Borussia Mönchengladbach Kramers Aussagen werfen Fragen auf

Mönchengladbach · Borussias Weltmeister kritisiert den "Menschenhandel im Fußball". Sein Team gewinnt derweil in Kramers Abwesenheit 3:1 bei Regionalligist FC Homburg.

Porträt: Das ist Christoph Kramer von Borussia Mönchengladbach
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Das ist Christoph Kramer

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Foto: Dirk PŠffgen/Dirk Paeffgen (dirk)

Es ist knapp zwei Wochen her, dass Christoph Kramer zu Borussia zurückkehrte. Der Trubel war groß, schließlich kam er als Weltmeister zurück. Alle rissen sich um den 23-Jährigen: Fans, Medien, ja selbst die Stadtoberen, die ihm das Goldene Buch zur Unterschrift vorlegten.

Auch wenn er beim 3:1-Pokalerfolg in Homburg (Tore von Hrgota, zwei, und Hahn) nicht mitwirkte, bestimmte er die Schlagzeilen des Wochenendes. Während die Kollegen nach einer durchwachsenen Leistung, aber dennoch verdient beim Viertligisten die zweite Pokalrunde erreichten, veröffentlichte der "Spiegel" Auszüge aus einem Gespräch mit Kramer.

Darin bekundete dieser ein auf viele befremdlich wirkendes Verhältnis zur Gültigkeit von Verträgen. "Wenn ich irgendwo nicht spielen möchte, spiele ich da nicht. Da kann ein Vertrag aussehen, wie er will", wird Kramer zitiert. Rudi Völler kommentierte das Interview später in der "Bild"-Zeitung, indem er sagte, dass es Kramer sicher guttun würde, "wenn er sich jetzt wieder mehr auf die Spiele mit der Borussia konzentriert.".

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Dabei liegt eben diese Vertragslage ganz offen dar: Kramer ist noch bis 30. Juni 2015 von Bayer Leverkusen an Mönchengladbach ausgeliehen, danach greift sein bis Sommer 2017 laufender Anschlussvertrag in Leverkusen. Doch eine starke Vorsaison bei den Fohlen und die überraschende WM-Teilnahme ließen aus der eigentlich nüchternen Faktenlage einen von vielen Nebengeräuschen begleiteten Poker um die Zukunft des Nationalspielers werden, der vermutlich bis ins kommende Jahr hinein andauern wird.

Dieses Spiel wird von verschiedenen Parteien betrieben. Während Bayer sich erwartungsgemäß auf die Vertragssituation beruft, will man bei Borussia sich selbst und den Anhängern immer wieder mal Mut zusprechen, Kramer vielleicht doch langfristig binden zu können. Aus Italien betont der SSC Neapel zudem in schöner Regelmäßigkeit sein Begehren, Kramer kaufen zu wollen - für einen zweistelligen Millionenbetrag.

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Doch Kramer selbst tut derzeit am meisten dafür, dass seine berufliche Zukunft unklar erscheint. Er sagt, die Angebote aus dem Ausland ehrten ihn natürlich, und er versucht offenbar, die Entscheidungshoheit über seine Zukunft aus den vorliegenden Verträgen herauszulösen. So beklagt Kramer jetzt im "Spiegel", er fühle sich als transferierter Spieler "manchmal wie in einem modernen Menschenhandel".

Abgesehen davon, dass der Begriff "Menschenhandel" für einige in Verbindung mit dem Millionengeschäft Profifußball unpassend klingt, werfen Kramers Aussagen Fragen auf. Fragen wie diese: Wer hatte ihn gezwungen, seinen langfristigen Vertrag in Leverkusen zu unterschreiben? Wer hatte ihn gezwungen, einer Ausleihe nach Gladbach zuzustimmen? Wenn er die Gültigkeit eines geltenden Vertrags in Abrede stellt, erwartet er dann trotzdem, dass sich die Vereine an genau denselben Vertrag mit den darin verankerten finanziellen Vereinbarungen im Zweifelsfall halten?

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Borussia treffen Kramers Aussagen im "Spiegel" nicht auf dem falschen Fuß. Der Klub ließ sie zu. Kurzfristig mag sich mancher im Borussia-Land daher vielleicht sogar freuen, dass Kramer eine Rückkehr nach Leverkusen im kommenden Jahr nicht als zwangsläufig ansieht. Aber ziemlich schnell dürfte sich dann doch die Überlegung einstellen, ob ein Verein, der selbst gerade im Fall des von Bayern umworbenen Nachwuchsspielers Sinan Kurt auf die Gültigkeit von Verträgen pocht, Kramers Aussagen in dieser Hinsicht gutheißen kann.

Die nächste Saison wird eine wichtige für Christoph Kramer. In vielerlei Hinsicht.

(RP)
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