Borussia Mönchengladbach Klar ist, dass nichts klar ist

Fussball · Martin Stranzl ist Borussias Kapitän. Granit Xhaka auch. Genauso wie Havard Nordtveit. Sagt Borussia. Doch indem der Verein eine Klarheit bei einem Thema vermeidet, das eigentlich klar sein müsste, macht er letztlich erst ein Thema daraus.

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Stranzl feiert Comeback beim 2:1 gegen Sivasspor

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Foto: Dirk Päffgen

Borussia und die Kapitäns-Frage - ein Thema, das kein Thema ist, schwelt als Thema seit Beginn der Vorbereitung auf die Rückrunde. Eigentlich sollte dieses Thema ja auch kein Thema sein, aber weil der Verein so auffällig betont, dass dieses Thema intern gar kein Thema ist, sorgt er dafür, dass es als Thema in der Öffentlichkeit an Beachtung gewinnt. Alles klar? Nein? Verständlich, denn klar ist momentan auch eigentlich nur, dass nichts klar ist, also, wenn man klar im Sinne von eindeutig versteht, sich also fragt, ob die Kapitänsfrage eindeutig geregelt ist. Das ist sie nämlich nicht. So viel ist klar.

"Es ist für keinen ein Thema, außer für die Medien", sagte Trainer André Schubert zur Kapitänsfrage. Damit hätte er im Prinzip ja recht. Denn zu Saisonbeginn war ja auch alles klar. Martin Stranzl war Kapitän. Und als er verletzt ausfiel, führte Tony Jantschke die Borussen aufs Feld, er war also offensichtlich der Stellvertreter. Doch dann trat Trainer Lucien Favre zurück, und Nachfolger André Schubert beförderte Granit Xhaka zum Kapitän. Jantschke und Stranzl waren zu dieser Zeit verletzt.

Dann kam das Heimspiel gegen den FC Schalke 04 Ende Oktober, und Xhaka und Jantschke standen beide in der Anfangsformation. Doch Kapitän blieb Granit Xhaka. Die ursprüngliche Hierarchie war also durchbrochen. Jantschkes Meinung dazu ist bis heute unbekannt. Nun ist also Stranzl nach Monaten wieder zurück. Und für ihn ist klar, dass er weiterhin Borussias Kapitän ist. Xhaka sagt derweil, er hänge nicht an der Binde. Also alles kein Thema. Oder nur eins für die Medien. Wirklich?

"Wir haben zwei Kapitäne, im Grunde genommen mit Havard ja noch einen dritten. Wir haben jetzt keine Reihenfolge in irgendeiner Art und Weise festgelegt", sagte Schubert in Belek. Und er sagte auch: "Ich glaube, es ist auch irgendwie klar, dass Martin hier Kapitän einer Mannschaft war oder ist und sich zusätzlich aber mit Granit der Nachfolger eigentlich schon behauptet hat. Er hat das überragend gemacht." Aha. Was aber passiert, wenn Kapitän und Nachfolger demnächst mal wieder gemeinsam auflaufen? "Wenn wir der Meinung sind, wir müssen da irgendwas noch ändern oder müssen irgendwas entscheiden, dann machen wir das. Aber im Moment sehe ich dafür keinen Anlass. Jetzt ist Granit die ersten drei Spiele eh gesperrt, und dann werden wir das in den nächsten Wochen noch mal angehen", sagte Schubert.

Entscheidung also vertagt. Aber muss man zu einem Thema etwas entscheiden, wenn es gar keins ist? Stranzl und Xhaka umschifften das Thema jedenfalls in symbolischer Eleganz, als sie im Testspiel gegen Sivasspor je eine Halbzeit die Binde trugen. Mit beiden hat Schubert nach eigener Aussage über das Thema geredet. "Beide sind wahnsinnig stolz, für diesen Verein die Binde tragen zu dürfen, und beide sind so gestrickt, dass sie es nicht müssen", sagte der Trainer. Letzteres ist zumindest die beste Voraussetzung, aus einem Thema, das keins ist, kein Problem werden zu lassen. Denn spätestens, wenn es ein Problem wäre, dann wäre es ein Thema. Und nicht nur für die Medien.

(klü)
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