Borussia Mönchengladbach Flexibler Hahn, halbbekennender Kruse

Mönchengladbach · Der Flügelstürmer ist jetzt eine Option für das Sturmzentrum, sein Kollege erklärt beim Audi Star-Talk, er habe nie gesagt, Borussia verlassen zu wollen.

 Gute gelaunte Borussen beim Audi Star-Talk: Max Kruse (l.) und André Hahn plauderten gestern am Montagabend in der VIP-Lounge des Borussia-Parks gut eine Stunde mit Moderator Klaus Gronewald.

Gute gelaunte Borussen beim Audi Star-Talk: Max Kruse (l.) und André Hahn plauderten gestern am Montagabend in der VIP-Lounge des Borussia-Parks gut eine Stunde mit Moderator Klaus Gronewald.

Foto: AST/Nadine Rupp

Es waren nur sechs Minuten. Doch vielleicht waren es richtungsweisende sechs Minuten für André Hahn. Denn zum ersten Mal, seit er Borusse ist, beorderte ihn Trainer Lucien Favre beim 2:0 gegen Hannover 96 in einem Pflichtspiel ins Zentrum des Sturms. Dort hat Hahn früher mal gespielt, doch das ist lange her, geholt wurde er von den Borussen als Außenstürmer. Auf den Flügeln ist die Konkurrenz aber groß, und Hahn ist seit seiner Verletzung am Ende der Vorbereitung ein wenig hinten dran.

Deswegen hat er mit Favre gesprochen und ihm eröffnet, dass er den Job ganz vorn durchaus machen kann. "Es ist ja keine Flucht von außen, ich spiele gern auf dem Flügel, aber im Zentrum ist es eine neue Option für mich. Ich denke, ich habe Qualitäten, die uns vorn ein wenig fehlen", sagte Hahn gestern. Schnell ist er. Und auch torgefährlich. Vor allem bringt er mit seinen 1,85 Metern eine andere Athletik mit als die vielen wuseligen Offensivleute, die Favre ansonsten beisammen hat.

Der Trainer jedenfalls hörte Hahn zu, machte sich seine Gedanken, probierte die Variante im Training aus, zog "ein positives Fazit", wie er Hahn mitteilte, und machte nun erstmals aus Hahn einen Mittelstürmer. "Ich würde das nicht als Experiment bezeichnen", sagt Hahn. Er sei nun "etwas flexibler" einzusetzen, das kann hilfreich sein. Und er wäre nicht der erste, der bei Favre auf Umwegen zu einer Position findet, die er richtig gut kann. Marco Reus wurde beim Schweizer vom Flügel- zum Zentrumsstürmer, auch Patrick Herrmann durfte schon in der Mitte ran. Und aus dem Rechtsverteidiger Tony Jantschke machte Favre einen starken Innenverteidiger. "Wenn ich öfter vorn spiele, kommt auch die Qualität auf der Position. Wir werden es sicher weiter ausprobieren, mal sehen, was dann kommt", sagt Hahn.

Damit befeuert Favre auch den Konkurrenzkampf im Zentrum. Bislang waren Branimir Hrgota und vor allem Max Kruse Favres Optionen für die vorderste Spitze. Hrgota ist der Typ Knipser, Kruse ein spielender Stürmer, der seinen Dienstbereich oft ins Mittelfeld und auf die Außen ausweitet. Von dort bereitete er gegen Hannover auch Patrick Herrmanns 2:0 vor. Selbst getroffen hat Kruse jedoch seit acht Spielen nicht. Hahn wartet noch länger auf ein Erfolgserlebnis.

Gleichwohl saßen die Nordlichter - Kruse kommt aus Reinbek bei Hamburg, Hahn aus dem niedersächsischen Otterndorf - am Montagabend gut gelaunt beim Audi Star-Talk von Sky in der VIP-Lounge des Borussia-Parks mit Moderator Klaus Gronewald zusammen. Eine Gesprächsrunde wie diese ist ein Ort mit Wohlfühlfaktor. 200 geladene Gäste waren dabei und die bekamen einen Kruse zu hören, der nicht unbedingt wie einer klang, der im Sommer unbedingt weg will. Es war sozusagen ein Halbbekenntnis.

Zwar bestätigte Kruse, dass er eine Ausstiegsklausel hat ("Irgendetwas wird im Vertrag schon verankert sein. Da werde ich in der Bundesliga nicht der einzige sein, der so etwas hat"), doch stellte er klar, dass "ich noch nie einen Kommentar abgegeben habe, dass ich den Verein verlassen möchte". Er führte Gründe an, warum es sich lohnen kann, wie vereinbart bis 2017 zu bleiben. "Wir haben hier die Chance, im nächsten Jahr in der Champions League zu spielen, das möchte jeder in seinem Fußballerleben einmal tun, deshalb denke ich jetzt an alles andere nicht", sagte Kruse.

Präsident Rolf Königs, der im Publikum saß, plädierte für einen Verbleib des Stürmers. "Fluktuation ist nicht unser Stil, Max Kruse passt zu uns, er so bei uns bleiben", sagte Königs. Der Präsident ist zudem guter Dinge, was den DFB-Pokal angeht. Borussia steht im Viertelfinale und bekommt es da mit dem Drittligisten Bielefeld zu tun. "Wir werden alles dafür tun, den Pott zu holen, das wäre super nach 1995", sagte Königs. Vor 20 Jahren brachte der Pokaltriumph Borussia den bislang letzten Titel ein. "Ich glaube, wir haben eine Chance", sagte Königs.

André Hahn ist, was die Teilnahme an der Champions League geht, zuversichtlich. "Die Chance, es zu schaffen, war selten so groß. Wir müssen einfach so weitermachen wie bisher, dann hoffe ich, dass wir am Ende da oben stehen", sagte er. Auf dem Weg nach Europa ist indes der erste Halt München, dort spielt Gladbach am Sonntag beim FC Bayern. "Wir werden uns ganz sicher ordentlich verkaufen", sagte Präsidiumsmitglied Hans Meyer, der ebenfalls unter den Zuhörern war. Und fügte dann in der ihm eigenen Ironie hinzu: "Wir werden sie vor uns hertreiben." Kruse definierte das als Auftrag. "Wenn der Vorstand das vorgibt, müssen wir uns auch daran halten", sagte er. Er bekam Applaus.

(togr)
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