Borussia Mönchengladbach Konstanz gegen Stuttgart und ein Sommer-Anfang im Tor

Von wegen Bayer Leverkusen: Der Angstgegner im Borussia-Park heißt weiterhin VfB Stuttgart. Alt sind auch die Erkenntnisse in Zahlenform. Einen Neuen zwischen den Pfosten gab es dafür lange nicht mehr.

Hrgota trifft das leere Tor nicht
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1.) Erwartbares Ergebnis Wenigstens mit 30 Minuten Zugabe plus Elfmeterschießen ist es einmal gelungen, Bayer Leverkusen im Borussia-Park zu bezwingen. Der wahre Angstgegner im nicht mehr so neuen Stadion heißt auch zu Beginn der elften Saison VfB Stuttgart. Seit dem 2:0 am 30. April 2005 ist Gladbach nunmehr neun Spiele in Folge sieglos, die Misere wird im kommenden Frühjahr ihr Zehnjähriges feiern. Immerhin endeten drei der vergangenen vier Partien gegen die Schwaben 1:1. Auch 2012 wäre dies wohl das Endergebnis gewesen, wenn Roel Brouwers nicht mit seinem "Eigentor des Jahres" die Niederlage besiegelt hätte.

2.) Er läuft schon wieder Christoph Kramer hat in den Wochen seit seiner Rückkehr aus dem Sommerurlaub gefühlt mehr Interviews gegeben als ein Studienanfänger auf verzweifelter WG-Zimmer-Suche. Dass er den Duathlon aus Medienpräsenz und Fußball hinbekommt, bewies er nach seiner Einwechslung eindrucksvoll — "nicht nur wegen seines Treffers", wie es so schön heißt. Gleich mit seiner ersten Aktion lupfte Kramer den Ball auf den freistehenden Thorgan Hazard, der am Pfosten scheiterte. Die starke Joker-Leistung krönte der Weltmeister mit dem 1:1, dessen technische Finesse er anschließend nicht an die große Glocke hängen wollte. Außerdem brachte er jeden seiner 24 Pässe zum Mitspieler und lief nach seiner Einwechslung 2,93 Kilometer. Je nachdem, ob das Tracking-System in der Nachspielzeit weiterzählt, hätte Kramer, auf die volle Spielzeit hochgerechnet, 13,1 bzw. 15,5 Kilometer geschafft.

4.) Zu Unrecht gescholten Schiedsrichter Christian Dingert machte keine spielentscheidenden Fehler, trotzdem hallten spätestens nach dem — völlig zu Recht — nicht gegebenen Hrgota-Tor die "Schieber"-Rufe durch den Borussia-Park. Der "kicker" gab Dingert sogar die Note zwei. Vielleicht manifestieren sich einfach Statistiken im Unterbewusstsein: Erst ein Bundesligaspiel unter der Leitung des 34-Jährigen hat die Borussia gewonnen. Dann gibt er eine harte Gelbe Karte gegen Ibrahima Traoré, entscheidet einmal zu Unrecht auf Abstoß — und schon ist der Schiedsrichter ein Buhmann.

5.) Ibisevic spielt durch Nicht gegebene Verwarnungen entscheiden selten Fußballspiele. Interessant ist folgende Statistik allemal: Gladbach beendete das Spiel mit acht Fouls und zwei Gelben Karten (eine sah Granit Xhaka wegen Meckerns). Stuttgarts Stürmer Vedad Ibisevic beendete das Spiel ebenfalls — was bei sechs Fouls und einem üppigen Aktionsradius im Luftduell nicht selbstverständlich ist.

6.) Sie passen schon wieder Nicht nur den Trend, selten zu foulen, hat die Borussia in die neue Saison gerettet. Auch die Passquote war erneut stark. Mehr als Gladbachs 87 Prozent schaffte nicht einmal der FC Bayern. Wie wenig Aussagekraft diese Zahl mitunter jedoch besitzt, beweist Bayer Leverkusens Fehlpassquote beim 2:0-Erfolg gegen Borussia Dortmund. Nur 58 Prozent aller Abspiele brachte die Mannschaft von Roger Schmidt zum Mann.

7.) Der Neue im Tor Das hatte es seit dem 18. März 2011 nicht mehr gegeben: Stadionsprecher Torsten Knippertz verliest die Mannschaftsaufstellung im Borussia-Park und der erste Vorname, den er ruft, ist nicht "Marc-André". Nach Logan Baillys legendär-schaurigem Abschiedsspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern stand Marc-André ter Stegen zu Hause 62-mal hintereinander im Tor. Am Tag der Yann-Sommer-Premiere ist auch der FC Barcelona mit einem Heimspiel in die Saison gestartet — ohne den verletzten ter Stegen, der in seiner Gladbacher nie passen musste.

8.) Gut besucht 50.203 Fans sahen Sommers Pflichtspieldebüt im Borussia-Park. Seit dessen Eröffnung im Jahr 2004 war nur der allererste Heimauftakt gegen Borussia Dortmund besser besucht (natürlich ausverkauft). Noch in der vergangenen Saison bedeuteten die 46.089 Zuschauer beim 3:0 gegen Hannover 96 am Ende die schlechteste Auslastung.

9.) Vierte Einwechslung 113 Tage nach dem Spiel gegen den FSV Mainz waren die Borussia-Fans offenbar ziemlich heiß auf Bundesliga-Fußball. In den 39 Minuten zwischen dem 0:1 und dem Ausgleich war keinerlei Ungeduld zu vernehmen — im Gegenteil. Die Stimmung war ein echter Antreiber, das Spiel kam nach einer dahinplätschernden ersten Halbzeit doch noch in Fahrt. So kann der Ruf nach einer vierten Einwechslung auch erhört werden.

10.) Derby-Schlangen Wohl nicht ganz 50.000 Borussen würden sich auf den Weg zum Derby beim 1. FC Köln machen. Aber der virtuelle wie leibhaftige Ansturm auf die Tickets für das Spiel am 21. September hat am Montag zumindest den Eindruck erweckt. Seit vier Uhr hatten einige Fans vor dem Fanhaus ausgeharrt, um an eine Karte aus dem Kontingent des Fanprojekts zu kommen. Selbst wer zwei Stunden anstand, musste ohne Derby-Ticket nach Hause gehen. Im Onlineshop war immerhin die Wartezeit mickrig — nach zwei Minuten waren alle Karten restlos ausverkauft. Man merkt: Das letzte Derby liegt mehr als zwei Jahre zurück.

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