Borussia Mönchengladbach Alles klar mit de Jong und Eindhoven

Luuk de Jong ist Geschichte bei Borussia Mönchengladbach. Am Samstag hat der Fußball-Bundesligist bekannt gegeben, dass der Stürmer an den niederländischen Ehrendivisionär PSV Eindhoven verkauft wird. Für Nachwuchsspieler Sinan Kurt liegt noch kein passendes Angebot vor.

 Am Fototag für die neue Saison ist Luuk de Jong noch abgelichtet worden.

Am Fototag für die neue Saison ist Luuk de Jong noch abgelichtet worden.

Foto: Dirk Päffgen

Über die De-Jong-Ablösesumme wird offiziell nicht gesprochen. Doch der PSV überweist nach Informationen unserer Redaktion inklusive aller Nebengeräusche fast sieben Millionen Euro an Borussia. Zudem wurde eine Beteiligung an einem eventuellen Weiterverkauf des 23-Jährigen vereinbart. "Ich kommentiere keine Zahlen, aber wir haben für Borussia eine sehr gute Lösung gefunden", sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl.

Für den Manager ist es nach wie vor "schade", dass die Liaison des Klubs mit dem Stürmer nicht funktioniert hat. De Jong ist der teuerste Einkauf der Gladbacher Vereinsgeschichte. Zwölf Millionen Euro zahlte der Klub 2012 an Twente Enschede. De Jong sollte die Tore von Marco Reus ersetzen, der im selben Jahr für 17,5 Millionen Euro zu Borussia Dortmund ging. De Jong kam mit der Empfehlung von 25 Treffern, die er in der Saison 2011/2012 für Twente erzielt hatte.

Luuk #deJong wechselt zur @PSV Eindhoven. Alles Gute, Luuk! #fohlenelf

Doch insgesamt war es ein Missverständnis, das für beide Seite nicht einträglich war: Borussia verlor viel Geld, de Jong viel Zeit. "Es war ein verlorenes Jahr", sagte de Jong über die vergangene Saison. Er ist ein klassischer Stoßstürmer niederländischer Prägung, einer, der Bälle im Strafraum braucht. Doch darauf ist das Gladbacher Spiel nicht ausgelegt. So passte de Jong nie richtig ins System von Trainer Lucien Favre. Sechs Tore schoss er in 36 Spielen, drei davon brachten in der Spielzeit 2012/2013 wichtige 1:0-Siege, die dazu beitrugen, dass die Gladbacher letztlich ein Jahr nach dem Sturm auf Platz vier den achten Platz belegten. In seiner zweiten Saison indes kam de Jong in der Hinserie kaum zum Einsatz — weswegen er sich im Winter neu orientierte.

Dass es bei de Jong ein Minusgeschäft werden würde, zeichnete sich da längst ab, es ging letztlich um Schadensbegrenzung. Immerhin bekommt Borussia inklusive der 1,5 Millionen Euro Leihgebühr, die Newcastle United für die Rückrunde der vergangenen Saison zahlte, plus Transfersumme aus Eindhoven mehr als acht Millionen Euro zurück. Auch in England war de Jong nicht der Torjäger, er blieb ohne Treffer auf der Insel, auch, weil er meist als hängende Spitze eingesetzt wurde und nicht als zentraler Stürmer, wie er selbst sagte. Newcastle zog die vereinbarte Kaufoption nicht.

Vielleicht hätte Borussia ihn auch behalten, das aber nur als Option für besondere Fälle, sprich: als Joker. Die Rolle war aber nicht das, was sich de Jong vorstellte, für einen jungen Spieler ist die Perspektive Teilzeitarbeiter wenig erbaulich. "Ich will spielen", sagte de Jong, dessen Traum, bei der Weltmeisterschaft in Brasilien für Holland zu spielen, angesichts seiner fehlenden Spielzeit früh platzte. Nun kehrt er in seine Heimat zurück. Dort wird viel geflankt, das klassische niederländische System ist darauf ausgelegt. Es ist für de Jong ein Neuanfang sozusagen in einer Wohlfühlatmosphäre für einen Stürmer wie ihn.

Die Eindhovener jedenfalls begrüßten ihren neuen Star nahezu überschwänglich: "Willkommen Luuk de Jong beim tollsten Klub in Holland", teilte der Ehrendivisionär mit. Der Ex-Borusse bekommt einen Fünf-Jahres-Vertrag und hofft auf eine bessere Zukunft.

Luuk de Jong, welkom bij de mooiste club van Nederland! #psv #welkomluuk pic.twitter.com/x4nkszPiUX

Max Eberl hatte angekündigt, dass er auf dem Transfermarkt aktiv werden würde, wenn de Jong, Peniel Mlapa oder gar beide gehen würden. De Jong ist nun weg, und Mlapa vielleicht bald auch, er ist zumindest auf der Suche nach einer Alternative. Eberl wird nun den Markt sondieren, um vielleicht das De-Jong-Geld zu investieren. Es kann aber noch dauern, bis er fündig wird. Mit André Hahn und Ibrahima Traoré hatte er die Offensive bereits verstärkt, auch Fabian Johnson, der Amerikaner, kann offensiv eingesetzt werden.

#BMG und Fans alles Gute und viel Erfolg! #PSV

Zudem kam Thorgan Hazard, der ein vielseitig verwendbarer Angreifer ist. Hazard wird am Samstag im zweiten Testspiel beim Drittligisten SV Wehen-Wiesbaden erstmals im Gladbach-Trikot auflaufen. Die Planstelle des echten Neuners jedoch ist erst mal vakant — wie auch das Trikot mit der Nummer neun, das de Jong hatte.

De Jong reiht sich damit in die Reihe der niederländischen Stürmer ein, die mit großen Erwartungen nach Gladbach kamen, und dann scheiterten. Der erste war Erik Willaarts, der 1987 vom FC Utrecht geholt wurde, aber nur elf Spiele und zwei Tore für Gladbach machte. Auch er ging nach zwei Spielzeiten wieder. Ähnlich erging es Max Huiberts. Er kam 1995, machte 18 Spiele, aber kein Tor, und war 1997 wieder verschwunden. Holland-Stürmer und Gladbach — das passt offenbar nicht. Einzige Ausnahme: Arie van Lent der in 144 Spielen 54 Tore erzielte (darunter das letzte im Bökelbergstadion) und heute Borussias U19 trainiert.

Einer, den die Borussen im aktuellen Bundesliga-Kader für die Offensive eingeplant hatten, war Eigengewächs Sinan Kurt. Der fehlte jedoch, als am Donnerstag das Mannschaftsfoto geknipst wurde und fährt auch nicht mit ins Trainingslager am Tegernsee, in das die Gladbacher am Montag reisen. Kurt will zum FC Bayern wechseln, Borussia und der Branchenführer sind über diesen Fall in Streit geraten. Noch aber gibt es kein Angebot aus München, das die Gladbacher für angemessen halten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort