Eberl macht Ansage "Jetzt heißt es, in den nächsten Spielen zu punkten"

Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbachs Manager Max Eberl ärgert sich nach dem 1:4 darüber, dass die Borussen zu naiv verteidigen. "Die Defensive ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg", sagt Eberl.

Max Eberl: Seine Karriere in Gladbach, Leipzig und München
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Foto: dpa/Uwe Anspach

Eine Minute war es. Eine Minute, in der Max Eberl ein gutes Gefühl hatte für den Tag in Dortmund. Es war die Minute zwischen Raffaels 1:0 (6.) und dem 1:1 durch Pierre-Emerick Aubameyang (7.). Es waren vielleicht die 60 Sekunden, die dem Spiel, das Gladbach beim BVB 1:4 verlor, seine Richtung gaben. "Ich hatte das Gefühl, dass wir es schaffen an diesem Tag die Balance zwischen Offensive und Defensive hinzukriegen. Dass dann eine Minute später der Schuss nach hinten losgeht, muss uns ärgern. Wenn der Plan schon mal aufgeht und wir 1:0 in Führung gehen, dann sollten wir es auch hinkriegen, das 1:0 länger zu verteidigen", sagte Borussias Sportdirektor. Aus dem psychologischen Vorteil wurde postwendend ein psychologischer Nachteil, schließlich brachte eine erneute Führung nicht die nötige Sicherheit, sondern das Gefühl, wieder etwas verspielt zu haben.

"Mich ärgert, dass wir es nicht hinkriegen, ordentlich zu verteidigen. Wir hatten auch nach der Pause eine Viertelstunde das Gefühl, hey, es ist noch mehr drin, aber dann sind wir naiv in der Verteidigung und kriegen wieder zwei Tore. Die Defensive ist ein wichtiger Faktor für den Erfolg. Man muss in Ruhe verteidigen, man muss das Gefühl für die Gefahr haben, wann man den Weg nach vorn machen kann und wann nicht, und man muss auf seine Chancen warten. Die kommen auch in einer Halbzeit", sagte Eberl.

Was gewesen wäre, wenn die Borussen das 1:0 länger gehalten hätten und damit die Verunsicherung, die auch beim BVB vor dem Spiel da war, für sich instrumentalisiert hätten, lässt sich nicht mehr sagen. Das kollektive Nicht-Verteidigen beim 1:1, als Nico Elvedi Aubameyang laufen ließ, Tobias Strobl zu spät kam bei dessen Schuss und Yann Sommer wieder ein Tor kassierte, das er an anderen Tagen wohl gehalten hätte, ließ das, was möglich gewesen wäre, wieder im Konjunktiv verschwinden. Der BVB spielte sich frei und verstärkte zugleich Gladbachs Probleme.

Acht Spiele ohne Sieg, 13 Spiele, 13 Tore, 13 Punkte, Platz 13 — das ist nicht, was sich die Borussen vorgestellt haben. Das macht ein Umdenken erforderlich. "Der Ansatz vom Beginn der Saison ist ein anderer, als der, den wir jetzt nach 13 Spieltagen haben. Jetzt müssen wir nicht auf das Ziel, das wir uns im Sommer gesetzt haben, gucken. Jetzt heißt es, in den nächsten Spielen zu punkten — und wenn möglich auch mal dreimal zu punkten. Damit sage ich nicht, dass alles andere als ein Sieg eine Katastrophe wäre, aber natürlich tut ein Sieg irgendwann auch mal der Seele gut — neben der Tatsache, dass er dem Punktekonto gut tut", sagte Eberl.

Eberl hat zwar keine konkrete Vorgabe formuliert für die letzten drei Spiele des Jahres, doch nun geht es nicht mehr um den Inhalt ("gute Leistungen, für die man sich nicht belohnt"), sondern nur noch um den Ertrag. "Irgendwann musst du punkten, da brauchen wir nicht drum herum reden. Wir können nicht immer sagen, dass wir gut gespielt haben und dass es gute Ansätze gibt. Momentan werden Fehler bestraft, die müssen wir abstellen. Wir reden immer davon, aber es muss irgendwann auch mal fruchten. Und wenn es allein nicht geht, muss es als Kollektiv gehen. Der Druck wird nicht weniger, die Fragen kommen, die Tabelle kann jeder lesen, dementsprechend ist es keine einfache Situation. Es ist nicht kritisch und wir sind in keinem freien Fall. Aber wir sollten alle sehr sensibel damit umgehen", fasste Eberl in Dortmund die Situation zusammen. Es ist eine Ansage an alle.

Eberl hatte nach dem Spiel gegen Manchester in seiner Grundsatzrede gesagt, abgerechnet werde zur Winterpause und dann im Sommer. "Wir müssen jetzt zusehen, dass wir bis zur Winterpause Punkte sammeln, damit wir die Lage in Ruhe analysieren können und nicht ganz unten reinrutschen. Das wäre dann Abstiegskampf", sagte er nun am Samstag im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF. Nach zuletzt vier sieglosen Heimspielen sind "Dreier" im Borussia-Park gegen Mainz und Wolfsburg somit wohl Pflicht, zudem sollte das letzte Liga-Auswärtsspiel in Augsburg zumindest nicht verloren gehen. So kämen dann sieben Punkte zu den aktuellen 13 hinzu, und es verbliebe noch das letzte Hinrundenspiel im Januar in Darmstadt.

Angesichts der Krise in der Liga wird das am Dienstag in der Champions League anstehende Erlebnis, ohne Druck, weil bereits für die Europa League qualifiziert beim FC Barcelona anzutreten, zur Nebensache für den Manager. "Es ist für alle phantastisch, dass wir ins Nou Camp dürfen, um da ein Pflichtspiel zu absolvieren. Aber momentan ist es für nicht wirklich wichtig. Ob es gut ist, Spieler zu schonen, oder ob es für den einen oder anderen eine Möglichkeit ist, Vertrauen zu bekommen, weiß ich nicht. Aber natürlich ist Mainz deutlich wichtiger als das Spiel in Barcelona. Ich weiß nicht, ob Barcelona mit der ersten Mannschaft kommt. Darüber mache ich mir auch keine Gedanken. Ich mache mir Gedanken darüber, dass wir in der Bundesliga bis zum Winter noch einige Punkte holen", sagte Eberl.

(kk)
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