Borussia Mönchengladbach Personalisierte Derby-Tickets verärgern die Fans

Mönchengladbach · Wer als Fohlen-Fan das Spiel im Kölner Stadion sehen will, muss viele Daten hinterlegen. Viele empfinden das als Affront.

 Das Rhein-Energie-Stadion in Köln.

Das Rhein-Energie-Stadion in Köln.

Foto: Sportstätten Köln, dpa

Ein halbes Jahr ist es her, dass Kölner Ultras nach dem Derby im Borussia-Park über die Zäune des Gästeblocks gestiegen und auf den Rasen gelaufen sind. Dort lieferten sie sich handgreifliche Auseinandersetzungen mit dem Ordnungsdienst und der Polizei. Vier Wochen vor dem nächsten Aufeinandertreffen beider Vereine am 19. September spüren Borussias Fans nun erstmals die Folgen dieser Vorfälle: Karten für das Derby in Köln werden nur personalisiert verkauft. Das heißt zum einen, dass sie ausschließlich an Vereins-, Fanprojekt- oder Fanklubmitglieder gehen. Zum anderen - und diese Tatsache empfinden viele Fans vor allem als Affront - muss jeder Käufer seinen Vor- und Nachnamen, seine Adressdaten sowie sein Geburtsdatum hinterlegen. Sämtliche Daten dürfen zudem auf deren Nachfrage der Polizei Mönchengladbach übergeben werden.

Am Donnerstagabend erhielten alle Fanklubs eine E-Mail von Borussias Fanbeauftragten, in der sie mit den Maßnahmen konfrontiert werden. Bis Sonntag soll eine Bewerberliste mit den erforderlichen Daten abgeschickt werden, sonst gibt es keine Karten. Am Montag folgt eine Informationsveranstaltung im Fanhaus, die für alle Borussia-Fans offen ist. Dort wird unter anderem VfL-Geschäftsführer Stephan Schippers über die bisherigen Gespräche zwischen den Vereinen und Sicherheitsbehörden sprechen.

Überraschend sind diese Maßnahmen nach dem DFB-Urteil aus dem Juni nicht. Dennoch wirkt die Lage etwas verdreht, nachdem die Ereignisse vom 14. Februar von Seiten der FC-Anhänger ausgingen. "Gefühlt sind wir zunächst mehr betroffen", sagt Fanprojekt-Sprecher Martin Gipp, "während der FC dabei ist, bestimmte Strafen wieder aufzuheben. Das passt nicht so recht ins Bild." Der Verein hat in dieser Woche 35 lokale Stadionverbote gegen Mitglieder der Ultra-Gruppierung "Boyz" aufgehoben. Aber natürlich gehört auch zur Wahrheit, dass in den vergangenen Jahren beide Lager einiges zu den unrühmlichen Facetten des rheinischen Derbys beigetragen haben. Beim Rückspiel im Februar darf Borussia nur halb so viele Gästekarten verkaufen. Außerdem müssen 50.000 Euro investiert werden, um die Infrastruktur des Gästeblocks sicherer zu machen.

Unklar war zunächst noch, was die Maßnahmen für Inhaber von Auswärtsdauerkarten (AWDK) bedeuten. Sie sind dazu verpflichtet, Tickets für jedes Gastspiel Borussias zu nehmen. Die ADWK-Inhaber haben nun bis kommenden Mittwoch Zeit, sich zu entscheiden, ob sie unter den neuen Bedingungen Köln-Karten wollen.

Personalisierte Tickets sind eine der meistdiskutierten Maßnahmen, wenn es im deutschen Fußball wieder einmal zu Ausschreitungen gekommen ist. Noch nach den Vorfällen beim Derby im Februar sagte der damalige DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig, er könne sich vorstellen, über personalisierte Tickets "für sicherheitsrelevante Spiele nachzudenken". Mit einem Präzedenzfall sieht sich Borussias Fanszene nicht konfrontiert. Auch Anhänger von Hannover 96 mussten sich vor dem Derby in Braunschweig im Frühjahr 2014 registrieren. Aus diesem Grund blieb Hannovers Ultraszene dem Spiel fern.

(RP)
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