Borussia Mönchengladbach Sie waren für uns die fünf Besten
Unsere drei Borussia-Experten Karsten Kellermann, Stefan Klüttermann und Thomas Grulke haben sich festgelegt: das sind ihre jeweiligen Top Fünf der Borussen in der abgelaufenen Saison.
Top 1: Yann Sommer
Die Statistik sagt alles über Borussias torwart: 15- mal hielt er in der Bundesliga die Null fest und war in der Summe der beste aller Bundesligatormänner. Nach anfänglichen Wacklern ist der Nachfolger von Marc-André ter Stegen schnell zum hochsicheren Rückhalt geworden, der zuweilen unfassbare Reflexe zeigte (wie in Bremen), und hat auch den Anspruch „Spielgestalter von hinten“ voll erfüllt. Borussias Ex-Torwart Jörg Stiel hat gesagt, Sommer sei auf der Schwelle zur Weltklasse. Dieses Urteil ist zu unterschreiben.
Top 2: Granit Xhaka
Der Schweizer tat sich zwei Saisons lang schwer, konstant zu sein. In dieser Spielzeit ist er richtig erwachsen geworden – und zum Herz des Gladbacher Spiels. Die WM-Erfahrung hat Xhaka stark gemacht. Er ist ruhiger und umsichtiger geworden, ist aber nach wie vor impulsiv. Das gehört zu Xhaka, wie auch sein Ehrgeiz, der seine triebfeder ist. Seine vorzeitige Vertragsverlängerung zeigt zudem, dass er mit Borussia etwas erreichen will. Dafür wird er alles tun. Xhaka ist 22 Jahre alt, also noch jung. Xhaka ist schon richtig gut und wird noch besser werden.
Top 3: Martin Stranzl/Roel Brouwers
Die Routiniers teilten sich den Job in der Innenverteidigung. Stranzl war auch in dieser Saison der ruhende Pol in der Defensive, er war der beste Zweikämpfer der Liga. Stranzl ist ein natürlicher Anführer, er ist die große Respektsperson im Team und gibt den Kollegen Sicherheit. Darum ist es wichtig, dass er weitermacht. Als Stranzl ausfiel, kam Roel Brouwers, der nie aufbegehrt, wenn er warten muss. Auf ihn ist Verlass, das ist seine Stärke. Auch er bleibt ein weiteres Jahr. Für die Fans ist er Kult, für trainer Favre mit Stranzl ein wichtiges Element der inneren Sicherheit.
Top 4: Patrick Herrmann
Für den Flügelstürmer war es eine eminent wichtige Saison. Er ist endgültig vom Herrmännchen zum Herrmann geworden. Bislang kam er nie über seinen Torstandard (6 Treffer) hinaus, nun hat er elfmal getroffen. Er hat gebraucht, um in die Saison zu kommen, doch dann ist er zur Rakete geworden. Er hat seine Coolness vor dem Tor gesteigert und ist zugleich ein wertvoller Vorbereiter. Mit seiner Vertragsverlängerung hat er ein klares Zeichen gesetzt: Borussia ist sein Klub. Und Herrmann ist eines der Gesichter dieser Mannschaft.
Top 5: Ibrahima Traoré
Der Ex-Stuttgarter steht für ein wesentliches Element dieser Saison: die Rotation. Er bringt immer Elan mit, sein wuseliges, zuweilen unorthodoxes Dribbelspiel hat ihn zu einem der Lieblinge der Fans gemacht. In Berlin hat er als Joker eines der wichtigsten Tore dieser Saison erzielt – auf großartige Art und Weise. Traoré ist ein Spaßfußballer, und er macht Spaß. Der Mensch Traoré ist locker, cool und hat zugleich tiefgang. Traoré ist ein typ, Spieler wie er sind gut für die Chemie im Team.
Top 1: Tony Jantschke
Klar, es gibt andere, die stoßen mit ihren Leistungen eher in den Vordergrund. Mit Toren, mit ihrer Präsenz und Dominanz auf dem Platz oder eben allein als Typen. Doch das Phänomenale an Tony Jantschkes Leistungen in dieser Saison ist die Selbstverständlichkeit in der Konstanz. Egal, ob als Innen- oder Außenverteidiger, der Mann, den sie inzwischen auch "Fußballgott" rufen, spielte fast immer tadellos, unaufgeregt, unauffällig. Jantschke hat sich mit dem ganzen Verein, mit dem Team weiterentwickelt. Er, der im Abstiegskampf groß wurde, spielt nächste Saison nun Champions League.
Top 2: Granit Xhaka
Der Sprung, den der Schweizer in dieser Saison in der Entwicklung genommen hat, sucht seines gleichen in Borussias Kader – vermutlich sogar in der ganzen Liga. Xhaka schaffte es in seinem dritten Jahr in Gladbach, sein Talent als omnipräsenter Spielmacher auszubauen und zur zentralen, unersetzlichen Figur im immer mehr auf Spielaufbau ausgelegten Fohlen-Spiel zu avancieren. Im Umschaltspiel zu beiden Seiten läuft vieles bis alles über ihn, er ist Hirn, Seele und Herz in der Zentrale. Was ihm indes treu geblieben ist, weil es eben auch Teil seines Spiels ist, ist sein Temperamemt, mit dem er sich immer wieder am Rande des Platzverweises oder eben auch mal jenseits davon bewegt.
Top 3: Yann Sommer
Er kam als teurer und deswegen umso mehr beäugter Nachfolger von Marc-André ter Stegen. Und Yann Sommer patzte zum Start in Mönchengladbach gleich zweimal heftig: in den Testspielen in Enschede und gegen Bilbao. Dann sah er auch noch bei einem Gegentor in Sarajevo nicht gut aus. Doch so schnell daraufhin Unkenrufe aufkamen, so schnell verschwanden sie wieder. Weil Sommer sich fing, weil er konstant gute Leistungen brachte, tolle Reflexe zeigte, bei hohen Bällen sicherer wurde und vor allem seine Rolle als hinterster Aufbauspieler noch besser interpretierte als sein Vorgänger. Die Sympathien im Borussen-Land fliegen im längst zu.
Top 4: Patrick Herrmann
Zu Saisonbeginn lief Patrick Herrmann seiner Form hinterher, und am Ende der Hinrunde hatte er wieder einmal drei treffer in der Bundesliga erzielt. Doch dann kam die Rückrunde, und Herrmann startete richtig durch. Als plötzlich klare, unumstrittene Nummer eins der Flügelflitzer. Als Schütze wichtiger Tore. Als Vorbereiter schöner Tore. Und als maßgebliche Figur im Umschaltspiel. Elf treffer stehen am Saisonende für ihn zu Buche. So viele wie nie zuvor. Seine Vertragsverlängerung bis 2019 beflügelte ihn noch einmal zusätzlich, und wie Jantschke ging auch er den Weg vom Eigengewächs eines Abstiegskandidaten zum Stammspieler eines Champions-League-Teilnehmers.
Top 5: Max Kruse
Ein Treffer zum 1:0 zählt im Fuball auch nur ein Tor. Aber dieses Tor ist oft genug der Treffer, der den Weg zum Sieg ebnet, der das Pendel zu der einen Seite ausschlagen lässt. Gut also, wenn ein Team jemanden hat, der die Qualität hat, das 1:0 zu erzielen. Max Kruse hatte diese Qualität. Achtmal in dieser Saison. Doch es war nicht seine einzige. Er erweiterte sein Repertoire auf dem Platz um die Rolle des initiierenden Stürmers, des Angreifers, der pausenlos rochiert, Löcher reißt, Wege geht und Bälle verteilt. Es war eine der zentralen Rollen in Lucien Favres System. Kruses Weggang nach Wolfsburg lässt diese Rolle nun erst einmal vakant. Es muss jemand neues her, sie neu zu interpretieren.
Top 1: Granit Xhaka
Sicher, schon in der Spielzeit 2013/14 absolvierte Granit Xhaka eine starke Hinrunde. Doch in der zweiten Saisonhälfte fiel der junge Schweizer wieder in alte Verhaltensmuster zurück. Jetzt, im dritten Jahr bei Borussia, hat der 22-Jährige vollends überzeugt – über die komplette Saison. Xhaka war ballsicherer Taktgeber, umsichtiger Spielgestalter und willensstarker Antreiber in einem. Mag er sich mit seinem Temperament manchmal zwar noch selbst im Wege stehen, so ist er auch als emotionaler Leader enorm wichtig fürs Team. Zudem verdeutlichen seine insgesamt fünf Tore, dass Xhakas Einfluss auf Borussias Spiel nie größer war als 2014/15.
Top 2: Patrick Herrmann
Das Lob kam vom Sportdirektor. "Patrick ist spürbar gereift, er ist zum Mann geworden", sagte Max Eberl zur Entwicklung seines Außenbahnspielers Patrick Herrmann. Seit nun schon fünfeinhalb Jahren ist Herrmann eine feste Größe in Borussias Mannschaft, der Durchbruch auf allerhöchstem Niveau wollte ihm aber bislang noch nicht so recht gelingen. Seine kuriose Bilanz von je drei Toren in sieben Halbserien am Stück dient dazu als guter Beleg. Doch das ist seit dieser Saison Vergangenheit. Mit Zielstrebigkeit, Entschlossenheit und Konsequenz im Abschluss hat sich der 24-Jährige zu einem der Leistungsträger in Gladbachs Team entwickelt.
Top 3: Yann Sommer
Die Fußstapfen – und die Handschuhe – in die Yann Sommer schlüpfen sollte, waren groß. Doch der Schweizer Nationaltorwart füllte die Lücke, die Marc-André ter Stegen durch seinen Wechsel zum FC Barcelona hinterlassen hatte, vollends aus. Nach leichten Startschwierigkeiten überzeugte Sommer nicht nur mit seinen Paraden und Reflexen auf der Linie. Vor allem entpuppte sich der 26-Jährige als idealer Nachfolger ter Stegens in der Rolle des ersten Aufbauspielers. Seine Vorderleute konnten sich auf die Ball- und Passsicherheit verlassen und mussten ihr Spiel nicht umstellen. Auch das war ein Erfolgsgarant der vergangenen Monate.
Top 4: Max Kruse
Just als es auf die Zielgerade ging und Borussia erstmals den Einzug in die Champions-League-Gruppenphase klar machen konnte, war er Gesprächsthema Nummer eins. Max Kruse ging aber mit den Schlagzeilen um seinen bevorstehenden Wechsel zum VfL Wolfsburg professionell um, hielt sich lange bedeckt und ließ dafür Leistung sprechen. Der 27-Jährige mag mit seiner etwas spröderen, distanzierten Art nicht jedes Fanherz im Sturm erobert haben, sein Wert für Borussia war aber nicht zu übersehen. Als Ballverteiler, Vorbereiter und Torschütze prägte Kruse Borussias Spiel. Und wer achtmal das 1:0 erzielt, hat einen wesentlichen Anteil am Erfolg.
Top 5: Roel Brouwers
An dieser Stelle könnten viele Gladbacher Verteidiger stehen, von Abwehrchef Martin Stranzl über Defensiv- Allrounder Tony Jantschke bis zum wiedererstarkten Oscar Wendt. Doch Roel Brouwers hat es ebenso verdient – auch wenn oder gerade weil er zunächst keine Rolle gespielt hat in dieser Saison. Der Niederländer war zunächst außen vor, doch als er plötzlich gebraucht wurde, war der Publikumsliebling gleich wieder zur Stelle und verrichtete die Aufgaben gewohnt zuverlässig. Damit steht der 33-Jährige auch stellvertretend für jene Borussen, die vielleicht nicht immer erste Wahl sind, aber auf den Punkt ihre Leistung bringen.