Borussia Mönchengladbach Neue Defensive und alte Probleme

Wolfsburg · Weil Martin Stranzl erneut ausfällt, setzt Lucien Favre beim 0:1 in Wolfsburg auf eine neuformierte Defensive. Die löst es zwar solide, aber die Fähigkeit, aus der eigenen Hälfte schnell umzuschalten, bleibt bei Borussia weiter verschollen.

Borussia Mönchengladbach: "Jetzt verliert Dortmund auch seine Fans"
21 Bilder

Pressestimmen zum 13. Spieltag

21 Bilder

Lucien Favre hatte getüftelt. Teils gezwungenermaßen. Heraus kam eine neue Abwehrvariante. Eine, die es so in dieser an personeller Rotation ja durchaus reichen Saison noch nicht gegeben hatte. Zum Leidwesen der Borussen war es eine ohne Abwehrchef Martin Stranzl - erneut, denn der österreichische Abwehrchef wurde nicht rechtzeitig fit für das Spitzenspiel seiner Mannschaft beim VfL Wolfsburg. Nachdem das Defensivverhalten in den letzten zweieinhalb Spielen, nun ja, unorganisiert war, sollte die neue Variante mit Tony Jantschke, Roel Brouwers, Alvaro Dominguez und Oscar Wendt für Stabilität sorgen gegen den gut bestückten Offensivbereich der "Wölfe". Das gelang zwar in Teilen ordentlich, aber eben nicht so, dass es am Ende zu Zählbarem langte - das 0:1 war die dritte Niederlage am Stück in der Bundesliga.

Borussia Mönchengladbach unterliegt dem VfL Wolfsburg: Einzelkritik
16 Bilder

Wolfsburg - Borussia: Einzelkritik

16 Bilder

Jantschke kehrte gestern Nachmittag zurück nach rechts, machtealso den Job, den er lange machte, bevor sein Trainer ihn Mitte der vergangenen Saison zum Innenverteidiger umschulte. Julian Korb, der für ihn weichen musste, hatte sich in diesem Betätigungsfeld zuletzt merklich schwer getan, hatte hektisch und unkonzentriert gewirkt. Im defensiven Mittelfeld kehrte Christoph Kramer zurück, weil Granit Xhaka Gelb-Rot-gesperrt war. Für Brouwers war es das erste Bundesligaspiel von Beginn an in dieser Saison. Da Stranzl fehlte, war der Niederländer mit seinen 190 Zentimetern Körperlänge ein wichtiger gedanklicher Baustein in Favres Plan - denn es galt ja auch, den Luftraum in den Griff zu bekommen. Entscheidend war indes auch Jantschkes Auftrag: Er hatte es auf seiner Seite mit dem Belgier Kevin de Bruyne zu tun - dem Wolfsburger, der im Mai, beim Endspiel um Platz fünf am letzten Spieltag der Vorsaison, noch den Unterschied ausgemacht hatte.

Ganze zwölf Minuten hielt Favres neue Kreation die Null. Dann war Borussia nach einer Wolfsburger Ecke unorganisiert: Alvaro Dominguez wehrte den Ball zu kurz ab, Marcel Schäfer flankte von links, wobei Jantschke vornehmlich darauf aus war, bei der zu erwartenden Flanke kein Handspiel zu begehen und deswegen viel zu passiv verteidigte, und Torwart Yann Sommers unglückliche Faustabwehr traf Wolfsburgs Robin Knoche, der hernach den Ball ins Netz drückte. Wie am Donnerstag in Villarreal, als es fast zum selben Zeitpunkt das erste Gegentor gab, lief Borussia also früh einem Rückstand hinterher.

Herrmann vergibt die Riesenchance zum Ausgleich
8 Bilder

Herrmann vergibt die Riesenchance zum Ausgleich

8 Bilder

Erneut wurde es eine Moralprobe. In der 17. Minute hätte Brouwers fast das 1:1 erzielt. Doch Diego Benaglio wehrte den Linksschuss des Gladbachers ab. Mit der schnellen Retourkutsche wurde es somit nichts. Die Borussen mussten nun die Balance hinkriegen zwischen druckvollem Spiel nach vorn und Konterverhinderung. Es ist eine Balance, die ihnen schwerfällt, in diesen Wochen. In der 22. Minute gelang es zumindest Oscar Wendt, der sich bislang schwer tut in Favres Rotationsmechanismus seine Leistung stabil abzurufen und auch in Wolfsburg wieder einer der schwächsten Borussen war, de Bruyne den Ball kurz vor einem möglichen 2:0 wegzuspitzeln.

Nach der Pause war das Gladbacher Gebilde stabiler, weswegen die Defensive nur wenig Druck aushalten musste. Doch vorn konnte der wesentlichste Patzer des Tages nicht repariert werden. "Es war kein schlechtes Spiel von uns. Wir haben auch nur wenige Chancen weggegeben. Nach dem frühen 1:0 hatte Wolfsburg kaum noch Chancen", befand Roel Brouwers. "Die Tore, die wir vorher gemacht haben, machen wir jetzt nicht mehr so einfach. Und dann fährt man eben mit einer Niederlage nach Hause", sagte der Niederländer. "Das Selbstvertrauen ist aber nicht weg. Es wird auch wieder eine andere Phase kommen. Wir müssen keine Angst haben", sagte er.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort