Borussia Mönchengladbach Nordtveit: "Wir sind jetzt ein Topklub"

Mönchengladbach · Borussias Norweger Havard Nordtveit gefällt der Konkurrenzkampf im Team. Vergangene Saison verlor er seinen Stammplatz an Christoph Kramer, weil er spät in die Vorbereitung einstieg. Verdrängt er nun den Weltmeister auf die Bank?

Borussia Mönchengladbach: Training am Borussia-Park
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Start in die Trainingswoche am Borussia-Park

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Nordtveit hätte seinen Urlaub verlängern können. Borussias Norweger war nach der Saison noch zwei Wochen bei der Nationalmannschaft, "und wenn ich gefragt hätte, hätte ich sicher ein paar Tage mehr frei bekommen", vermutet er. Doch Nordtveit fragte nicht. Er nutzte seinen Urlaub effektiv, heiratete an seinem Geburtstag in Island seine Lebengefährtin Anna, baute sein Haus am See in der Heimat fertig — und kam dann am 30. Juni pünktlich zum Trainingsauftakt nach Mönchengladbach. Der 24-Jährige hatte es aus gutem Grund eilig: Im Jahr zuvor verpasste er wegen der U21-EM in Israel fast die gesamte Vorbereitung und war am Ende seinen Stammplatz bei Borussia los. Neuling Christoph Kramer überzeugte, während Nordtveit nicht da war, und spielte dann.

Bayern München gegen Borussia
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Bayern München gegen Borussia

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Für Kramer war es der Beginn einer schier unfassbaren Geschichte, die am 13. Juli in Rio de Janeiro ihren Höhepunkt hatte mit dem Einsatz im WM-Endspiel und dem Triumph bei Weltturnier. Nordtveit hingegen, der in den Jahren zuvor stets gesetzt war, saß mehr, als ihm lieb war, auf der Bank. Nun könnte die Sache anders herum laufen. Denn Nordtveit ist da und spielt eine gute Vorbereitung, Kramer kommt nach dem WM-Urlaub erst am 5. August zurück. Dann sind es nur noch elf Tage bis zum ersten Pflichtspiel. Verdrängt Nordtveit Borussias Weltmeister auf die Bank?

Gute Vorstellung gegen die Bayern

Robert Lewandowski erzielt Traumtor gegen Borussia Mönchengladbach
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Lewandowski erzielt Traumtor gegen die Borussia

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"Das ist die Entscheidung des Trainers", sagt Nordtveit. "Es ist aber gut, dass ich von Anfang an da bin. Ich war im Trainingslager und habe schon einige Spiele gemacht. Im letzten Jahr habe ich nur einmal gespielt, das war nicht optimal, ich war nicht fit", sagt Nordtveit. Am Samstag beim Telekom-Cup-Spiel gegen die Bayern war er sogar Kapitän. Er machte ein gutes Spiel vor der Abwehr, er und Mo Dahoud hatten die Zentrale im Griff.

"Die Kurve geht nach oben. Ich arbeite an den Kleinigkeiten weiter und versuche das, was ich im Training lerne, im Spiel umzusetzen", sagt Nordtveit. Seine großen Vorzüge sind seine Laufstärke, die defensive Organisation und die Robustheit in den Zweikämpfen. Er will aber kreativer werden — und torgefährlicher. In jeder seiner vier Spielzeiten als Borusse hat er einmal getroffen, das macht in der Summe vier Treffer in 118 Bundesligaspielen. Es ist eine ausbaufähige Bilanz. "Dass ich das besser machen will, sage ich aber immer, jetzt sage ich nichts, sondern gehe das in Ruhe an", sagt Nordtveit.

Telekom Cup: Hamburger SV gegen Borussia
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Gleichwohl hat er den Ehrgeiz, seine Defizite aufzuarbeiten. So legt sich Nordtveit im Training immer wieder den Ball hin und visiert aus der Distanz das Tor an. Im Testspiel gegen Stoke City probte er dann den Ernstfall, der Ball verfehlte das Ziel knapp. "Ich probiere zu schießen, mal sehen, was in dieser Saison passiert", sagt er. Vergangene Saison schoss er einen Freistoß ins Netz — zum 2:4 in Freiburg. Es war einer der wenigen Höhepunkte des Spiels aus Gladbacher Sicht.

Sechs Bewerber für zwei Plätze

Grundsätzlich war die Doppelsechs in der abgelaufenen Spielzeit eine ständige Baustelle, vor allem im zweiten Teil war Lucien Favre auf der Suche nach der optimalen Mischung. Nun gibt es sechs Bewerber für die beiden Posten: Nordtveit und Kramer stehen eher für das kämpferische Element, Granit Xhaka und Mo Dahoud sind Sechser mit Spielmacher-Ambitionen. Dahinter gibt es Routinier Thorben Marx, auch der junge Marvin Schulz kann den Job übernehmen. "Wir haben sehr unterschiedliche Typen für die Sechs, der Trainer kennt unsere Qualitäten", sagt Nordtveit.

Ihn stört die Konkurrenzsituation keineswegs, im Gegenteil. "Wir haben im gesamten Team Konkurrenz, das finde ich super. Jeder hat Druck von hinten. Das zeigt, dass wir jetzt ein Topklub sind", sagt Nordtveit. Und ein Team, in dem auch ein Weltmeister keineswegs gesetzt ist. Es hat sich viel getan, seit Nordtveit vor dreieinhalb Jahren nach Gladbach kam. "Ich bin stolz, ein Teil der Entwicklung zu sein. Aber uns wird nichts auf dem Silbertablett präsentiert, wir müssen weiter um jeden Punkt kämpfen", sagt Nordtveit. Er ist bereit dazu. "Ich spüre das Kribbeln, ich bin heiß auf die Saison."

(RP)
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