Spanische Verhältnisse? Münchner Dominanz? Fußball-Deutschland hatte in der letzten Zeit viel zu meckern. Zuerst standen Bayern und Dortmund über dem Rest, nun sind die Bayern der Alleinherrscher. Langeweile allenthalben. In Mönchengladbach, Mainz oder Augsburg werden das unter der Woche einige anders gesehen haben. Dort dürften die Siege von Dortmund und München in den Halbfinal-Spielen des DFB-Pokals ziemlich wohlwollend aufgenommen worden sein. Durch das "Traumfinale" ist nämlich klar: Auch Platz sieben wird in dieser Saison zur Teilnahme am internationalen Geschäft reichen.

"Wir haben die Ergebnisse freudig zur Kenntnis genommen", sagt Gladbachs Sportdirektor Max Eberl. Denn angesichts der Tatsache, dass die Gladbacher Borussia auf den achten Rang inzwischen sieben Zähler Vorsprung hat, dürfte einem erneuten Europa-Abenteuer in der kommenden Saison bei nur noch vier ausstehenden Spielen nicht mehr viel im Wege stehen. Selbst die Champions League ist noch in Reichweite: Leverkusen ist als Vierter nur zwei Punkte entfernt. Wäre da nicht die Tatsache, dass Borussia von ihren letzten vier Partien noch drei in der Fremde bestreiten muss. Neben Freiburg warten noch die Top-Teams Schalke und Wolfsburg. Trainer Lucien Favre sagt: "Das ist kein einfaches Programm. Heimspiele wären natürlich einfacher. Aber die hatten wir dafür in der Hinrunde."

"Ich bin entspannter als vorher"

Von übertriebenen Rechenspielchen halten die Borussen aber nichts. "Ich denke, es war abzusehen, dass Platz sieben reichen würde", sagt Tony Jantschke. "Daher bin ich jetzt nicht entspannter als vorher. Ich schaue nicht groß auf die Tabelle." Und Eberl betont: "Wir müssen uns auf uns konzentrieren. Wenn wir unsere Punkte machen, kann der Rest spielen, wie er will."

Das wird in Freiburg gar nicht so leicht. Drei Punkte aus dem Breisgau dürften zum Euro-Einzug fast schon reichen. Doch zuletzt gab es beim SC wenig zu holen - die letzten vier Partien in Freiburg verlor Borussia gar zu null. "Es ist eine starke Mannschaft, seit ein paar Wochen spielen sie mit der gleichen Aufstellung", sagt Favre. "Sie haben sich gefunden, das merkt man."

Rechtsverteidiger Julian Korb durfte bislang einmal im Europapokal ran, beim 3:0-Sieg in Istanbul im Dezember 2012. Er würde das Europa-Gefühl sehr gerne wieder erleben - als Stammspieler. Denn auf der rechten Abwehrseite ist der 22-Jährige inzwischen gesetzt, fehlte seit dem zehnten Spieltag nur noch zweimal in der Startaufstellung. Ob das am Samstag so bleibt, ist noch nicht ganz sicher. Denn Favre hat in der Abwehr wieder neue Möglichkeiten. Martin Stranzl, der eigentlich bis zum Saisonende ausfallen sollte, trainierte in dieser Woche bereits wieder mit der Mannschaft. "Wir werden kurzfristig sehen, ob es geht", erklärt Favre. Eine positive Kunde, zumal auch Linksverteidiger Oscar Wendt langsam wieder mit der Mannschaft trainiert.

So hat Gladbach im Schlussspurt den kompletten Kader wieder beisammen. Das ist wichtig, denn auch wenn Platz sieben für die Euro-Tour reicht, ist das Erreichen eben nur dieses Platzes kein Traumziel. Dann nämlich müsste Gladbach schon Ende Juli in der Europa-League-Qualifikation gegen irgendwelche unbekannten Gegner ran. "Und das", sagt Julian Korb, "muss dann wirklich nicht sein."