Borussia Mönchengladbach "Ich habe mich an die Bundesliga gewöhnt"

Mönchengladbach · Borussias Mittelfeldspieler Granit Xhaka aus der Schweiz spricht über seine Hoffnung, gegen Frankfurt wieder spielen zu können, seine Entwicklung seit dem Wechsel nach Gladbach, die Schweizer Nationalmannschaft und die Schweiz als Heimat.

Xhaka erleidet Bänder- und Kapselriss
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Pfosten! Granit Xhaka kämpft sich wieder ran. #fohlenelf https://t.co/DyPVUjyBa3

Herr Xhaka, was ist für Sie Erfolg?

Xhaka Erfolg ist für mich das, was ich im Moment mit Borussia erlebe. Wenn uns jemand gesagt hätte, dass wir nach elf Spielen auf Platz drei stehen, erst einmal verloren haben in insgesamt 19 Pflichtspielen und so konstant spielen, hätte ich das vor der Saison sofort unterschrieben. Aus meiner Sicht stehen wir absolut zurecht auf dem dritten Platz.

Bis zum Bayern-Spiel haben Sie aktiv zum Erfolg beigetragen. Dann haben Sie sich einen Kapsel- und Bänderriss im Sprunggelenk zugezogen. Wie geht es dem Fuß?

Xhaka Es geht schon wieder sehr gut. Privat kann ich schon wieder ohne Tape laufen, auf dem Platz trage ich das Tape aber noch. Ich bin seit Sonntag mit dem Ball unterwegs, wir machen Rhythmuswechsel, Passspiel und auch schon Torschüsse. Ich bin positiv überrascht, dass es so gut läuft. Anfang nächster Woche soll ich wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Unser Ziel ist, dass ich gegen Frankfurt wieder voll dabei bin. Momentan sind wir auf einem sehr guten Weg.

Sie persönlich sind in dieser Saison auf einem sehr guten Weg. Trainer Lucien Favre hat gesagt, Sie haben sich gut entwickelt.

Xhaka Mir ist es sehr wichtig, dass ich mich weiterentwickelt habe. Dafür bin ich in die Bundesliga gekommen. Im ersten Jahr bei Borussia war es nicht so leicht für mich, die zweite Saison war schon besser, jetzt läuft es sehr gut.

Haben Sie die Bundesliga unterschätzt, als Sie 2012 aus Basel nach Gladbach kamen?

Xhaka Die Bundesliga ist eine große Liga, man muss in jedem Spiel 100 Prozent konzentriert sein. Das ist in der Schweizer Liga anders. In der Bundesliga wird jeder Fehler sofort brutal bestraft. Auch das mentale und physische Tempo sind viel höher. Daran habe ich mich jetzt gewöhnt.

Waren die Negativ-Erfahrungen vor allem im ersten Jahr bei Borussia sogar eine wichtige Erfahrung?

Xhaka Ja, denn ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Das hat dazu beigetragen, dass ich mich weiterentwickelt habe.

Wie wichtig waren die Erfahrungen, die Sie während der WM in Brasilien gemacht haben für Ihre Entwicklung?

Xhaka Sehr wichtig. Ich habe dort viel mit den erfahrenen Spielern im Team gesprochen, nicht nur über Fußball. Das bringt einen jungen Spieler weiter.

Sie spielen bei Borussia im zentralen Mittelfeld. Auch da ist es wichtig, viel zu sprechen.

Xhaka Kommunikation ist im Fußball entscheidend. Im Stadion hört man das nicht, aber wir sprechen viel auf dem Platz, um uns gegenseitig zu unterstützen und zu helfen. Unser Trainer verlangt das auch von uns.

Derzeit spielen 18 Schweizer in der Bundesliga. Was sagt das aus?

Xhaka Das zeigt, dass im Schweizer Fußball gut gearbeitet wird. Und es ist gut für unsere Nati. Die profitiert davon, wenn viele von uns in starken Ligen spielen.

Sie sind ein sogenannter Secondo, ein Kind von Einwanderern. Davon gibt es viele im Schweizer Nationalteam. Verändert das den Schweizer Fußball?

Xhaka Das ist natürlich ein großes Thema in der Schweiz. Ich denke, mit der Art, wie wir spielen, und mit unseren Hintergrund bringen wir die Nati voran.

Sie reisen regelmäßig in den Kosovo und sind dort in Sozialprojekte eingebunden.

Xhaka Das ist richtig. Mein Bruder Taulant und ich helfen Familien, die in Not sind. Wir haben Glück gehabt, dass wir in der Schweiz aufgewachsen sind und unseren Traum vom Fußball leben. Darum haben wir die Möglichkeit zu helfen, und so lange ich die habe, werde ich das auch tun.

Was ist für Sie Heimat?

Xhaka Meine Wurzeln liegen im Kosovo und das werde ich auch nie vergessen. Aber Heimat ist für mich, wo ich geboren wurde und aufgewachsen bin: die Schweiz. Das wird auch immer so bleiben, egal wo ich bin.

Derzeit sind Sie in Gladbach. In der vergangenen Saison war Borussia nach der Hinrunde Dritter. Dann kam der Einbrauch, auch bei Ihnen selbst lief es nicht mehr so gut. Wird es dieses Mal anders?

Xhaka Ich denke ja. Wir sind stabiler geworden und haben einen breiteren Kader, mit dem wir ohne Qualitätsverlust rotieren können. Die vielen jungen Spieler sind gereift, auch ich. Die, die neu sind, haben sich auch schon entwickelt. Und die Stimmung im Team ist super. Wenn man Erfolg hat, ist es natürlich leichter, ein Team zu sein. Aber wir stehen auch im Misserfolg zusammen. Man hat das jetzt gesehen, als Christoph Kramer in Dortmund das Eigentor gemacht hat. Alle haben ihm Mut zugesprochen. Das zeichnet uns aus: Jeder hilft dem anderen.

KARSTEN KELLERMANN SPRACH MIT GRANIT XHAKA.

(RP)
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