Borussia Mönchengladbach Heimspiele sind André Schuberts Showroom

Mönchengladbach · Beim 3:1 gegen 1899 Hoffenheim präsentierte Borussias Trainer eine neue Idee - das war nicht zum ersten Mal der Fall.

 Bedienungsanleitung für den neuen Job: Trainer André Schubert erklärt Patrick Herrmann, dem gelernten Flügelstürmer, was er als rechter Verteidiger tun muss.

Bedienungsanleitung für den neuen Job: Trainer André Schubert erklärt Patrick Herrmann, dem gelernten Flügelstürmer, was er als rechter Verteidiger tun muss.

Foto: Imago

Patrick Herrmann bekam beim 3:1 gegen 1899 Hoffenheim kurz vor seiner Einwechslung am Spielfeldrand noch eine letzte Bedienungsanleitung für den neuen Job. Trainer André Schubert untermalte seine Einweisung mit reichlich Fingerzeigen und schickte dann Herrmann als vorgezogenen Rechtsverteidiger in Borussias 3-4-3-System auf das Spielfeld. Es war eine Pflichtspiel-Premiere für den Borussen, der eigentlich Außenstürmer ist.

"Na klar, ich kann die Position auch spielen. Man hat viel mehr defensive Aufgaben. Eigentlich haben wir ja eine Dreierkette, aber wenn der Ball über rechts kommt, schiebt die rein und der Spieler außen wird zum Rechtsverteidiger", beschreibt Herrmann den Ansatz.

Er war indes auf der neuen Position auf der rechten Seite, auf der man ein Mischwesen sein muss aus Verteidiger und Flügelstürmer, nur Teilzeitarbeiter. In der Startelf war dieser Job Ibo Traoré zugeteilt. Der war vor allem froh, nach langer Zeit wieder von Beginn an dabei zu sein. "Eigentlich ist das Verteidigen nicht so richtig meine Sache. Das System ist etwas speziell für mich, weil alle mitverteidigen müssen. Aber ich habe es, glaube ich, ganz gut gemacht und habe versucht, für die Mannschaft einige Meter zu gehen", sagte Traoré.

Das war tatsächlich so: Traoré, den Schubert insbesondere natürlich wegen seiner Dribbelstärke in der Vorwärtsbewegung gebracht hatte, erledigte die defensive Aufgabenstellung ordentlich, man sah ihn sogar erfolgreich grätschen hinten im eigenen Strafraum gegen Nationalspieler Kevin Volland.

Schuberts Erstbesetzung für die beiden Außenpositionen sind Oscar Wendt und Fabian Johnson, zwei offensive denkende Außenverteidiger. Lange war auch Julian Korb für rechts eingeloggt, zuletzt Martin Hinteregger für links. Beide sind ebenfalls eher der Abteilung Defensive zuzuordnen. Traoré und Herrmann sind eine neue Variation des Trainers: defensiv denkende Außenstürmer. Das gab Schubert nebenbei die Gelegenheit, dem zuletzt doch etwas müde wirkenden Johnson eine nötige Pause zu geben.

Es war nicht das erste Mal, dass Schubert ein Heimspiel nutzte, für den Ernstfalltest einer taktischen oder personellen Neuerung. Der Borussia-Park wird dann quasi zum Showroom für seine fußballerische Innovation. Beim 3:1 gegen die Bayern präsentierte er beispielsweise erstmals die defensive Dreierkette, die er zuvor mal ausprobiert hatte in der Schlussphase des 3:3 in Hoffenheim. Sie wurde begleitet vom Startelfdebüt Nico Elvedis, dem das neue taktische Konstrukt zum flotten Aufstieg in der Bundesliga verhalf. Vor dem Rückspiel gegen die Bayern am Samstag ist er Stammspieler.

Gegen Hoffenheim war der Schweizer als rechter Teil der Dreierkette ein bisschen auch für das Coaching Traorés mitverantwortlich. "Wir haben viel gesprochen, vor dem Spiel hat der Trainer uns taktische Anweisungen gegeben", berichtete Elvedi und versicherte: "Ibo hat es defensiv sehr gut gemacht und mir geholfen."

André Hahn macht in den Umdeutungen des Borussen-Kaders die Handschrift André Schuberts aus. Dass personelle Wechsel die Ausprägungen des Ansatzes in Nuancen jeweils ändern, kommt hinzu. Auffällig ist, dass Schuberts Innovationen immer mutiger werden. Anfangs schob er im bei Favre ausführlich gelernten 4-4-2-System den einen oder anderen Spieler in neuen Rollen und setzte schon auf extremes Offensivpressing.

Seine Erstvariante der Dreierkette fand im 3-5-2-System statt. Seit dem 4:0 gegen Stuttgart setzt er auch vorn auf ein Trio. Im 3-4-3-System hat er Borussia die Flügel gestutzt, aber zugleich eine sehr flexible Offensivvariante kreiert. Thorgan Hazard blüht darin auf, und auch André Hahn, wie Hazard von Haus sowohl für das Zentrum als auch für den Flügel geeignet, fühlt sich gut in dem Rollenmix. Seine starke Leistung gegen Hoffenheim belegt das.

Schubert ist ein Trainer, der seine Spieler durchaus mal in fachfremden Jobs fordert. Wie jetzt Herrmann und Traroé. "Ich muss die Rolle annehmen und spielen, wo der Trainer mich aufstellt", weiß Herrmann. Nach hinten zu arbeiten, das hat ihm Schuberts Vorgänger Lucien Favre beigebracht. Gleichwohl ist es für ihn nun eine Umstellung.

"Ich bin ja eher ein 4-4-2-Spieler, habe da immer gespielt", sagt Herrmann, der im Testspiel gegen Bochum schon mal aus der Tiefe des hinteren rechten Flügels kam. Für Herrmann und Traoré ist Schuberts neueste Idee auch eine Chance. Denn ihren eigentlichen Job, den des Außenbahnspielers, den gibt es in der Reinform nicht mehr bei Borussia. "Ich muss mich ein bisschen reinfinden, aber das dürfte kein Problem sein", sagt Herrmann.

(RP)
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