Borussia Mönchengladbach Mahmoud Dahoud: Sensibel, aber ein sehr begabter Sechser

Rottach-Egern · Mahmoud Dahoud ist sichtlich nervös. Er hat einen Termin im Postbank-Presseklub im Garten des Hotels Überfahrt. So etwas ist nicht unbedingt sein Ding. Darum ruckelt er unruhig auf seinem Ledersessel herum. Dahoud spricht leise und vorsichtig. Er muss sich noch heran tasten an den großen Zirkus Bundesliga. Sportlich, aber auch sonst.

 Das jüngste Teammitglied am Tegernsee: Mo Dahoud (18).

Das jüngste Teammitglied am Tegernsee: Mo Dahoud (18).

Foto: Wiechmann

"Ich bin eher sensibel", gesteht das jüngste Mitglied der niederrheinischen Reisegruppe am Tegernsee. 18 Jahre ist er gerade mal alt, Kapitän Filip Daems, der Senior im Gladbacher Profikader, ist 35. In der vergangenen Saison war er schon mal dabei im Trainingslager der Profis, und da hat er die Beobachter arg verblüfft. Der damals noch 17-Jährige spielte im defensiven Mittelfeld wie ein Alter. Geschickt im Zweikampf, kluge Ideen im Aufbau-Spiel, verdammt selbstbewusst.

Dieses Selbstbewusstsein ist ihm ein wenig abhandengekommen, sagt Dahoud. Er war nah dran, vielleicht sogar eine Option für die Bundesliga zu sein vor einem Jahr. Beim Telekom-Cup im Borussia-Park spielte er gegen die Bayern großartig. Dann verschwand er von der Bildfläche. Eine Schleimbeutelentzündung zog sich endlos hin. Nun ist er erst wieder "bei 50, 60 Prozent" - das ärgert ihn. "Alle sind richtig fit, nur ich nicht", sagt er.

Das war spürbar im Testspiel gegen 1860 München. In der ersten Halbzeit bildete das Talent mit Havard Nordtveit die Doppelsechs und war so gar nicht zufrieden mit seiner Darbietung. "Ich war zu hektisch, wollte wohl zu viel", gesteht Dahoud. Man mag es einem jungen Kerl wie ihm verzeihen. Er weiß, was er kann, doch der Körper ist aktuell nicht bereit, es umzusetzen. "Ich brauche eine gute Aktion, dann kommt alles wieder", sagt er. Die älteren Kollegen haben ihn auf dem Platz aufgebaut. Wie Max Kruse, der sich immer wieder zurückfallen ließ, um die Löcher im Mittelfeld zu stopfen. "Kann passieren, mach weiter", sagte Kruse, als Dahoud ein Ball versprang.

Borussia hat der Nachwuchskraft signalisiert, dass er eine Rolle spielt in der neuen Saison. Er hat die Rückennummer 6 bekommen. "Das bedeutet mir sehr viel", versichert Dahoud. Eine seiner Qualitäten sei die Spielübersicht. "Das hat mir unser U17-Trainer Thomas Flath beigebracht. Er hat mir gesagt, ich soll immer den Schulterblick machen, bevor ich den Ball bekomme", erklärt Dahoud.

Im Trainingslager will er die Gelegenheit nutzen, sich zu zeigen. Weltmeister Christoph Kramer und WM-Fahrer Granit Xhaka kommen später, "darum bekomme ich viel Spielzeit", weiß Dahoud. Trainer Lucien Favre hält große Stücke auf Dahoud, ihm gefällt die Spielintelligenz des Jünglings. "Wichtig ist, dass ich gesund bleibe", sagt er. Das hat ihm die vergangene Saison gelehrt. Wenn es dann so weit ist, "habe ich keine Angst vor der Bundesliga". Dass es schnell gehen kann, weiß er. Aber auch, dass er vielleicht Geduld haben muss. "Der Trainer wird schon wissen, wann der richtige Zeitpunkt für mich ist", sagt Dahoud. Dann ist das Pressegespräch vorbei. Dahoud ist erleichtert. Draußen auf dem Platz fühlt er sich wohler. "Da ist die Nervosität weg, wenn das Spiel beginnt."

Info Tony Jantschke trainierte gestern trotz der Sehnenreizung im Knie, Roel Brouwers (Schädelprellung) pausierte noch mal.

(kk)
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