Borussia Mönchengladbach Parallelen mit Grenzen und ein Heimspiel in Zürich

Mönchengladbach · Patrick Herrmann schießt die Borussia auf Platz zwei, Max Kruse sitzt in Paderborn erstmals seit vier Jahren auf der Bank – die Rotation macht derzeit nur vor einem kleinen Kreis Halt. Das kann bei der schwarz-weiß-grünen Fan-Invasion am Donnerstag schon wieder anders aussehen.

Borussia Mönchengladbach: "Merkmale, die ein Spitzenteam ausmachen" – Pressestimmen
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Pressestimmen zum 6. Spieltag

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Patrick Herrmann schießt die Borussia auf Platz zwei, Max Kruse sitzt in Paderborn erstmals seit vier Jahren auf der Bank — die Rotation macht derzeit nur vor einem kleinen Kreis Halt. Das kann bei der schwarz-weiß-grünen Fan-Invasion am Donnerstag schon wieder anders aussehen.

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1.) Wieder gewirbelt Patrick Herrmann wird nichts dagegen haben, dass die Borussia erstmals seit Februar 2012 wieder auf dem zweiten Tabellenplatz steht. Nur waren die Vizemeister-Ambitionen seinerzeit, am Karnevalssamstag in Kaiserslautern, weitaus nachhaltiger. Für Herrmann waren sie obendrein mit Schmerzen verbunden, er zog sich auf dem Betzenberg eine schwere Schulterverletzung zu. Als der damals 21-Jährige vom Platz getragen wurde, endete auch die ganz große Zeit von "Borussia Barcelona" und Herrmann kam nie mehr so recht an die Wahnsinnsform heran, die ihn unter anderem zwei Tore gegen den FC Bayern erzielen ließ. Herrmanns Schichtende in der 69. Minute gegen Paderborn — nach einem Tor und einem Assist — darf somit auch als "Schutz-Auswechslung" betrachtet werden. In Zürich wird er theoretisch wieder wirbeln können.

2.) Auslegungssache Das mit dem "besten Start seit 39 Jahren" ist so eine Sache. Tatsächlich hat die Borussia es zuletzt unter Udo Lattek hinbekommen, zu Beginn einer Saison zehn Pflichtspiele ungeschlagen zu bleiben. Nur müsste auch an die glorreichen 70er erinnert werden, wenn es bislang sechs Unentschieden in der Bundesliga gegeben hätte. Dort hatte die Mannschaft von Lucien Favre in der Saison 2011/12 zum gleichen Zeitpunkt bereits 13 Zähler gesammelt, war also einen Tick erfolgreicher.

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3.) Vieles wie vor drei Jahren Damals gewann sie am 7. Spieltag 1:0 gegen den 1. FC Nürnberg. Das kann der FSV Mainz 05, Borussias Gegner am kommenden Sonntag, schon einmal zur Kenntnis nehmen. Denn in der Liga gibt es derzeit verblüffende Parallelen zur Spielzeit vor drei Jahren. Gladbach hat wieder 8:3 Tore erzielt, wieder ist der Hamburger SV Letzter und hat bereits einen Trainer verschlissen. Wieder ist 1899 Hoffenheim Vierter. Wieder hat Borussia Dortmund erst sieben Punkte gesammelt und dümpelt in der zweiten Tabellenhälfte herum. Wieder ist Werder Bremen Zweiter — nur diesmal von hinten.

4.) Zu früh für Abgesänge Dass der BVB am Ende dennoch souverän Meister wurde, lässt die Diskussion, wie früh es der FC Bayern in dieser Saison wohl macht, überflüssig erscheinen. Da der Rekordmeister bereits vier Zähler liegen gelassen und die Konkurrenz sich nicht daran gehalten hat, nur Unentschieden zu spielen, wird das vor dem 28. Februar 2015 nichts mit dem Titel. Mit einem Punktgewinn gegen die Bayern hat es Gladbach in der Hand, die Meisterfeierlichkeiten zumindest einmal in den März zu verlegen.

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5.) Rotation geht auf Die Kamera hielt zuverlässig drauf: Max Kruse auf der Bank sitzend, von Beginn an — das musste eingefangen werden. Denn diese Gelegenheit ergab sich zum ersten Mal seit November 2010, als St. Paulis Trainer Holger Stanislawski gegen Bayer Leverkusen freiwillig auf Kruse verzichtete. Der 2:1-Sieg beim SC Paderborn gibt Lucien Favre, Stanislawskis Nachfolger als Kruse-auf-die-Bank-Setzer, Recht mit seiner Rotation. Die sah am Samstag vor, im Vergleich zum 1:0 gegen den Hamburger SV zwei deutsche Nationalspieler (Kruse und André Hahn), einen deutschen U21-Nationalspieler (Julian Korb) und Belgiens Fußballer des Jahres (Thorgan Hazard) draußen zu lassen.

6.) Noch unantastbar Vier Spieler sind weiterhin immun gegen die Rotation. Yann Sommer, Martin Stranzl und Granit Xhaka haben jede der bislang 900 Pflichtspielminuten absolviert. Tony Jantschke fehlen verletzungsbedingt nur 45 Minuten gegen Schalke. Zumindest die Feldspieler dürften nicht unantastbar bleiben. Was Torwart Sommer angeht, müssen sich Christofer Heimeroth oder Janis Blaswich noch sicherlich bis zum 11. Dezember gedulden. Dann beendet die Borussia gegen den FC Zürich die Gruppenphase der Europa League. Je nachdem, wie es bis dahin gelaufen ist, könnte für einen der Ersatztorhüter etwas drin sein.

7.) Sommer sieht Gelb Derweil durfte sich Sommer in Paderborn mit einem neuem Gefühl vertraut machen: einem Auswärts-Gegentor in der Bundesliga. Nach exakt 250 Minuten war es so weit. Kurz vor der nächsten Länderspielpause kann der Schweizer jedes Argument gebrauchen. Sein designierter Hauptkonkurrent um den Platz im Tor der Eidgenossen, Roman Bürki vom SC Freiburg, befindet sich ebenfalls in bestechender Form. Gelb wegen Zeitspiels bedeutete für Sommer die zweite Premiere. Über die Außenmikrofone im Schuhkarton Benteler-Arena war die Erbostheit eines Zuschauer zu vernehmen. Der forderte lautstark "gleich Rot hinterher" für den Keeper. In Paderborn scheint nicht nur das Stadion, sondern auch die Geduld etwas kleiner zu sein.

8.) Hrgota muss nicht hadern Sieben Tore im Europacup und im DFB-Pokal täuschen ein wenig über die Flaute hinweg: In der Bundesliga aber hat Branimir Hrgota am Samstag ein Jahr der Torlosigkeit vollendet. Zuletzt traf er am 27. September 2013 beim FC Augsburg. Doch das Spiel beim SC Paderborn war kein Anlass, das große Hadern zu beginnen. Einmal traf Hrgota den Pfosten, einmal vergaß ihn ausnahmsweise nicht der Gegner, sondern ein Mitspieler: Herrmann hätte bei seiner Großchance in der ersten Hälfte besser quergelegt. Es wäre die Gelegenheit gewesen, sich für Hrgotas mustergültige Vorlage zum 1:0 zu bedanken.

9.) Getunnelt vor dem Tor Einen Beinschuss zu kassieren, fühlt sich sowohl in der Bundesliga als auch auf Asche in der Kreisliga sehr bescheiden an. Paderborn hatte bereits vor Weltmeister Christoph Kramer nicht Halt gemacht, auch Granit Xhaka musste dran glauben. So hätte es sich bestimmt schon gelohnt, ein zwielichtiges Wettportal aufzusuchen und darauf zu setzen, dass Paderborn auf diese Weise ein Tor einleiten würde. In der 70. Minute spielte Moritz Stoppelkamp Oscar Wendt den Ball durch die Beine und bediente seinen Kollegen Jens Wemmer, der mit dem Anschlusstreffer noch einmal für Spannung sorgte.

10.) Fan-Invasion Dass Lucien Favre beim FC Zürich eine Art Heimspiel haben würde, stand mit der Auslosung bereits fest. Doch die gesamte Mannschaft wird sich in der Schweiz nicht ganz so fremd fühlen. Nachdem gut 5000 Tickets für die Gästekurve binnen Minuten vergriffen waren, startete vergangene Woche der Vorverkauf für Jedermann über die Kanäle des FC Zürich. Am Montag haben die Schweizer gemeldet, dass bislang 16.500 Karten verkauft seien. Alle Blöcke, die an die Gästekurve im Letzigrund grenzen, sind bereits voll. Zuschauermäßig dürfte es für die Borussia auf ein Unentschieden hinauslaufen — auch Preise von knapp 80 Euro wirkten nicht abschreckend.

(jso)
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