Borussia Mönchengladbach Favre rotiert psychologisch wertvoll

Paderborn · Borussias Trainer Lucien Favre hat das Stammelf-Prinzip abgeschafft. Beim 2:1-Sieg in Paderborn standen vier neue Spieler in der Startelf – der zehnten im zehnten Spiel. Nicht nur Torschütze Patrick Herrmann hatte in Paderborn ein gutes Gefühl.

 Borussias Trainer Lucien Favre macht derzeit alles richtig.

Borussias Trainer Lucien Favre macht derzeit alles richtig.

Foto: dpa, rwe hak kno

Borussias Trainer Lucien Favre hat das Stammelf-Prinzip abgeschafft. Beim 2:1-Sieg in Paderborn standen vier neue Spieler in der Startelf — der zehnten im zehnten Spiel. Nicht nur Torschütze Patrick Herrmann hatte in Paderborn ein gutes Gefühl.

Als Borussia am Mittwoch den Hamburger SV 1:0 besiegt hatte, wirkte Ibrahima Traoré nicht glücklich. Der Linksaußen verschwand mit sauertöpfischer Miene schnell in der Kabine. Er hatte nicht gespielt, wie zumeist seit der Länderspielpause. Gefallen hat ihm das nicht, das war spürbar. Doch Traoré sagte nichts. Kein Klagen, kein Aufbegehren. "Natürlich ist ein Spieler, der nicht spielt, unzufrieden und enttäuscht, das war bei mir auch so", gestand Traoré nun nach dem 2:1-Sieg in Paderborn, an dem er 90 Minuten lang aktiv teilnahm. "Ich habe aber in Ruhe auf mein Spiel gewartet - und ich denke, ich habe meine Qualität gezeigt und wir haben gewonnen", sagte der Borusse.

Es war also ein schöner Tag für Traoré. Und es war auch ein schöner Tag für Patrick Herrmann, Branimir Hrgota und Oscar Wendt. Sie alle hatten am Mittwoch draußen gesessen und standen nun von Beginn an auf dem Rasen der Benteler-Arena. "Gerade für uns war es wichtig, Spielpraxis zu sammeln, es war eine gute Erfahrung", sagte Herrmann.

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Favres Rotation in Paderborn war einerseits sportlich wertvoll, weil die drei neuen Offensivkräfte in Gemeinschaftsproduktion das 1:0 möglich machten: Traoré schickte Hrgota, der bediente Herrmann, der die Kombination erfolgreich abschloss — und später auch noch Raffael das 2:0 auflegte. Favre wechselte aber auch psychologisch wertvoll. "Es geht manchmal vielleicht sogar mehr um den Kopf als um die Beine", erklärte Sportdirektor Max Eberl. Denn die, die hereinkamen, verließen das Paderborner Stadion mit einem wohligen Gefühl im Bauch, mit dem Gefühl mittendrin zu sein, statt nur dabei.

Dabei ist Favre eigentlich ein Trainer, der auf ein eingespieltes Team setzt. Automatismen sind wichtig für den Ansatz, den er für Borussia entworfen hat. Doch Favre hat angesichts lauter Englischer Wochen das Stammelf-Prinzip abgeschafft. Das wissen die Spieler, und sie haben sich darauf eingestellt. Jeder weiß: Irgendwann ist er dran. "Die Konkurrenz ist groß und das ist gut für die Mannschaft", sagte Traoré. Denn jeder muss voll da sein, nachlassen ist nicht erlaubt. "Der Trainer macht uns immer Mut, in jedem Training dranzubleiben", sagte Herrmann. Dass sich das lohnt, das war Favres Botschaft in Paderborn.

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"Keiner ist stinkig deswegen"

Der Trainer nutzt die Vielzahl der Optionen, die sein 20-Mann-Aufgebot hergibt, und er hat es geschafft, den gesamten Kader in seine Automatismen einzuweihen und bei Laune zu halten. "Wir können problemlos rotieren und keiner ist stinkig deswegen. Das wird uns noch sehr weiterhelfen", sagte Tony Jantschke zuletzt. Einen markanten Qualitätsabfall gibt es nicht, wenn sich das Personal ändert.

Es sind eher die Details, in denen die Rotation an ihre Grenzen stößt. So wird nicht immer flüssig kombiniert und zuweilen fehlt die absolute Genauigkeit. So, als Patrick Herrmann in Paderborn bei einem Konter nach der Pause den Ball einen Tick zu scharf spielte für Traoré. "Wenn man nicht so viel gespielt hat, fehlt in solchen Situationen vielleicht die Spritzigkeit", sagte Traoré.

In der Summe jedoch gibt der Erfolg Favre recht: zehn Spiele, zehn verschiedene Startformation, keine Niederlage. Und vor allem: "Wir haben keine verletzten Spieler, bei anderen Vereinen fallen zum Teil wichtige Spieler aus, das wollen wir nicht", sagte Favre. "Wir werden weiter rotieren, das gilt für alle Spieler ohne Ausnahme", kündigte der Trainer in Paderborn an.

Dort saßen Max Kruse und André Hahn draußen, die gegen den HSV für das Siegtor verantwortlich waren. Vorher, im Europa-League-Spiel gegen Villarreal, hatte es Taktgeber Raffael getroffen. Auch die vermeintlichen Stars sind also drin in der Rotation. Vorn wird indes mehr gewechselt als hinten: Martin Stranzl hat bisher immer gespielt, Tony Jantschke hat kaum etwas verpasst. Auch die Sechser Granit Xhaka und Christoph Kramer gehören zu den Konstanten. Doch auch hier ist nichts in Stein gemeißelt, versicherte Favre. "Sie werden wie alle anderen mal eine Pause brauchen", kündigte er an. Die rotierende Borussia ist vermutlich auch dafür gut genug aufgestellt.

(RP)
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