Borussias Cuisance patzt Die Grenzen der Jugendlichkeit

Mönchengladbach · Borussias Youngster Michael Cuisance zahlt beim 1:5 gegen Bayer Leverkusen Lehrgeld. Für den 18-jährigen Franzosen eine wertvolle Erfahrung, auch wenn die Pleite für Gladbach bitter war.

Michael Cuisance: Gladbach, Bayern usw. - seine Vita
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Das ist Michael Cuisance

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Foto: dpa/Sven Hoppe

Wenn Michael Cuisance irgendwann auf seine Karriere zurückschaut, wird er vielleicht nicken und sich sagen: Ja, dieses Spiel gegen Bayer Leverkusen, das war wichtig für mich. Vielleicht wird er dann feststellen, dass die Erfahrung dieses Tages, das 1:5 in seinem zweiten Spiel von Beginn an in der Bundesliga, ihm entscheidende Impulse gegeben hat für seine Karriere, was sein Defensiv-Verhalten angeht. Dass ein Ballverlust wie der seine vor dem 1:3 einer aus der martialischen Kategorie "tödlich" ist. Cuisance hat auch erfahren, wie schnell es im Fußball gehen kann: Erst spielte er groß auf, dann passierte dieser böse Fehler - so schmal ist der Grat zwischen Heldentum und Verlierer-Dasein.

Er war der Ersatzmann für den verletzten Christoph Kramer (der am Sonntag wieder trainierte, wie auch Raúl Bobadilla) und interpretierte den Job auf seine Art: verspielter, risikoreicher. Und eben das richtige Maß zu finden mit der nötigen defensiven Vorsicht, das wäre der Lerneffekt, den Cuisance aus dem 1:5 mitnehmen kann. Das Ergebnis passte ins Gesamtbild des Gladbach-Wochenendes: Die U23 verlor 0:4, die U 19 ist nach dem 1:3 in Bielefeld weiter Letzter und die U 17 unterlag 0:3 in Bochum. Fraglos gab es schon bessere Bilanzen im Borussia-Park. Der Querverweis auf den Nachwuchs bietet sich an, weil sich bei den Profis an diesem Tag die Grenzen der Jugendlichkeit zeigten: Wer auf junge Männer setzt, der riskiert, dass sie am Ernst des Lebens lernen - und dass dies Folgen haben kann, auch negative. Das ist ein Teil des Weges, den Borussia geht. Siehe Granit Xhaka. Aus diesem Lehrling wurde ein Boss, nachdem er aus seinen Fehlern die richtigen Schlüsse gezogen hatte. Cuisance ist noch in den Kinderschuhen.

Dafür, dass das Spiel so perfekt und dynamisch begann - Thorgan Hazards Flanke vor dem 1:0 hatte internationale Klasse, Fabian Johnson war lange nicht so dynamisch wie bei seinem Einschuss - war das Ende umso enttäuschender: Da ging dann gar nichts mehr. So gesehen war dann Cuisance tatsächlich ein Spiegelbild für dieses Spiel: Ganz Gladbach wirkte doch arg grün, als es in die falsche Richtung ging.

Doch wer will einen 18-Jährigen entscheidend in die Pflicht nehmen? Ein blutjunger Kerl wie er ist es nicht, der, wenn sich das Unheil zusammenbraut, das Team zusammenhalten muss. Da sind Männer mit mehr Erfahrung gefragt, von denen es ja auch reichlich gibt im Gladbacher Team, wie Oscar Wendt, den Schweden, zum Beispiel. Doch auch der brach nach der Pause komplett weg, weil er kein Maß zwischen Offensive und Defensive fand. Auch andere, denen man eher zutrauen darf in kriseligen Spielsituationen Ordnungsstifter zu sein, waren nicht da, als das Spiel den zuvor so überlegenen Borussen entglitt, sie gingen mit unter. Das ist ein Ansatzpunkt für die nähere Zukunft.

Wichtig ist, wie immer nach solchen Erlebnissen, der Umgang damit. Was man aus dem Leverkusen-Erlebnis lernen muss: Jugendlicher Elan macht Spaß, doch darf man die nötige Ernsthaftigkeit nicht verlieren. Karsten Kellermann

(RP)
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