Borussia Mönchengladbach Neue Rolle für Weltmeister Kramer

Mönchengladbach · Der Mittelfeldspieler kam beim 1:1 gegen den VfB Stuttgart erstmals zum Einsatz und bewahrte mit seinem Tor Borussia Mönchengladbach vor einer Heimniederlage. Kramer hat den Auftrag erhalten, ein Anführer zu sein. Das setzte er um.

Kramer bewahrt Gladbach vor einer Auftaktpleite
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Manchmal ist der Alltag besser als ein WM-Finale. Christoph Kramer kann sich jedenfalls an jede Sekunde seines imposanten Comebacks als Borusse erinnern, während das, was im Endspiel von Maracana passierte, aus seinem Gedächtnis verschwunden ist. Kramer erinnert sich an den "Chip", mit dem er den Kollegen Thorgan Hazard auf die Reise schickte. Es war die erste Aktion des eingewechselten Weltmeisters im Spiel gegen den VfB Stuttgart (1:1), und Hazard war schier begeistert. "Chris kann solche Pässe, man muss nur in den Raum laufen", sagte der Belgier, der den Ball an den Pfosten setzte. Kramer hat auch jene Aktion nicht vergessen, mit der er Borussia das 1:1 rettete: den Pass von Ibrahima Traoré in den Lauf von Alvaro Dominguez, die Hereingabe des Spaniers und schließlich sein überlegter Schuss hinein ins Stuttgarter Tor.

Borussen bereiten sich auf EL-Quali vor
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"Er hat Power, hat die Mannschaft nach vorn gepeitscht"

Für Kramer ging damit die märchenhafte Geschichte der vergangenen Monate nahtlos weiter. Normal, so scheint es, kann er nicht. Doch in seiner zweiten Saison als Borusse hat er eine neue Rolle im Gladbacher Team. Vor einem Jahr war er Bundesliga-Novize, nun ist er Weltmeister. "Auf meiner Position ist es ja nicht unwichtig zu sprechen. Als Zweitligaspieler kann man ja noch nicht die Klappe aufreißen, das ist jetzt anders", sagte Kramer. Trainer Lucien Favre hat ihm gesagt, dass er viel sprechen soll auf dem Platz — und das tat er auch, als er gegen Stuttgart eingewechselt wurde. Kramer war aber nicht nur ein verbaler Antreiber, sondern auch ein fußballerischer. "Er hat Power, hat die Mannschaft nach vorn gepeitscht", sagte Linksaußen Traoré.

Gladbach ehrt Weltmeister Kramer
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Kramers Gesten waren die eines Machers: Er ballte die Faust, winkte und zeigte. Er war heiß auf Fußball, heiß darauf, sich zu zeigen. "Man hat natürlich ein gesteigertes Selbstbewusstsein, wenn du mit den besten Spielern der Welt so lange zusammen bist und eine WM spielst, die du dann auch noch gewinnst, das ist doch ganz normal. Dieses Selbstvertrauen probiere ich, mit in die Saison zu nehmen. Das ist gut gelungen, und ich hoffe, es geht so weiter", sagte Kramer. Er wertete seine starke Leistung auch als "gute Reaktion" auf das, was es an Reaktionen gab auf das, was er in den vergangenen Wochen in Interviews gesagt hatte. Kramer hat festgestellt, dass die Worte eines Weltmeisters Gewicht haben und hin und her diskutiert werden. "Ich habe nicht gedacht, dass das solche Kreise zieht. Ich werde sicherlich nie einer sein, der seine Meinung nicht sagt. Aber ich werde solche starken Begriffe nicht mehr verwenden. Ich habe inzwischen ja klargestellt, wie ich es gemeint habe, und konzentriere mich jetzt nur auf den Fußball", sagte Kramer.

Hrgota trifft das leere Tor nicht
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Dass er dies ernst meint, zeigte er gegen Stuttgart. Kramer war nach wenigen Minuten im Zentrum des Spiels. Dass er nun aber gleich gesetzt ist, davon ist nicht auszugehen. Trainer Favre erklärte, dass der Plan für Kramer vorsehe, ihn "peu à peu" heranzuführen. Es ist ein Ansatz, der für Kramer okay ist. "Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, 90 Minuten habe ich noch nicht drin. Ich lebe von der Physis. Vielleicht geht eine Halbzeit, vielleicht 60 Minuten", sagte er. Nach seinem Blitzstart wird Kramer wohl zunächst wieder etwas entschleunigt werden. Es sei denn, Favre ändert seinen Plan. Dass er auf seinen Weltmeister setzen kann, weiß Favre jedenfalls seit Sonntag.

(RP)
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