Borussia Mönchengladbach Münchner Verhältnisse und ein 4000-Kilometer-Lauf

Mönchengladbach · In den Pass-Statistiken der Bundesliga ist meist nur der FC Bayern vor Borussia Mönchengladbach gelandet. Der Kilometerzähler zeigte nur beim SC Freiburg mehr an. An Branimir Hrgota kam dagegen keiner vorbei – zumindest als Joker nicht.

 Branimir Hrgota wurde 27 Mal eingewechselt.

Branimir Hrgota wurde 27 Mal eingewechselt.

Foto: Dieter Wiechmann

In den Pass-Statistiken der Bundesliga ist meist nur der FC Bayern vor Borussia Mönchengladbach gelandet. Der Kilometerzähler zeigte nur beim SC Freiburg mehr an. An Branimir Hrgota kam dagegen keiner vorbei — zumindest als Joker nicht.

1.) 84 Prozent In Sachen Passsicherheit hat der Borussia nur eine Mannschaft etwas vorgemacht — die nun einmal der Konkurrenz in den meisten Belangen etwas vormacht. Die Spieler des FC Bayern brachten 88,2 Prozent ihrer Pässe zum Mann, bei den Gladbachern waren es 84 Prozent. Ein gutes Stück dahinter kommt der VfL Wolfsburg mit 79,2 Prozent.

2.) Sicherheit Logisch, dass einige Borussen in der individuellen Passtabelle weit vorne gelandet sind. Tony Jantschke liegt mit 90,1 Prozent angekommener Abspiele auf Platz vier. Martin Stranzl, Christoph Kramer und Alvaro Dominguez folgen auf den Plätzen neun bis elf. Dass sich drei Mitglieder der Viererkette dort wiederfinden, ist zweifellos dem auf Sicherheit bedachten Aufbauspiel zuzuschreiben. Mittelfeldmann Kramer dagegen hat in diesem Bereich ein starkes Argument für seine Reise ins Trainingslager der Nationalmannschaft geliefert. Um Borussias Neuzugang André Hahn zu finden, muss man die Passtabelle übrigens drehen. 57,4 Prozent der Abspiele des Augsburgers kamen an, nur Werder Bremens Nils Petersen war von allen Bundesliga-Feldspielern schlechter.

3.) Zu viel Ball Die Borussia war also in der Lage, den Ball lange in ihren Reihen zu halten. Das gelang der Mannschaft von Lucien Favre teilweise so exzessiv, dass in Sachen Ballbesitz Münchner Verhältnisse herrschten. Erfolg war von diesen Zahlen nicht abzuleiten. Beim 1:2 in Hoffenheim hatte Gladbach 70 Prozent Ballbesitz, beim 1:3 in Hannover 65 Prozent.

4.) Banale Schlüsse zum Abschluss Der wichtigste Faktor für den Herbst-Lauf mit sechs Siegen in Folge war Borussias Effektivität. Beim 4:1-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt brachte Gladbach vier Schüsse auf das Tor von Kevin Trapp, alle waren drin. Mit 12,6 Torschüssen pro Spiel liegt die Favre-Elf ligaweit nur auf dem zwölften Platz. Die banale Schlussfolgerung: Mehr schießen. Beziehungsweise: Für mehr Situationen sorgen, in denen ein Abschluss möglich ist.

Das Zeugnis der Spieler von Borussia Mönchengladbach 13/14
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Das Zeugnis der Borussen

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5.) Weiter, immer weiter Nach der Winterpause ging es mit der Effektivität den Bach runter. In Bremen sorgte Raffael bereits in der sechsten Minute für die Führung, ein dickes Werder-Geschenk. Anschließend war es der Borussia offenbar zu peinlich, noch mehr Geschenke anzunehmen. Ludovic Obraniak gelang kurz vor Schluss der Ausgleich — 82 Minuten geführt und trotzdem nicht gewonnen. Es bei einer Ein-Tor-Führung zu belassen, war auswärts in der Regel zu wenig. Bei den Siegen in Hamburg, Stuttgart, Dortmund und Nürnberg legte die Borussia stets nach, nur auf Schalke reicht ein einziges Tor.

6.) Ohne Garantie Ähnliches war im Verlauf der Post-Winterpausen-Krise auch im Borussia-Park zu beobachten. Gegen Hoffenheim erzielte Patrick Herrmann in der vierten Minute das schnellste Saisontor, Raffael legte in der 18. Minute das schnellste 2:0 nach. Am Ende hieß es 2:2. Wobei in dieser Phase selbst eine 3:0-Führung womöglich nicht gereicht hätte.

7.) Epic Fail Auf der Suche nach der größten vergebenen Chance der Saison landet man zwangsläufig bei Max Kruse und dem Auswärtsspiel in Stuttgart. Beim Stand von 2:0 hätte der Angreifer die Zeichen auf Kantersieg stellen können, vergab im Eins-gegen-eins mit VfB-Torwart Sven Ulreich jedoch episch. Es war der Beginn einer Zeit, in der Kruse 1214 Minuten lang ohne Tor aus dem Spiel heraus blieb.

8.) 4000 Kilometer Zumindest am Einsatz haperte es in der Krise nicht. Über die gesamte Saison gesehen, legten die Spieler des VfL die zweitmeisten Kilometer in der Bundesliga zurück. 4026,28 km werden nur von den 4135,21 des SC Freiburg übertroffen. Im direkten Duell am Osterwochenende liefen die Freiburger bei ihrem 4:2-Erfolg insgesamt 125,4 Kilometer. Erst elf und nach Granit Xhakas Gelb-Roter Karte zehn Gladbacher waren nur 113,7 Kilometer unterwegs.

9.) Es läuft — nicht Doch auch an der Laufdistanz ließ sich selten der Erfolg ablesen. 123,1 Kilometer im Heimspiel gegen Bayern waren Gladbacher Bestwert, 114 Kilometer in Leverkusen waren Minusrekord in Spielen, die die Borussia mit elf Mann beendete. Beide Partien gingen verloren.

10.) Branimir Feldhoff Patrick Herrmann hat in der vergangenen Saison den Auswechsel-Rekord aufgestellt, Branimir Hrgota hätte beinahe den Einwechsel-Rekord geknackt. Während Herrmann 29-mal raus musste, kam Hrgota 27-mal rein. Ein Joker-Einsatz fehlte, um die Bestmarke des Leverkuseners Markus Feldhoff und des Bielefelders Roberto Pinto zu erreichen. "Vergessen Sie Branimir Hrgota nicht", war immer dann ein Lieblingssatz von Lucien Favre, wenn es um Alternativen zum Stamm-Quartett in der Offensive ging. Der Trainer dachte zumindest beim Wechseln oft an den Schweden, der in seinem zweiten Bundesliga-Jahr auf drei Startelf-Einsätze und 587 Minuten kam.

(RP)
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