler (in der Hinrunde waren es nur zehn gewesen) sammelte Gladbach unter seinem neuen Coach. Doch in den darauffolgenden drei Spielzeiten blieb das Rückrundenergebnis stets hinter der Ausbeute der ersten 17 Saisonspiele zurück. In der aktuellen Serie erreichte Borussia jedoch 27 Punkte, die Bilanz der Vorrunde, bereits vor drei Wochen beim 0:0 in Frankfurt. Danach kamen zwei weitere Siege hinzu, womit Gladbach nicht nur die kleine Serie der schwächeren Rückrunden beendet hat, sondern bei einem erfolgreichen Saisonendspurt noch einige Vereinsbestmarken knacken kann.

Die Punkteausbeute

1989: so sah die Welt beim letzten Heimsieg aus
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Foto: Imago

Holt Borussia in den restlichen drei Spielen noch sieben Punkte, hat sie die beste Rückrunde ihrer Bundesliga-Geschichte gespielt. Es wäre zugleich die beste Halbserie überhaupt, denn auch in einer Hinrunde kam Borussia nie auf 40 Punkte. Der Rekord von 39 Rückrundenzählern stammt aus den Jahren 1973/74 sowie 1986/87, als Borussia die letzten zehn Saisonspiele allesamt für sich entschied. In letzterer Rückrunde gelangen insgesamt 13 Siege, die das aktuelle Team nun auch noch erreichen könnte — mehr waren es nie. Bliebe es zudem bei nur einer Niederlage in der Rückserie, wäre dies ebenfalls die Einstellung einer Vereins-Bestmarke aus der Meistersaison 1974/75.

Der Rückrundentitel

In einem Punkt hat Gladbach das 2:0 Bayer Leverkusens gegen den FC Bayern am vergangenen Spieltag geholfen: Dank der Münchner Niederlage und dem eigenen Sieg hat es die Führung in der Rückrundentabelle übernommen. Behält Borussia die Position bis zum Schluss, wäre sie zum insgesamt fünften Mal und zum ersten Mal seit der Saison 1977/78 das beste Rückrundenteam der Liga.

Twitter-Duell zwischen Gladbach und Leverkusen
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Foto: Screenshot Twitter

Die Serien Elf

Elf Spiele sind seit der letzten Liga-Niederlage Anfang Februar beim FC Schalke 04 (0:1) vergangen, acht davon gewann Favres Mannschaft, dreimal spielte sie unentschieden. Ebenso lange unbesiegt blieb Gladbach in der Bundesliga zuletzt an den letzten elf Spieltagen der Saison 1990/91, als es unter Trainer Gerd vom Bruch fünf Siege und sechs Unentschieden gab. Eine weitere Erfolgsserie der aktuellen Saison hat ihren Ursprung noch in der Hinrunde. Nach dem 1:3 daheim gegen Eintracht Frankfurt gewann Gladbach jedes seiner acht folgenden Heimspiele. Schon in der vergangenen Spielzeit waren der Favre-Elf acht Heimsiege in Folge geglückt. Längere Siegesserien im eigenen Stadion gab es indes nur drei, der Rekord liegt bei zwölf Siegen am Stück (1983/84).

Die Defensive

Mit nur sieben Gegentoren in der Rückrunde stellt Borussia aktuell die beste Abwehr der Liga. Sollte sie auch in den verbleibenden drei Spielen ihre Stabilität nicht gänzlich verlieren, sollte die Vereinsbestmarke aus der Rückrunde 2011/12 unterboten werden, als Torwart Marc-André ter Stegen und seine Vorderleute 13 Gegentore zuließen. Damals spielten die Fohlen in der zweiten Saisonhälfte achtmal zu null — diesen Wert haben Yann Sommer und Kollegen bereits jetzt erreicht. Zudem: Zu Beginn der Rückrunde gelangen Gladbach vier Heimsiege in Folge ohne Gegentor. Das gab es bislang bei Borussia nur zweimal: in den Meisterjahren 1975/76 und 1976/77.

Die Offensive

In dieser Kategorie mag noch das meiste Steigerungspotenzial bestehen, denn 22 Treffer in 14 Spielen sind wahrlich keine Glanzleistung. Trotzdem würden die Borussen bei drei weiteren Treffern bereits eine interne Bestmarke für den Zeitraum seit dem ersten Wiederaufstieg 2001 aufstellen. Alleine sieben der bisherigen 22 Tore steuerte Patrick Herrmann bei. Trifft er noch einmal, hätte er die Rückrundenbilanz seines Ex-Kollegen Marco Reus aus dem Jahr 2012 erreicht. Der letzte Borusse, der in einer Rückrunde zweistellig traf, war Martin Dahlin (zehn Tore im Frühjahr 1997).

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