Borussia Mönchengladbach Marco Reus ist die Ikone einer neuen Zeit

Mönchengladbach · Marco Reus wuchs in Mönchengladbach zur Symbolfigur für "Borussia Barcelona" heran, dann wechselte er zu Borussia Dortmund. Nach 90 Einsatzminuten in Monaco unter der Woche und längerer Verletzungspause wird der 27-Jährige am Samstag wohl nicht beginnen gegen seinen Ex-Verein.

Bundesliga 16/17: Marco Reus trifft bei Comeback mit der Hacke
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Reus trifft bei Comeback mit der Hacke

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Foto: dpa, a vge

Es war der Sommer 2009. Mönchengladbach war hoffnungslos. Marko Marin ging zu Werder Bremen. Dabei war er der Hoffnungsträger für eine bessere Zukunft, der kleine Kerl mit den großen Prognosen, nun drohte die fußballerische Finsternis. Der schmale Blonde, der nun aus der Zweiten Liga, aus Ahlen, gekommen war, konnte erst mal den Schmerz nicht lindern. Immerhin: Marco hieß er auch, nur mit "C", und hatte ein bisschen die Frisur wie der Entschwundene, also war er: "der neue Marin." 109 Pflichtspiele, 41 Tore und 28 Assists später ging dieser Marco, Reus mit Familiennamen, wieder — als Ikone einer neuen Zeit, die mit ihm, um ihn herum und seinetwegen angebrochen war.

Gewisse Konstellationen sind Fügungen des Schicksals. Die größte ever in Gladbach war das Zusammentreffen von Hennes Weisweiler und Günter Netzer. Der Meistertrainer und der "King vom Bökelberg", die Symbolfiguren der großen Fohlenelf, der Vordenker und der Querdenker, und drum herum die vielen tollen Spieler, die das Märchen der 70er schrieben. Was bei Netzer Weisweiler war, war bei Reus Lucien Favre. Er hatte die Vision, Reus realisierte sie. Eine, das muss man bei allem Respekt sagen, Light-Version von Weisweiler und Netzer. Aber trotzdem die Geburt einer neuen Generation, einer Generation, die auch den spätgeborenen Gladbach- Fans, jenen, die die 70er nicht erlebt haben oder nur aus Büchern und Youtube kennen, Seligkeit schenkt.

Reus war die Symbolfigur dessen, was "Borussia Barcelona" bedeutet: schnell unterwegs, vor allem aber handlungsschnell, ein Prototyp des modernen Fußballers, "wie auf der Playstation", pflegte Favre zu sagen. 18 Tore und zwölf Vorlagen produzierte er in seiner letzten, seiner besten Saison für Gladbach, an deren Ende Borussia erstmals in die Playoffs zur Champions League einzog. Ein Jahr zuvor hatte er noch mit seinem Tor beim 1:1 im zweiten Relegationsspiel in Bochum wesentlich zur Rettung beigetragen, nun trug er wesentlich dazu bei, dass es herrliche Feiertage gab für die Borussen und am Ende, nach 16 Jahren, die Rückkehr nach Europa.

Die indes überließ Reus seinen Nachfolgern. Er ging, als es am schönsten war, zu Borussia Dortmund. Auch dort war er der verlorene Sohn, er, der gebürtige Dortmunder, der beim BVB groß geworden war, dann aber weggeschickt wurde nach Ahlen, weil er zu schmächtig war, wurde nun als Hoffnungsträger zurückgeholt. Reus gab in Gladbach früh zu, dass er sich für die alte Heimat entschieden habe, weswegen ihm nicht gezürnt wird, anders als Dante zum Beispiel, der ebenfalls in diesem Sommer ging, zu den Bayern, dies aber verbunden mit ständiger Wort-Dribbelei.

Drei Jahre war Reus Gladbacher, in diesen drei Jahren hat es eine kopernikanische Wende gegeben am Niederrhein, aus dem ewigen Sorgenkind ist ein nahezu ständiger Europa-Reisender geworden, der den Ruf genießt, zum oberen Drittel dazuzugehören. "Rakete Reus", wie der Boulevard ihn taufte, war der Düsenantrieb dieser Zeit, die im Sommer 2009 in der Finsternis begann.

(kk)
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