Max Eberl im Interview "Ich bleibe definitiv in Gladbach"

Rottach-Egern · Die Fußballprofis von Borussia Mönchengladbach sind bei der Arbeit auf dem Trainingsplatz in Rottach-Egern. Sportdirektor Max Eberl schaut beim täglichen Training zu. Manchmal kickt er auch ein wenig mit. Und er schreibt viele Autogramme am Rande der Übungseinheiten. Dabei wird er auch immer wieder auf die Gerüchte um ihn und den FC Bayern angesprochen. Im Gespräch mit unserer Redaktion äußert sich der Manager eindeutig.

Max Eberl: Seine Karriere in Gladbach, Leipzig und München
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Das ist Max Eberl

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Foto: dpa/Uwe Anspach

Herr Eberl, im vergangenen Jahr waren Sie zur Zeit des Trainingslagers bei Schalke 04 im Gespräch, jetzt werden Sie als Kandidat für die Nachfolge von Matthias Sammer beim FC Bayern gehandelt. Reisen Sie vom Tegernsee überhaupt noch zurück nach Mönchengladbach?

Max Eberl Es ist richtig, dass uns dieses Thema nun seit einigen Tagen begleitet. Aber es ist rein medial aufgekommen und von keiner offiziellen Stelle bestätigt. Ich bleibe definitiv in Gladbach. Ich will mit dem Verein in die Champions League einziehen, möchte dabei sein, wenn das Team eine erfolgreiche Saison 2016/17 spielt, ich will mit Borussia weiter erfolgreich sein. Ich werde daher sicher nicht das Team und den Klub zurücklassen. Ganz sicher ist es aber auch eine Auszeichnung für unsere Arbeit, dass so eine Geschichte aufkommt. Auch Marco Reus, Lucien Favre und Granit Xhaka wurden mit den Bayern in Verbindung gebracht — das zeigt, dass wir hier gute Arbeit machen.

Trotzdem scheint es logisch, dass Sie, der gebürtige Bayer, der bei den Bayern Nachwuchsspieler war und Profi geworden ist, nun als erfolgreicher Manager bei einem Klub wie Borussia Mönchengladbach als Kandidat in München auf dem Zettel sind.

Eberl Wenn das so gesagt wird, ehrt mich das. Und ich habe auch nie einen Hehl daraus gemacht, dass die Bayern ein Verein sind, auf den ich schaue, weil ich ihn als Jugendliebe hatte. Sicher, wer unbedingt will, der kann daraus seine Schlüsse ziehen. Aber meine Aufgabe in Gladbach ist noch nicht erledigt.

Vergangenes Jahr haben Sie Ihren Vertrag in Gladbach bis 2020 verlängert. Werden Sie ihn erfüllen?

Eberl Ich habe vor einem Jahr mit voller Überzeugung verlängert, weil es mir unglaublich viel Spaß hier macht und ich fühle, dass ich mit dem Klub noch nicht am Ende bin. Was irgendwann in der Zukunft mal ist, kann man wirklich nicht sagen. Aber das ist normal im Fußball. Es kann ja auch so sein, dass es irgendwann nicht mehr passt oder der Erfolg ausbleibt, wer weiß.

Das Team ist in dieser Saison sehr breit aufgestellt. Trainer André Schubert hat festgestellt, dass er sehr viele Variationsmöglichkeiten hat.

Eberl Ich glaube auch, dass wir sehr breit aufgestellt sind. Wir haben versucht, eine gute Mischung zu haben mit unterschiedlichen Typen, um verschiedene Spielsituationen darstellen zu können und eine gute Konkurrenzsituation zu haben. Wir werden eine Dreifachbelastung haben, da ist es wichtig, einen solchen Kader zu haben, um auf alle Situationen reagieren zu können. Natürlich muss sich die Hierarchie neu finden, weil wir in Martin Stranzl, Roel Brouwers, Havard Nordtveit und Granit Xhaka wichtige Korsettstangen verloren haben, die das Team in den vergangenen Jahren mitgeprägt haben. Jetzt müssen sich neue Leader finden, die Verantwortung übernehmen.

Wer kommt da infrage?

Eberl Es gibt einige prädestinierte Spieler dafür. Yann Sommer zum Beispiel. Oder Oscar Wendt, Lars Stindl, Fabian Johnson, auf seine spezielle Art auch Raffael. Und dann sind da noch Tony Jantschke oder Christofer Heimeroth als erfahrene und langjährige Spieler. Chris Kramer und Jannik Vestergaard sind neu dazugekommen, auch sie können Verantwortung übernehmen. Sie alle müssen als Gruppe versuchen, den jungen Spielern auch in kritischen Situationen zu helfen.

Trainer André Schubert spricht von einem Umbruch. Der hat schon in der vergangenen Saison begonnen. Da gab es den Trainerwechsel — hat sich da gezeigt, dass das Projekt Borussia auch unabhängig von einem Trainer funktioniert?

Eberl Es war auf jeden Fall spannend zu beobachten, wie es sich entwickelt hat. Lucien und André zu vergleichen, ist schwierig. Aber die Idee des Fußballspielens, viel Ballbesitz, dominant zu sein, technisch guter Fußball, das haben sie beide. André lässt etwas weiter vorn agieren und pressen, Lucien hat mehr Wert darauf gelegt, strategisch gut zu stehen, um dann über Ballbesitz Lücken zu schaffen. Die Grundvoraussetzung, dass wir gute, laufstarke, schnelle und technisch versierte Spieler brauchen, ist aber identisch. Aber es ist gut zu sehen, dass auch ein neuer Trainer seine Idee verwirklichen kann mit dem Team, das zeigt, dass wir eine spielintelligente Mannschaft haben. Alles in allem war es definitiv ein wichtiger Schritt, denn wir wussten alle nicht, was passiert nach Lucien. Dass es so funktioniert, ist es ein gutes Gefühl. Als wir vor sieben Jahren den Weg angefangen haben und von einer Philosophie gesprochen haben, habe viele gesagt: Na klar, das sagen alle. Aber es ist uns gut gelungen, das umzusetzen: Es gibt einen roten Faden in unserer Art des Fußballspielens und in der Kaderpolitik. Dazu müssen wir dann immer den Trainer finden, der am besten passt.

Derzeit scheint André Schubert am besten zu passen. Muss er aber aufpassen, sich nicht in der Rotation und Flexibilität, die er ankündigt, zu verzetteln?

Eberl Man muss sicherlich immer wieder ein Gerüst auf dem Platz haben. Und ich denke nicht, dass André jetzt in jedem Spiel zehn Spieler reinbringt und zehn rausnimmt. Es wird die richtige Dosierung finden. Ich nehme mal ein einfaches Beispiel: Wenn ein André Hahn mit seinem kraftraubenden Spiel, auch mal geschont wird, haben wir diese Möglichkeit. Man darf nicht im herkömmlichen Sinn an eine Stammelf denken, die in 80 Prozent der Bälle spielt und nur punktuell mal einer neu reinkommt. Dafür ist unser Kader zu gut aufgestellt. André meint, die Mischung zu finden, um auf unterschiedliche Gegner und System unterschiedlich reagieren zu können. Es wird keine Rotation um der Rotation willen sein.

Borussia startet mit den wichtigsten Spielen, den Champions-League-Play-offs, in die Saison…

Eberl… es sind wichtige Spiele, aber zwei von vielen. Wir wollen in die Champions League, wollen uns aber nicht total darauf fokussieren. Wenn es einen Gegner gibt, der an den beiden Tagen besser ist als wir, hätten wir auch mit der Europa-League-Gruppenphase etwas Fantastisches geschafft. Die Champions League ist der große Traum, weil sie auch finanziell eine anderen Rahmen bietet, aber wir haben 34 Ligaspiele plus Europapokal- und Pokalspiele, die alle wichtig sind. Ich möchte mich nicht nur auf diese beiden Play-offs festlegen lassen, damit wir nicht Mitte August dastehen und sagen müssen: Die Saison ist kaputt. Das wäre auch definitiv nicht der Fall.

Das Team ist in der dritten Woche der Vorbereitung. Wie fällt ihre Bilanz aus?

Eberl Die Vorbereitung ist sehr intensiv, das kann man sagen. Natürlich merkt man die Müdigkeit bei den Spielern, aber alle ziehen dran, das gefällt mir. Junge Spieler wie Djibril Sow, Tsiy Ndenge oder Chance Simakala machen von hinten Druck, aber auch Jannik Verstergaard und Tobias Strobl, die neu sind, sind gut angekommen. Chris Kramer baucht nicht lange, um anzukommen. Mamadou Doucouré, der noch verletzt ist, und auch Lazslo Benés, der im Moment auch nicht richtig trainieren kann, sind mit dabei, um die Abläufe kennenzulernen und auch das Spiel der Mannschaft.

Machen Sie sich Sorgen um Alvaro Dominguez wegen der erneuten Rückenprobleme?

Eberl Wir haben gehofft, dass er nach den acht Monaten Pause wieder wichtig einsteigen kann. Das hat er in den ersten zwei Wochen gemacht, hat dann aber leider wieder eine Reaktion gespürt. Darum haben wir auch gesagt, dass er sich die Zeit nehmen soll, die Saison ist lang. Kompliziert ist es vor allem für ihn, eben weil es wieder einen Rückschlag gegeben hat. Wir werden wegen der Situation nichts mehr machen, unser Kader ist so ausgerichtet, dass wir Ausfälle auffangen können.

Karsten Kellermann sprach im Trainingslager der Borussen in Rottach-Egern mit Sportdirektor Max Eberl.

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