Herrmann Ich habe mich gefreut, gerade nahe meiner saarländischen Heimat ein gutes Spiel zu machen. Es waren viele Freunde von mir auf der Tribüne. Ich denke, die Generalprobe ist geglückt, nicht nur für mich. Ich hatte zwar noch die eine oder andere Chance, die ich leider nicht genutzt habe, aber ich denke, ich kann zufrieden sein. Ich würde sagen, ich bin bereit.

Borussia war in Kaiserslautern auffällig effektiv. Wenige Chancen reichten für drei Tore.

Herrmann Es ist wichtig, effektiv zu sein. In der Hinrunde haben die eine oder andere Chance liegengelassen. Das wollen wir jetzt besser machen. Wer effektiv vor dem Tor ist, kann ein Spiel eher für sich entscheiden.

André Hahn ist verletzt, Ibo Traoré ist beim Afrika Cup - Sie gehen also mit ganz anderen Vorzeichen in die Rückrunde als in die Hinrunde. Da saßen Sie zu Beginn auf der Bank.

Herrmann Mein Ziel ist natürlich, so oft wie möglich zu spielen. Dafür werde ich alles tun. Aber das Fehlen von André Hahn und Ibo Traoré, das ja auch nicht von ewiger Dauer sein wird, ist kein Freibrief für mich. Auch Fabian Johnson und Thorgan Hazard können auf den Außenbahnen spielen.

Trainer Lucien Favre hat angedeutet, dass Sie immer etwas brauchen, um in eine Saison reinzukommen. So war es auch dieses Mal: Erst im Lauf der Hinrunde haben Sie sich Ihren Platz im Team zurückerkämpft.

Herrmann Es war für mich eine schwierige Zeit, als ich nicht so oft gespielt habe. Aber das gehört zum Fußball dazu. Ich habe weiter Gas gegeben und an mich geglaubt. Am Ende habe ich mich ja auch wieder durchgesetzt.

Favre hat in der Hinrunde sehr viel rotiert wegen der Dreifachbelastung mit Bundesliga, Europa League und Pokal. So hat jeder, vor allem die Offensiven, letztlich viel Spielzeit bekommen. Das zeigt aber auch, dass der Trainer an die Qualität des gesamten Kaders glaubt.

Herrmann Die Moral in einer Mannschaft ist natürlich sehr wichtig, wenn man Erfolg haben will. Wenn jeder Spieler spürt, dass er gebraucht wird, ist das schon gut. Es ist ja klar, dass gewechselt werden muss, wenn man so viele Spiele hat, gerade vorn. Wir haben viele gute Leute - das spornt dann auch jeden Einzelnen an. Das ist positiver Konkurrenzkampf, von dem der Verein, aber auch die Mannschaft profitieren.

Sie sind eines der Gladbacher Eigengewächse im Kader ...

Herrmann ... und ich gehöre ja schon zu den gestandenen Spielern bei uns. Ich habe jetzt in einer Statistik gesehen, dass ich die fünftmeisten Bundesligaspiele im Kader habe. Das ist schon verrückt, ich bin ja erst 23 Jahre alt.

Trotz Ihrer erst 23 Jahre haben Sie mit Borussia viel erlebt.

Herrmann Das kann man wohl sagen. Es waren schon ganz andere Zeiten, als ich aus dem Nachwuchs hochkam. Wir waren in jedem Spiel unter Druck, die Spannung im Umfeld war spürbar, weil jeder Angst hatte, abzusteigen. Jetzt ist die Situation viel angenehmer. Wir spielen auch einen ganz anderen und, wie ich finde, besseren Fußball. Es ist schön, an dieser Entwicklung beteiligt zu sein. Ich bin mit 17 zu Borussia gekommen, war dann im Internat - und jetzt bin ich ein fester Bestandteil des Kaders. Das ist ein Bombengefühl.

Ihr Vertrag endet 2016. Wirken Sie auch danach am Projekt Borussia mit?

Herrmann Natürlich spielt das im Kopf alles eine Rolle. Aber im Moment ist das kein besonders brisantes Thema. Ich will mich zunächst mal auf die Rückrunde konzentrieren und meine Leistung bringen. Klar ist aber, dass mein nächster Vertrag für mich sehr wichtig ist, denn er wird meiner Karriere eine Richtung geben. Ich muss sehen, wie die Richtung ist. Borussia ist natürlich auch für die Zukunft eine tolle Option, ich weiß ja, was ich an diesem Klub habe und fühle mich wohl hier. Aber ich will nichts überstürzen, ich will mich in Ruhe entscheiden, wie es weitergeht.

Vergangene Saison ist der Rückrundenstart misslungen. Wie kann man das besser machen?

Herrmann Wir wollen unbedingt eine gute Rückrunde spielen und so viele Punkte wie möglich holen. Kein Sportler der Welt will sich verschlechtern. Wichtig ist, dass wir von Anfang an gut punkten, anders als in der Rückrunde im vergangenen Jahr. Es ist das A und O zu punkten, auch in Spielen, in denen wir vielleicht nicht so toll spielen. Wir müssen hinten gut stehen und vorne unsere Chancen nutzen. Damit wollen wir in Stuttgart anfangen.

Wenn es optimal läuft gibt es bis Ende März fast nur englische Wochen ...

Herrmann Das ist natürlich ein strammes Programm. Aber wir wollen es so und werden versuchen, das Beste herauszuholen.

Für Sie persönlich wären das weitere Berufungen ins Nationalteam.

Herrmann Ich will mich immer weiter verbessern. Und wenn man einmal bei der Nationalmannschaft dabei war, will man wieder dahin. Ich werde ganz einfach bei Borussia meine Leistungen bringen - und wenn wir als Team dann auch gut sind, besteht immer die Chance, dass es jemand in die Nationalmannschaft schafft.

KARSTEN KELLERMANN SPRACH MIT PATRICK HERRMANN