Borussia Mönchengladbach Herrmann: "Ein bisschen Angst hatte man vielleicht schon"

Mönchengladbach · Als die Situation aus dem Ruder lief, standen die Borussen und die Kölner beisammen und schauten konsterniert auf das, was Kölner Chaoten auf dem Rasen des Borussia-Parks trieben – es spielten sich regelrechte Jagdszenen ab.

Kölner Fans sorgen mit Platzsturm für Chaos
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Kölner Fans sorgen mit Platzsturm für Chaos

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Foto: Dieter Wiechmann

Als die Situation aus dem Ruder lief, standen die Borussen und die Kölner beisammen und schauten konsterniert auf das, was Kölner Chaoten auf dem Rasen des Borussia-Parks trieben — es spielten sich regelrechte Jagdszenen ab.

"Das sind unschöne Szenen. Das muss nicht sein, Man kann es verstehen, dass die Kölner Fans Frust haben, wenn wir in der letzten Minute das Tor machen. Aber es gehört nicht zum Fußball dazu. Ein bisschen Angst hat man vielleicht schon. Steffen Korell, unser Teammanager, hat gleich gerufen: Alle rein, nicht, dass es eskaliert. Es ging ja zum Glück für uns glimpflich aus", sagte Mittelfeldspieler Patrick Herrmann unserer Redaktion.

Thorgan Hazard, der junger Belgier, dessen Freistoß-Flanke das 1:0-Siegtor der Gladbacher durch Granit Xhaka einleitete, hatte so etwas zuvor noch nicht erlebt. "Das war nicht schön. Es sind viele Familien mit Kindern im Stadion. So etwas ist nicht gut für den Fußball, das ist kein Fußball. Sicher, es ist ein Derby, aber so etwas darf nicht sein", sagte Hazard.

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Kölner Fans zünden Bengalos beim Derby gegen Borussia

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Foto: dpa, mjh nic

Torschütze Granit Xhaka fand ebenfalls klare Worte für den Platzsturm der Vermummten. "Es ist bitter für den Fußball, dass so etwas passieren kann. Wir können leider nicht beeinflussen, dass es Leute gibt, die so etwas machen. Es ist schade für den 1. FC Köln, dass er solche Leute im Stadion hat. Man muss immer aufpassen, wenn so etwas passiert, man weiß ja nicht, was die Leute vorhaben. So etwas darf im Fußball nicht passieren", sagte er.

Borussias Sportdirektor Max Eberl hofft, dass die Aktion für die Beteiligten Konsequenzen hat. "Es ist schwierig, wenn man Menschen hat, die ihren menschlichen Verstand ausschalten und sich selbst profilieren und darstellen wollen. Ich hoffe, dass sie die Strafen bekommen, die ihnen zustehen und ihrem Arbeitgeber erklären müssen, warum sie nicht zur Arbeit kommen, weil sie irgendwo sitzen", sagte der Manager.

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Foto: Dirk Päffgen

Eberl hofft nach dem Zwischenfall mit zwei Festnahmen und einem verletzten Polizisten, "dass diese Menschen hart bestraft werden. Dann müssen sie wie in England halt mal ins Gefängnis. Sie müssten einmal ihrem Arbeitgeber erklären, warum sie am Montag nicht zur Arbeit kommen können."

Im ZDF verglich Eberl die Hooligans mit "wilden Tieren", im "Doppelpass" auf Sport 1 legte er am Sonntagmittag nach: "Es ist schade, dass so ein Spiel auf diese Art endet. Der Karneval war sicherlich nicht förderlich, ist aber wohl nicht für die Situation verantwortlich. Das war eine Kurzschlussreaktion von Menschen, die nicht viel im Kopf haben."

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Angesprochen auf den Vorfall und eine Strafe für sein Team sagte Kölns Geschäftsführer Sport, Jörg Schmadtke: "Ich befürchte, dass es deutlich wird. Das, was hier passiert ist, steht uns nicht gut zu Gesicht — uns unseren Fans auch nicht."

Präsident Werner Spinner reagierte mit Fassungslosigkeit auf die Krawalle: "Ich bin erschüttert", sagte Spinner. "Wir werden uns zunächst einmal zusammensetzen, uns alle Informationen besorgen und alle Bilder anschauen", sagte Spinner. Erst danach wird sich der FC dazu äußern, welche Maßnahmen er ergreifen will. Um die Verantwortlichen für die Vorfälle in Mönchengladbach ermitteln zu können, dokumentiert der FC ganz bewusst die Bilder.

"Das sind alles Dinge, die kein Mensch braucht. Vielleicht verliere ich Leute, die mir wohlgesinnt sind, aber ich habe das Gefühl, die Leute wollen das gar nicht kontrollieren. Denn man kann das kontrollieren, es gibt doch auch normal denkende Menschen im Block. Es wird immer gesprochen von Liebe, Herz und Tradition, aber ich weiß nicht, wo da die Liebe zum Verein sein soll. Und wir werden dauernd für Dinge bestraft, für die wir nichts können", sagte Kölns Trainer Peter Stöger.

Unmittelbar nach dem Spiel hatte der Klub die Aktionen in einer Mitteilung auf seiner Homepage scharf verurteilt und sich "ohne Wenn und Aber" von den Verursachern distanziert. Die Vorfälle seinen ein "schwerer Rückschlag, der den Club enttäuscht und ärgert", hieß es. Der Klub wolle "alles ihm Mögliche tun, um Täter zu ermitteln und konsequent zu sanktionieren" und behalte sich "weitere, harte Schritte" gegen die beteiligten Gruppierungen vor.

Rund 30 vermummte Chaoten waren nach dem Schlusspfiff auf den Platz gelangt und hatten sich Jagdszenen und Handgreiflichkeiten mit der Polizei und den Ordnungskräften geliefert. Zwei Randalierer wurden festgenommen, ein Polizist verletzt. Dem durch ähnliche Vorfälle vorbelasteten FC droht wohl ein Teilausschluss der Zuschauer einem Heimspiel.

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