Borussia Mönchengladbach Länderspiel-Salat beeinflusst Borussias Arbeit

Mönchengladbach · Wo früher die Nationalspieler en bloc nach Länderspielen zurückkehrten, müssen sie nun tröpfchenweise wieder eingebaut werden.

Lucien Favre lässt Borussia Mönchengladbach Torschüsse trainieren
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Favre lässt Torschüsse trainieren

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Tony Jantschke schüttelt den Kopf. Er hat es aufgegeben, zu überlegen, was konkret das Positive am kaugummiartigen Ausdehnen der EM-Qualifikationsspiele durch die Uefa sein soll. "Ich blicke da nicht mehr so richtig durch. Wer das jetzt schon wieder erfunden hat. Das ist für mich der Wahnsinn", sagt Borussias Verteidiger. Er wie seine gleichfalls daheim gebliebenen Nicht-Nationalspieler würden sich dann wohl auch schwer tun, die verschiedenen Länderspieltermine ihrer Kollegen in diesen beiden Wochen zu benennen. "Ich weiß nicht mal, wann unsere Leute wieder zurückkommen. Howie [Havard Nordtveit, Anm. d. Red.] hat ja schon am Montag wieder gespielt, Julian [Korb, Anm. d. Red.] spielt erst heute, obwohl es früher immer so war, dass die U 21 einen Tag vor der A-Nationalmannschaft gespielt hat", sagte Jantschke.

Was Jantschke moniert, sehen viele Fußballfans genauso. Wo früher klar war, dass die Qualifikationsspiele im Rhythmus Samstag/Mittwoch oder später Freitag/Dienstag stattfanden, ist für viele inzwischen nur noch klar, dass nichts mehr klar ist. Und die Uefa schoss sich zumindest in Deutschland mit der Streckung der Quali-Spiele auf sechs Tage pro Woche ein Eigentor. Fernsehbilder von Quali-Spielen jenseits der DFB-Elf gibt es nur in kleinen Ausschnitten im RTL-Spätprogramm oder bei anderen Sendern der Gruppe. Die frühere Highlight-Sendung bei Eurosport ist komplett verschwunden. Die Uefa verkalkulierte sich offenbar schlichtweg bei der Vermarktung.

Das alles könnte Lucien Favre ja noch mit einem jovialen Lächeln abtun, aber die umstrittene Neuerung der Uefa in Sachen Länderspiel-Terminen hat für Borussias Trainer und seine Arbeit ganz konkrete Auswirkungen: Wo früher die Nationalspieler en bloc nach Länderspielen mittwochs oder donnerstags zurückkehrten, müssen sie nun tröpfchenweise wieder eingebaut werden. Es gilt, jeden Nationalspieler je nach Belastung, je nach Spielterminen und je nach möglicher Rückkehr an den Niederrhein wieder ins Teamtraining zurückzuführen. Keine leichte Aufgabe, wenn ein Branimir Hrgota mit Schweden schon Sonntag mit dem zweiten Spiel durch war, die Schweiz mit Yann Sommer und Granit Xhaka wie auch Deutschland mit Max Kruse aber gestern Abend noch ran mussten. Und außerhalb des Uefa-Einflussbereichs kehrt ein Ibrahima Traoré erst spät am Donnerstag zurück, weil er Mittwoch noch mit Guinea in Ghana spielt.

Zurück zu Jantschke: So nüchtern er das Uefa-Termin-Wirrwarr sieht, so entspannt hat er einmal mehr registriert, dass ein Antonio Rüdiger als Rechtsverteidiger für Deutschland spielen darf, während er, Jantschke, trotz konstant starker Leistungen als Rechts- und Innenverteidiger keine Beachtung bei Joachim Löw findet. "Der Bundestrainer entscheidet so, wie er es nun mal tut. Ich würde nie auf die Idee kommen, da etwas zu fordern. Ich habe immer gesagt, wenn wir mit Gladbach gut dastehen und positiv in Erscheinung treten, dann sind wir alle ein Thema. Das ist der einzige Weg, wie man sich anbieten kann", sagt Jantschke.

(RP)
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