Schwammige Regel Handspiel — ein unlösbares Problem

Düsseldorf · Das Tor mit dem Unterarm von Lars Stindl bringt eine Diskussion in Gange, die so alt ist wie der Fußball selbst. Es geht um eine Regel, die allem Anschein nach nicht eindeutig definiert werden kann.

Borussia Mönchengladbach: Das Hand-Tor von Lars Stindl
7 Bilder

Ball prallt von Stindls Hand ins Tor

7 Bilder
Foto: Screenshot Sky

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) meinte es sicherlich gut, als er am Montag ein Interview mit Lutz-Michael Fröhlich veröffentlichte. Doch bereits bei der ersten Antwort vom Schiedsrichterboss wird deutlich: Das Führungstor vom Gladbacher Lars Stindl beim 2:0 in Ingolstadt am Sonntag ist das Paradebeispiel für die schwammigste Regel im Fußball. Schiedsrichter Christian Dingert trifft daher keine Schuld.

Im DFB-Regelwerk heißt es: "Ein Handspiel liegt vor, wenn ein Spieler den Ball absichtlich mit der Hand oder dem Arm berührt." Was Absicht bedeutet, wird im Folgenden mit sehr subjektiven Einschätzungen eingegrenzt.

Fröhlich gibt in seiner Stellungnahme an, dass sich in der Szene mit Stindl, dem der Ball erst an die Brust und dann an die Hand sprang, Hinweise für beide Regelauslegungen finden lassen. Deshalb flüchtet sich der 59-jährige Ex-Schiedsrichter in eine ebenso schwammige Analyse, gespickt mit Wörtern wie "jedoch", "andererseits" und "dennoch". Am Ende ringt er sich dann doch zu einem Urteil durch: Die Szene wurde falsch bewertet und hätte aufgrund der "aktiven Bewegung des Arms zum Ball" abgepfiffen werden müssen. Peter Gagelmann, Schiedsrichter-Experte bei Sky, revidierte seine Einschätzung mehrmals und unterstrich damit, dass es für einen Unparteiischen nahezu unmöglich ist, die bestehende Regel konsequent richtig auszulegen.

Nicht wenige Stimmen fordern deshalb seit längerer Zeit, die Regel zu vereinfachen. Die einfachste Form wäre, immer dann zu pfeifen, wenn der Ball die Hand berührt. Ob damit die Probleme gelöst werden, darf bezweifelt werden. Spieler könnten versuchen, den Ball absichtlich an die Hand des Gegners zu spielen. Alle anderen Änderungen werden immer mit der subjektiven Wahrnehmung des Schiedsrichters zusammenhängen. Strittige Entscheidungen wird es somit immer geben.

Ein Blick auf andere Sportarten stützt diese These. Im Handball darf der Ball nicht mit dem Fuß geblockt werden. Auch diese Regel lässt sich ausnutzen. Es kommt vor, dass ein Pfiff erfolgt, obwohl gezielt auf den Fuß des Gegners geworfen wird. Im Eishockey darf der Puck vom Spieler mit dem Fuß gespielt werden, sogar ein Tor darf damit erzielt werden. Allerdings nur, wenn der Fuß dabei "keine aktive Kick-Bewegung" macht. Obwohl es im Eishockey bereits den Videobeweis gibt, gibt es immer noch Streit um die Entscheidungen.

Fröhlich sagt zum Fall Stindl: "Auch für den Video-Assistenten, der ab der kommenden Saison in der Bundesliga zum Einsatz kommen wird, wäre diese Szene regeltechnisch ein sehr anspruchsvoller Vorgang gewesen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort