Borussia Mönchengladbach Perfekte Ernstfall-Simulation

Mönchengladbach · Die Borussen haben einen üppigen Vorbereitungsplan zusammengestellt, um auf alles, was so eine Saison bieten kann, eingestellt zu sein. Beim Uhrencup in der Schweiz testet Trainer André Schubert die Möglichkeiten.

Der Spielplan 2016/17
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Foto: dpa, a fpt

Nico Schulz ist froh. "Es ist ein schönes Gefühl, wieder 100 Prozent gesund zu sein und in einem Spiel auf dem Platz zu stehen", sagte der Borusse. Knapp 30 Minuten lang nahm er am 8:7-Sieg nach Elfmeterschießen gegen Young Boys Bern zum Auftakt des Uhrencup in der Schweiz teil. Monatelang hatte er zuvor nach seinem Kreuzbandriss gefehlt, so lange, dass er nun in Gladbach, wohin er im vergangenen Sommer aus Berlin gekommen ist, als "quasi Neuzugang" abgelegt ist. Die erste Saison am Niederrhein lief an ihm wegen der Verletzung vorbei — nach dem gelungenen Comeback soll es jetzt richtig losgehen mit Schulz und Gladbach.

André Schubert, der Trainer, ist erfreut über jeden Fußballer, der gesund zur Verfügung steht, gerade jetzt in der Saisonvorbereitung. Die Borussen haben dazu einen üppigen Plan zusammengestellt, einen, der die perfekte Ernstfall-Simulation ist, um auf alles, was so eine Saison bieten kann, eingestellt zu sein.

Allein die Reisetätigkeit nach dem "Miles-and-More"-Prinzip — 5000 Kilometer (Luftlinie) kommen bis zum ersten Pflichtspiel zusammen — bereitet die Gladbacher optimal auf das Hin- und Her der Hinserie vor: Vier Europa-Reisen wird es definitiv geben, fünf der sechs weitesten Dienstreisen in der Liga (Freiburg, Leipzig, München, Berlin, Augsburg) sind ebenfalls im ersten Saisonteil. Auch das Pokalspiel beim SV Drochtersen/Assel, das jetzt vom DFB auf den 20. August, 15.30 Uhr, datiert wurde, ist mit einem ausgedehnten Trip verbunden.

Das Spiel gegen Bern war eines, in dem gleich doppelt die Moral geschult wurde: Erstens mussten die Borussen ein 2:3 aufholen (beide Tore erzielte Thorgan Hazard) und schafften das in letzter Minute durch den eingewechselten Tsiy William Ndenge. Zweitens gab es ein Elfmeterschießen, in dem Ibo Traoré mit einem Lupfer in die Tormitte für die Entscheidung sorgte. "Eiskalt" sei sein Team vom Punkt gewesen, befand Schubert, was insofern interessant sein kann, als dass es im baldigen Champions-Play-off tatsächlich zu einer solchen Entscheidungsvariante kommen kann.

Entscheiden muss auch Schubert — und zwar immer wieder. Er, der in der vergangenen Saison, soweit angesichts der vielen Ausfälle möglich, auf eine recht fixe personelle Formation baute, hat für die neue Saison ein Höchstmaß an Flexibilität angekündigt: Es soll keine echte Stammmannschaft geben, sondern eine stetige Rotation. Die ist bestenfalls nicht nur ein sportliches Verwirrspiel für den Gegner und ein nötiger Pausengeber für die Spieler, sondern auch gut für die Stimmung: Eine funktionierende Rotation trägt dazu bei, dass jeder das reale Gefühl hat, gebraucht zu werden. Rotieren will Schubert nicht nur personell, sondern auch systemisch, er will Spiel für Spiel nach der optimalen Variante forschen.

Nico Schulz kann links vorne und hinten spielen, somit hat Schubert ein wichtige Alternative. Denn eine andere fällt erst mal weg: Alvaro Dominguez, der wieder Rückenprobleme hat. Das ist eine Ernstfall-Simulation, die sich Schubert lieber sparen würde. Der Spanier spielte in seiner Erst-Version in der Dreierkette eine tragende Rolle. Die Situation jedoch kennt Schubert aus der Vorsaison, als ihm nicht nur Dominguez fehlte, sondern eine ganz Reihe normalerweise gesetzter Spieler. Schubert fing das auf durch Kreativität. Auch die wird er in der Vorbereitung nutzen, um Erkenntnisse zu sammeln.

So kam gegen Bern Jonas Hofmann, normalerweise einer für die vorderste Reihe, als offensiv ausgerichteter Sechser zum Einsatz. Eine interessante Variante mit dem seit gestern 24-Jährigen, falls Mo Dahoud mal fehlt. Heute beim zweiten Uhrencup-Spiel gegen den FC Zürich wird Schubert eine weitere Option testen: Nico Elvedi, den EM-Fahrer. Er ist wieder da - ausgestattet nicht nur dem Erlebnis der EM-Tour, sondern auch einem Ausbildungsdiplom: Elvedi hat soeben an der United School of Sports in Zürich seine kaufmännische Lehre abgeschlossen. Es ist immer gut, einen Plan B zu haben. Nicht nur für einen Trainer, der rotieren will.

(RP)
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