Borussia Mönchengladbach Johnson: "Klinsmann freut sich für Borussia"

Mönchengladbach · Borussias US-Nationalspieler Fabian Johnson spricht über die persönliche Erfolgsgeschichte seiner Rückrunde, die Wirkung von Gladbachs Fans und eine SMS vom Nationaltrainer.

Der große Vereins-Check: Das waren die Ziele, das wurde erreicht
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Das waren die Ziele, das wurde erreicht

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Im Sommer 2014 haben Sie in einem Interview mit unserer Zeitung gesagt: "Borussia ist ein super Verein. Es ist ein Klub mit viel Tradition, und Tradition ist toll." Was macht für Sie Tradition im Profialltag aus?

Johnson Das merkt man vor allem durch die Fans. Man wird öfter angesprochen, und die ganze Atmosphäre ist einfach eine andere. Ich kenne das ja noch aus meiner Zeit bei 1860. Damals haben wir zwar zweite Liga gespielt, aber trotzdem waren die Fans irgendwie anders drauf als - ich habe ja nur diese beiden Vergleiche - in Hoffenheim oder Wolfsburg.

Ist die Begeisterung der Anhänger für einen bestimmten Verein tatsächlich ein Grund, zu diesem Verein zu gehen?

Zuschauer bilden Spalier für Borussias Champions-League-Helden
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Johnson Auf jeden Fall. Wer das mal miterlebt hat, kann das auch nachvollziehen. Es ist hier mit den Fans immer ein super Erlebnis. Egal, ob wir zu Hause spielen oder auswärts, das macht ja meistens überhaupt keinen Unterschied. Das ist für einen Fußballer schon eine interessante Sache. Nehmen wir doch zuletzt unser Spiel in Berlin, da reisen 10 000 Gladbach-Fans mit. Das ist schon krass, und da kommt einem so ein Auswärtsspiel auch plötzlich irgendwie nicht mehr so schwer vor.

Fairerweise muss man sagen: Der sportliche Erfolg hebt nun ja auch allseits die Stimmung.

Das ist Jürgen Klinsmann
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Foto: dpa/Robert Michael

Johnson Ich wollte es gerade sagen, wir spielen ja eine super Saison. Klar sind alle verrückt nach Fußball, nach Borussia. Alle freuen sich. Ich weiß ja noch gar nicht, wie es hier ist, wenn es mal nicht so gut läuft (lacht).

Wer als Spieler nach Gladbach wechselt, muss damit leben, dass immer wieder auf die glorreichen 70er des Vereins Bezug genommen wird. Kriegt man als Neuzugang eigentlich die Borussen-Chronik geschenkt, um sich entsprechend einlesen zu können?

Raffael stolpert Borussia Mönchengladbach in die Champions League
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Johnson Nein, eine Einführung bekommen wir nicht. Das geht eher über die Spieler, die schon länger da sind oder über die Medien.

Nun schreibt die aktuelle Borussia ja gerade eh ein neues Stück Vereinsgeschichte. Sind Sie darauf stolz?

Johnson Auf jeden Fall. Wir wollten unbedingt in die Champions League, und jeder Profi ist doch stolz, mal auf so einem Level spielen zu können.

Welcher Klubname liegt mannschaftsintern denn gerade vorne, wenn es um den Wunschgegner für die Gruppenphase der Königsklasse geht?

Johnson (grinst) Darüber haben wir noch gar nicht richtig gesprochen.

Ach kommen Sie...

Johnson Nein, wirklich nicht, Wir waren jetzt erst einmal froh, dass wir es so weit geschafft haben. Natürlich wollen wir gegen große Mannschaften spielen. Das ist es ja schließlich, was die Champions League ausmacht.

Die Erfolgsgeschichte von Borussias Rückrunde ist letztlich auch Ihre persönliche.

Johnson Mir ist halt zugute gekommen, dass ich die ganze Wintervorbereitung mitmachen konnte. Und ich war seitdem nicht mehr verletzt. So kommst du eben auch mal in einen Spielfluss hinein. Das ist mir gelungen, und dann war es für den Trainer irgendwann auch schwer, auf meiner Position noch einmal zu wechseln, weil er gesehen hat, wie ich der Mannschaft helfen kann.

Die Leistung wächst mit der Spielzeit - ist die Rechnung manchmal so einfach?

Johnson Natürlich. Je mehr man spielt, desto wohler fühlt man sich. Ich bin im vergangenen Jahr in eine neue Mannschaft gekommen mit einer ganz anderen Spielart als in Hoffenheim. An all das muss man sich auch erst gewöhnen. Das dauert eben seine Zeit. Ich wusste, dass es zu Beginn nicht einfach für mich wird. Darauf hatte ich mich eingestellt.

Viele, die nach Gladbach kommen, geben zu, dass es Zeit braucht, bis man Lucien Favres Anforderungen gerecht wird. Was macht ihn so anstrengend?

Johnson An sich ist das, was er verlangt, gar nicht so anstrengend. Man muss halt nur versuchen, alles auch wirklich genauso umzusetzen, wie er es will. Und nicht nur ungefähr so. Er ist eben sehr detailverbissen. Da geht es im Stellungsspiel manchmal halt auch um einen Meter. Oder um einen halben.

Können Sie inzwischen über das Thema "Lieblingsposition" schmunzeln?

Johnson Ich glaube, die Medien haben daraus letzten Endes mehr gemacht als es wirklich war. In jedem Fall bin ich jetzt auf der linken Seite fest gespielt, und da wird der Trainer auch nichts mehr dran ändern, denke ich.

Können Sie sich mit ihrer Stellenbeschreibung als "defensiv denkendem Offensivspieler" anfreunden?

Johnson Ich denke, das trifft es. Das ist das, was der Trainer verlangt. Letztlich aber von uns allen. Wir sollen alle nach vorne und nach hinten arbeiten. Deswegen tun sich viele Mannschaften eben auch so schwer gegen uns.

Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen dem Fußballer Fabian Johnson, den die Öffentlichkeit erlebt, und dem Privatmensch?

Johnson Ich bin niemand, der großartig in der Zeitung stehen muss. Ich bin da schon eher fokussiert auf mein Privatleben. Da will ich dann auch meine Ruhe haben bei dem, wie ich bin und was ich mache.

Was sagt Ihr Nationalcoach Jürgen Klinsmann zu Borussias Entwicklung?

Johnson Er hat mir letztens erst eine SMS geschickt und geschrieben, dass er sich für mich und für Gladbach freut, dass wir nächstes Jahr Champions League spielen. Wir sehen uns ja in Kürze auch wieder bei den nächsten Länderspielen.

Was ist der größte Unterschied zwischen den Trainern Klinsmann und Favre?

Johnson Wie gesagt, Lucien Favre achtet auf jedes Detail und weiß haargenau, wie er was haben will. Jürgen Klinsmann kommt dann doch eher über diese Motivationsschiene. Das kennt man ja noch aus dem Film zur WM 2006 ("Deutschland, ein Sommermärchen", Anm. d. Red.). So ist er halt wirklich. Er will immer das Maximum herausholen. In dem Ziel sind dann letztlich wieder beide Trainer gleich.

(RP)
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