Borussia Mönchengladbach Der erste Härtetest

Mönchengladbach · Mit dem Telekom-Cup beginnt am Sonntag die eigentliche Vorbereitung auf Gladbachs Premierensaison in der Champions League.

Borussia Mönchengladbach beim Media Day der DFL
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Media Day im Borussia-Park

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Es war keine wirklich gewagte Vorahnung, die Max Eberl da am späten Nachmittag dieses 16. Mai im Bremer Weserstadion aussprach. Damals, vor gerade einmal zwei Monaten, als Borussia den Traum von der Champions League endgültig Wirklichkeit hatte werden lassen. "Alles, was wir gerade erleben, ist fantastisch. Lassen Sie mir also heute den Tag einfach mal, um nicht zu viel nachzudenken. Denn es geht in der neuen Saison alles wieder bei Null los. Die Herausforderungen werden größer werden. Wir werden anders wahrgenommen werden. Wir werden mit Erwartungshaltungen um uns herum klarkommen müssen, die wir versuchen wollen, auf eine Realität zu drücken", sagte Gladbachs Sportdirektor.

Nun ist dieser Tage das Zurücksetzen auf Null schon in vollem Gange: Zwei Wochen Training liegen bereits hinter den Borussen, dazu ein erster 2:0-Testspielsieg bei Viertligist Koblenz. Am Sonntag steht nun im Borussia-Park das erste Highlight der Vorbereitung an: der Telekom-Cup mit dem FC Bayern, dem FC Augsburg und dem Doch-Noch-Bundesligist Hamburger SV. Fast genau ein Monat liegt zwischen diesem Telekom-Cup, der parallel stattfindenden Eröffnung von Gladbachs erster Spielzeit als Teilnehmer in der Königsklasse und dem DFB-Pokal-Auftakt beim FC St. Pauli. Und am Tag nach dem Viererturnier startet Lucien Favre mit den Seinen ins Trainingslager an den gewohnten Tegernsee.

Lucien Favre und Max Eberl bei Gala von "11 Freunde" geehrt
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Fußball-Prominenz bei "11 Freunde"-Gala in Düsseldorf

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Insofern taugt der Cup durchaus als eigentlicher Startschuss für den langen Anlauf Richtung Saisonstart am 15. August. "Wir freuen uns sehr, dass wir den Fans interessante Spiele zeigen können. In der Saisonvorbereitung ist es wichtig, sich mit guten Gegnern zu messen, das wird beim Telekom-Cup der Fall sein", wird Eberl auf der Vereins-Homepage zitiert.

So treffen die Fohlen im ersten Halbfinale (à einmal 45 Minuten) auf den Hamburger SV, der dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte bekanntermaßen wieder einmal in der Relegation denkbar knapp entgangen ist. Die Augen der Borussen-Fans werden dabei vor allem auf den zwei prominentesten Neuzugängen ruhen: zum einen auf Zehn-Millionen-Euro-Stürmer Josip Drmic (Bayer Leverkusen), der sich in jedem Fall bei der offiziellen Mannschaftsaufstellung und vielleicht ja auch ein paar Minuten auf dem Rasen präsentieren wird, und zum anderen auf Lars Stindl, den Musterprofi aus Hannover, von dem sich Borussia als polyvalentem Führungsspieler so einiges erhofft.

Die beiden sollen die Abgänge von Max Kruse (zum VfL Wolfsburg) und Christoph Kramer (nach Leverkusen) kompensieren und Borussia im Idealfall sogar noch verstärken. Während Drmic wieder ein Stück mehr echter Stoßstürmer als Tausendsassa Kruse ist, dürfte Stindl sogar noch variabler einsetzbar sein als der vor allem in der Balleroberung bärenstarke Kramer.

Für Favre hält die neue Saison derweil — mal wieder — eine neue Herausforderung bereit. Nachdem er den fast sicheren Absteiger Borussia 2011 erst rettete und danach sukzessive zu einem der Top-Teams der Liga weiterentwickelte, steht er nun vor der Aufgabe, eben dieses Team auf eben diesem Top-Niveau zu halten — und das in einer Spielzeit samt Abenteuer Champions-League-Premiere.

Borussia Mönchengladbach: Gladbach trainiert vor dem Telekom-Cup
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Borussia trainiert vor dem Telekom-Cup

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Die ohnehin große Euphorie, das ist für jeden in Verein und Umfeld spürbar, ist in Erwartung der großen Bühne Königsklasse noch einmal gestiegen. Für den manischen Realisten Favre ist dies bekanntermaßen ein Graus. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass der Schweizer im Laufe dieser Spielzeit immer wieder auf die Schwierigkeiten und Hürden in Borussias Weg hinweisen wird. Verhindern kann naturgemäß auch er nicht die grassierende Vorfreude im Borussen-Land.

So werden, das versprechen die Prognosen, mehr als 40.000 Fans am Sonntag zu Telekom-Cup und Saisoneröffnung ins und ans Stadion pilgern. Sie wollen die Helden der Vorsaison endlich wieder sehen, sie wollen die Neuen sehen, sie wollen die Bayern- Stars sehen, deren Vorspielen im Westen irgendwie immer etwas Besonderes bleibt. Sie wollen Guardiola sehen, wollen aber vor allem wieder Fußball sehen, denn für die echten Fans ist die Sommerpause, gerade in einem ungeraden Kalenderjahr ohne WM oder EM mehr Graus als Erholung.

Was den Zuschauerandrang befeuert haben dürfte, ist dabei die Konzentration des Vierer-Turniers auf einen Tag, genauer gesagt auf einen halben Tag. Um 13.30 Uhr öffnen die Stadiontore, um 15 Uhr eröffnen die Gastgeber gegen den HSV das Turnier. Um 16.15 Uhr treffen die Münchner ("Für den FC Bayern wird der Telekom-Cup der erste große Test während der Vorbereitung sein", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge) und der FC Augsburg aufeinander. Die beiden Verlierer begegnen sich um 17.30 Uhr im Spiel um Platz drei, das Finale ist für 18.45 Uhr angesetzt.

Für Borussia ist es bei der siebten Auflage des Telekom-Cup die dritte Teilnahme. 2013 wurde man an selber Stelle Zweiter. Nach einem 1:0 im Halbfinale gegen Borussia Dortmund setzte es damals eine für die Länge einer Halbzeit ja durchaus deutliche 1:5-Niederlage gegen die Bayern.

Auf Pep Guardiolas Mannschaft trafen die Borussen dann auch im vergangenen Jahr, als der Telekom-Cup in Hamburg stattfand. Diesmal verlor die Fohlenelf das Halbfinale indes nur knapp im Elfmeterschießen gegen die Münchener, ehe sich die Favre-Truppe auch im Spiel um Platz drei dem Hamburger SV mit 1:3 geschlagen geben musste.

Auch diesmal wird es, da sind sich alle einig, vornehmlich darum gehen, in den insgesamt 90 Minuten pro Team einen guten Test zu absolvieren, erste Trainingsinhalte umzusetzen und die Integration der Neuzugänge auf dem Platz voranzutreiben. Das Wichtigste wird aber — gerade für Borussia — sein, dass sich am Sonntag niemand verletzt, schließlich will der Tross mit dem bestmöglichen Personal tags drauf zum Tegernsee aufbrechen.

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