Roel Brouwers "Ich habe mich nur noch durchgequält"

Mönchengladbach · Borussias langjähriger Innenverteidiger Roel Brouwers hört auf mit dem Fußball. Im Interview spricht er über seine Entscheidung und seine Zukunftspläne.

Borussen feiern mit ihren Kindern und den Fans
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Foto: Dirk Päffgen

Das Profil von Roel Brouwers beim Portal "transfermarkt.de" hat sich verändert. Dort sind zwei Fußballschuhe zu sehen, die an einem Nagel hängen. Daneben steht: Karriereende. Brouwers machte 210 Pflichtspiele für Gladbach. Kaum ein Profi war in so vielen Wettbewerben für Gladbach am Ball wie er: In der Zweiten Liga, in der Bundesliga, im Pokal, in der Europa League, in der Champions League, zudem im Champions-League-Play-off, in Qualifikationsspielen zur Europa League und in der Bundesliga-Relegation.

Der jetzt 34-Jährige kam 2007, half dem Klub als torgefährlicher Abwehrmann zurückzukehren in die Bundesliga, danach gehörte er zu den Gesichtern des Aufschwungs vom ständigen Abstiegskandidaten zum Champions-League-Teilnehmer. Er galt stets als "Mr. Zuverlässig" und war der Liebling der Fans. Im Sommer wurde sein Vertrag nicht mehr verlängert und er wechselte in seine niederländische Heimat zu Roda Kerkrade, dem Klub, bei dem einst seine Profi-Karriere begann. Am Sonntag gab Brouwers bekannt, dass er aufhört mit dem Fußball. Mit unserer Redaktion sprach er über seine Entscheidung.

Herr Brouwers, wie geht es Ihnen?

Brouwers Alles gut — soweit. Ich habe ja aus freien Stücken entschieden, meine Profi-Karriere zu beenden und es fühlt sich richtig und gut an. Ich habe mir natürlich länger Gedanken darüber gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es keinen Sinn mehr macht weiterzumachen, nicht für mich, nicht für den Verein und nicht für das Team.

Sie sind erst im Sommer nach neun Jahren bei Borussia zu Roda Kerkrade gewechselt, dort haben Sie einen Zweijahres-Vertrag unterschrieben.

Brouwers Das stimmt. Und das bereue ich auch nicht, kein bisschen. Ich bin voller Elan und Spaß an die Sache rangegangen, ich wollte dem Team helfen mit meiner Erfahrung. Aber das konnte ich nicht. Ich hatte immer wieder Probleme, nach jedem Training kam ich mit Schmerzen nach Hause. So war ich nie richtig fit und konnte bestenfalls 70 Prozent meines Leistungsvermögens abrufen. Ich habe mich nur noch durchgequält. Und da ich die Saison nicht einfach so ausklingen lassen wollte, habe ich gesagt: Es ist Schluss. Allerdings muss ich gestehen, dass es trotz allem nicht leicht fällt, mitten in der Saison aufzuhören.

Was kommt nun?

Brouwers Ich will erst mal zur Ruhe kommen. Darum werde ich ein paar Monate Pause machen, auch, um mich zu sortieren. Ich habe ja bei Roda einen Vertrag mit einer Vereinbarung, nach meiner Karriere beim Verein etwas zu machen. Das war aber für 2017 oder für 2018 angedacht. Wir müssen jetzt mal sprechen, was es zu tun gibt. Aber wie gesagt: Zunächst mache ich nichts und kümmere mich darum, meine Wehwehchen komplett auszukurieren. Dann sehen wir weiter.

Können Sie sich auch vorstellen, bei Borussia etwas zu machen?

Brouwers Ich habe ja den Vertrag bei Roda, mit Borussia habe ich über solche Dinge nicht gesprochen. Aber man soll ja im Fußball-Business niemals nie sagen, wer weiß, was noch passiert. Ganz sicher werde ich jetzt auch öfter mal nach Gladbach kommen, um mir Spiele anzuschauen.

Gegen Barcelona waren Sie da, zusammen mit Allan Simonsen. Hat es Ihnen gefallen?

Brouwers Ja, natürlich. Borussia hat ganz stark gespielt in der ersten Halbzeit, nach der Pause hat man dann gemerkt, dass die Kraft ein bisschen weg war. Trotzdem wäre ein Punkt verdient gewesen. Es war ein super Spiel mit einer tollen Atmosphäre. Ich war ja zum ersten Mal seit meinem Abschied da. Es war toll, dass ich unten auf dem Rasen bei Knippi (Anm. d. Red: Stadionsprecher Torsten Knippertz) war und die Fans meinen Namen gerufen haben. Ein tolles Gefühl, ganz ehrlich.

Sie sind halt Kult für die Fans. Und Sie stehen auch für den Aufschwung: Als Sie 2007 kamen, war Gladbach Zweitligist, als Sie im Mai gingen, war sie Champions-League-Teilnehmer.

Brouwers Ich freue mich, dass ich bei den Fans so gut angekommen bin. Und ich bin froh, dass ich all das in Gladbach erlebt habe, auf meine Zeit bei Borussia werde ich immer sehr stolz sein.

Sie wären ein perfekter Zugang für die Weisweiler Elf, Borussias Traditionsteam.

Brouwers Oh ja, da würde ich gern mitspielen. Das wäre mir eine Ehre. Aber ich muss erst wieder richtig fit werden, bevor ich wieder spiele.

Sie waren 16 Jahre und drei Monate Profi. Als solcher ist das Leben sehr geregelt. Fühlen Sie sich ein bisschen frei?

Brouwers Sicherlich. Wenn man spielt, sind die Wochenenden während der Saison ja immer vergeben, es ist fast nie Zeit, da mal was mit der Familie oder der Frau allein zu machen. Das werde ich jetzt nachholen und ich werde es genießen.

Sie haben jetzt aber auch wieder mehr Zeit, sich Borussias Spiele anzusehen.

Brouwers Das stimmt. Aber ich werde auch weiter zu den Heimspielen von Roda gehen, um so wenigstens beim Team zu sein. Ich habe mir auch Borussias Spiel auf Schalke angeschaut.

Oh je…

Brouwers Dass es da ein 0:4 gab, war völlig überraschend. Borussia war definitiv nicht so viel schlechter, wie es das Ergebnis aussagt. Ich finde, Gladbach hat eine klasse Mannschaft, die viele Optionen bietet und die wieder oben mitspielen und auch wieder unter die ersten vier kommen kann.

(kk)
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