Borussia Marco Reus: Ich bin ich

Er kam als Lehrling, und er wurde Stammspieler. Marco Reus ist der Aufsteiger der Hinrunde bei Borussia Mönchengladbach. Drei Tore hat er schon geschossen, zwei vorbereitet und im Mittelfeld zur kompakten Gesamtvorstellung des Teams entscheidend beigetragen.

Marco Reus hätte auch sagen können: "Ich bin nicht Marin." Er sagte: "Marin ist Marin. Ich bin ich." Ein Satz, der ist wie sein Spiel. Geradeaus, unverschnörkelt, eindeutig. Womit auch definiert ist, was Reus ist und eben nicht Marin. Marin schlug Haken wo Reus, der im Sommer aus Ahlen zu Borussia Mönchengladbach kam, den direkten Weg sucht.

So schoss er sein erstes Bundesliga-Tor, das war am dritten Spieltag gegen Mainz, als er sich in der eigenen Hälfte den Ball schnappte und los rannte, weiter und weiter, und schließlich das 2:0 erzielte nach diesem grandiosen Sololauf. Was hätte Marin gemacht?, fragten da noch viele.

Und das nur, weil die beiden jungen Fußballer sich ein wenig ähneln, der Frisur wegen und auch wegen der Gesichtszüge. Spürbar hat es Reus genervt, wenn er drauf angesprochen wurde zu Beginn seiner Zeit in Gladbach. Er war nicht gekommen, um der neue Marin zu sein, sondern er selbst, Marco Reus.

Der erste Reus, den Borussia kennen lernte, war ein zurückhaltender Zeitgenosse, einer, der brav hoffte, möglichst viele Einsätze zu bekommen, um sich zu entwickeln, wie es sich für einen jungen Neuling gehört. Doch nun, da die erste Hälfte seiner ersten Bundesliga-Saison vorbei ist, da ist Reus wer bei Borussia: vielleicht sogar der Aufsteiger der Hinrunde.

Drei Tore hat er geschossen, zwei vorbereitet, und nur ein einiges Pflichtspiel verpasst. Reus, der in der Zweiten Liga in Ahlen lernte, dass Fußball nicht nur ein Spiel, sondern auch harte Arbeit ist, hat "einen Mix, den es nicht allzu oft gibt", wie Trainer Michael Frontzeck sagt: fußballerische Eleganz und unermüdlichen Willen.

"Imponierend, wie er auch am Spielende äußerst diszipliniert und mit hoher Laufbereitschaft seine taktischen Aufgaben in der Defensive erfüllt hat", sagte DFB-Sportdirektor Matthias Sammer, der Reus zugleich eine baldige Einladung zur Nationalmannschaft in Aussicht stellte. Doch Reus, der gebürtige Westfale, blieb gelassen. "Es freut mich natürlich, so viel Positives zu hören. Aber es verändert mich nicht. Ich weiß, dass es schnell rauf und runter gehen kann", sagt er und man glaubt ihm, trotz seiner erst 20 Jahre, diesen gesunden Realismus.

Einmal, nach dem Siegtor gegen Schalke, da gab es ein Interview-Verbot für Reus. Es war eine Vorsichtsmaßnahme des Klubs, damit er nicht die Bodenhaftung verliere. Vor allem sollte Reus in Ruhe arbeiten können, denn Sammer sprach just bei diesem Spiel über die Nationalmannschaft. Reus jedoch ist keiner, dem so etwas die Sinne trübt. So ist es auch vor dem Tor. "Mir gefällt seine Entschlossenheit, immer die nächste Chance beim Schopf zu packen", sagt Michael Frontzeck.

Reus ist keiner, der lamentiert. Er will Fußball spielen. Aber er ist nicht darauf aus zu glänzen mit lustigen Finten. Das kann Marin, weil er ein wundervoller Dribbler ist. Reus ist auch schnell und dribbelstark. Doch Reus ist nicht Marin. Reus ist Reus. Es geht nicht um besser oder schlechter, es geht um: ganz anders. Es gibt eben kaum Ähnlichkeiten zwischen den beiden Fußballern. Das sieht man allerdings nur auf den zweiten Blick.

(RP)
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