Borussia Mönchengladbach Gänsehaut mit Raute

Mönchengladbach · Sie waren die Stars auf der Leinwand und im Kinosaal: Trainer Lucien Favre und seine Mannschaft schauten am Mittwoch im Haus Zoar die Premiere der "Elf vom Niederrhein". Nebenan lief der Film gleich achtmal in ausverkauften Sälen.

Ibrahima Taroré ist noch auf der Suche nach salzigem Popcorn. Yann Sommer, lässig-elegant im weißen Anzug, holt auf den letzten Drücker noch eine Runde Fohlen-Eis für seine Teamkollegen. Und Granit Xhaka, der als letzter Spieler mit seiner Freundin in den Premierensaal kommt, sucht einen Platz. Dann geht das Licht aus. Und nach dem James-Bond-Trailer ballern auf der Leinwand plötzlich nur noch Marco Reus, Juan Arango, Patrick Herrmann und Max Kruse. Ter Stegen und Sommer fliegen um die Wette. Und im Saal ist es abwechselnd ganz still und grummelig geräuschvoll. Denn dieser Film ist einer zum Nebenmann-Anstoßen. Zumindest für alle, die den Weg der Borussen in den vergangenen Jahren verfolgt haben. So viele Momente, an die man sich erinnert und die man nun noch einmal sieht, auf großer Leinwand und mit Dolby Atmos dröhnend laut. Und die man teilen möchte: "Weißt Du noch...?

Er weiß das meiste genauer als alle anderen. "Das war sehr emotional. So viele schöne Erinnerungen. Chapeau", sagt Trainer Lucien Favre nach der Premiere. Und gerade den Spielern, die die ganze Wegstrecke der gut vier Jahre, um die es geht, mitgemacht haben, merkt man an, dass sie die 60 Minuten nicht kalt lassen. "Das alles noch mal im Zeitraffer zu sehen, ist schon unglaublich", sagt Kapitän Martin Stranzl. Und Patrick Herrmann stellt fest: "Im Stadion dabei zu sein, ist natürlich unschlagbar. Aber das auf einer großen Leinwand mit so einem Ton noch mal zu sehen - das ist schon was."

Film über Borussia Mönchengladbach feiert Premiere im Haus Zoar
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Filmpremiere im Haus Zoar

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Folgerichtig ist "Gänsehaut" das am meisten benützte Wort an diesem Abend. Weil Borussia halt so viele Gänsehaut-Momente in den vergangenen vier Jahren produziert hat. Favre und Stranzl erinnern nach dem Film im Gespräch beide ausdrücklich auch an die Spieler, die nicht mehr für den Verein spielen: Reus, Arango, ter Stegen, Kruse. Favres Augen leuchten.

Ein paar Mal raunt der Saal. Wenn Granit Xhaka über sein Derby-Tor spricht, fühlt man, wie viel ihm das bedeutet. Ein starker Moment auch, als Martin Stranzl sagt, worauf er sich schon jetzt freut: auf die Choreographie der Fans beim ersten Heimspiel in der Champions League. Und dann natürlich die wunderbaren Kabinen-Feier-Szenen, Rainer Bonhof, der nach dem Sieg in Bremen erstaunlich behänd tanzt und dafür anerkennende Blicke von Thorgan Hazard erntet. Nach der Premiere gestern sagte der Vize-Präsident trocken: "Ich hatte ein gutes Vorbild: John Travolta."

"Die Elf vom Niederrhein" ist ein Favre-Film - was vor allem für einen schwierig ist: den Trainer selbst. "Es geht nicht um mich. Wir sind ein Team", sagt er. Präsident Rolf Königs sieht man an, dass er seinen 74. Geburtstag liebend gerne genau an diesem Platz mit dieser Beschäftigung verbringt. Filmemacher René Hiepen ist überwältigt von der Resonanz: acht ausverkaufte Säle gleich am ersten Tag. "Das zeigt, was Borussia in der Stadt bewegen kann."

Nur einer bleibt am Ende, nachdem die Spieler sich Burger essend, locker plaudernd unter die Premierengäste gemischt haben, denn doch ganz nüchtern. Trainer Lucien Favre bespricht mit Busfahrer Marcus Breuer die Abfahrt. Und er sagt: "Der Film ist wunderschön. Aber ist es ein Film über die Vergangenheit. Bei unserer Aufgabe am Sonntag gegen Mainz hilft er uns nicht."

(RP)
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