Borussia Mönchengladbach Holtby will seinen Weg bei Borussia gehen

Mönchengladbach · Der jüngere Bruder des Nationalspielers Lewis Holtby war im Testspiel gegen Kaiserslautern erstmals im Gladbacher Profiteam dabei.

 Das erste Mal bei den Profis: Joshua Holtby war einer von sieben Gladbacher Nachwuchskräften, die sich Borussias Trainer Lucien Favre beim Testspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern anschaute.

Das erste Mal bei den Profis: Joshua Holtby war einer von sieben Gladbacher Nachwuchskräften, die sich Borussias Trainer Lucien Favre beim Testspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern anschaute.

Foto: Dieter Wiechmann

Als Thorben Marx im November 2000 sein erstes Bundesligaspiel machte, war Joshua Holtby vier Jahre alt. Am Freitag, beim Testspiel der Borussen gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern (0:2), spielten die beiden Seite an Seite, sie bildeten Borussias Doppelsechs. Für den 33-jährigen Marx, der in dieser Saison im Profikader noch nicht zum Einsatz kam, war es "eine schöne Abwechslung vom Trainingsbetrieb". Für Holtby, inzwischen 18 Jahre alt, war es "ein unglaubliches Erlebnis". Er kam zum ersten Mal im Profi-Team zum Einsatz. Normalerweise spielt der Bruder des Nationalspielers Lewis Holtby für die U19 der Gladbacher.

Es war vieles neu für Holtby. Beispielsweise, dass er nach dem Spiel Autogramme schreiben musste. "Ganz ehrlich, nach den U19-Spielen werde ich danach nicht gefragt", berichtete Holtby. Er gab danach auch sein erstes großes Interview - eine Übung, die er ausgesprochen abgeklärt absolvierte. Trotz der Niederlage hat ihm das Spiel richtig viel Spaß gemacht, das war spürbar. "Es war schon ein großes Erlebnis, als ich in die Kabine der Profis kam und all die tollen Spieler da saßen", erzählte er.

Dass er neben einem gestandenen Bundesligaspieler wie Marx, der satte 254 Erstligaeinsätze hinter sich hat, Dienst tun durfte, "war eine Riesenehre". Und auch ein wichtiger Lerneffekt. "Die Ruhe, mit der er spielt, das einfache Spiel, das nehme ich mit ins U19-Training und will es da umsetzen", sagte Holtby. Er ist seit zwölf Jahren Borusse, auf den Moment, den er am Freitagnachmittag erlebte, das erste Mal mit den Profis auf dem Platz zu stehen, "darauf habe ich immer hingearbeitet".

Holtby weiß indes, dass es nur ein winziger Schritt nach vorn war, genau wie für Michel Lieder, der ebenfalls zum ersten Mal im Profiteam mitmachen durfte. Durch die Abwesenheit der Nationalspieler gab es viele freie Planstellen. Trainer Lucien Favre nutzt Spiele wie das gegen Kaiserslautern für gewöhnlich, um den Nachwuchs in Augenschein zu nehmen. Insgesamt gehörten zum Aufgebot für das Lautern-Spiel sieben Jung-Borussen aus der U23 und der U19. "Für die Jungs ist es auf jeden Fall eine wichtige Erfahrung, mal reinzuschnuppern und die Abläufe kennenzulernen. Natürlich ist es auch eine Anerkennung der Leistungen in ihren Mannschaften", sagte A-Junioren-Trainer Arie van Lent.

Das frühe Heranführen der Nachwuchskräfte an den Profikader gehört zum Ausbildungskonzept der Borussen. "Für die jungen Spieler ist es eine gute Chance, auf sich aufmerksam zu machen und sich zu zeigen", sagte Nachwuchs-Direktor Roland Virkus.

Thorben Marx, der Routinier, nimmt es als Ausbildungsauftrag. "Ich weiß es ja noch von mir selbst: Wenn man die ersten Spiele bei den Profis macht, ist man sehr aufgeregt und nervös. Ich als älterer Spieler versuche, ihnen Ruhe zu vermitteln", sagte Marx.

Joshua Holtby hat natürlich noch einen weiteren wichtigen Ratgeber: Seinen Bruder Lewis, der nach seinem England-Aufenthalt inzwischen von Tottenham Hotspur an den Hamburger SV verliehen wurde. "Wir sprechen viel miteinander, ich nehme seine Tipps gern an und versuche sie umzusetzen", sagte Joshua Holtby. "Der kleine Bruder zu sein, erzeugt natürlich auch einen gewissen Druck. Aber mich spornt das vor allem an. Ich sage es mal so: Ich gehe meinen Weg, aber ich kann viel von seinem Weg lernen", sagte er.

Auch Lewis Holtby spielte als Jugendlicher für die Borussen, wechselte 2004 aber in den Nachwuchsbereich von Alemannia Aachen. Sein kleiner Bruder hat einen bis 2015 datierten Vertrag bei Borussia. "Es wird irgendwann Gespräche geben, wie es weitergeht. Ich will es aber am liebsten bei Borussia schaffen, Profi zu werden. Ich bin seit zwölf Jahren hier und habe die Raute im Herzen", sagte er. Wie es sich anfühlt, mit den Gladbacher Profis zu spielen, weiß er nun. "Ich will mehr davon, dafür werde ich immer 150 Prozent geben", sagte Joshua Holtby.

Während er noch ganz am Anfang seiner Karriere steht, plant sein Nebenmann vom Freitag das Ende der seinen. Nach dieser Saison wird Thorben Marx wohl aufhören. Gern würde er nach dem Fußball weiter bei Borussia arbeiten. "Wir werden uns darüber unterhalten, ob der Verein etwas für mich hat. Ich bin offen für alles", sagte er.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort