Peter Neururer Der verhinderte Borussia-Trainer

Mönchengladbach · Was man ohne Wenn und Aber sagen kann: Peter Neururer ist ein Typ. Ein schräger sicherlich, einer, der viel zu erzählen hat und das gern tut.

 Der Talkmaster und sein Gast: Torsten Knippertz (r.) mit Peter Neururer beim Kitchentalk in der Kulturküche.

Der Talkmaster und sein Gast: Torsten Knippertz (r.) mit Peter Neururer beim Kitchentalk in der Kulturküche.

Foto: Ilgner

Dass er, der seine Saarbrücker Spieler vor einem 1:1 gegen die Bayern mal mit Witze-Erzählen einstimmte und in Bochum vor den Fans tanzte, polarisiert, steht außer Frage. Weswegen es auch viele gibt, die sagen: Neururer? Nein danke! Die jedoch, die den Fußball-Lehrer, der auch jenseits des Fußballs den Lehrerberuf ausgeübt hat, nun beim "Kitchentalk" (Nummer 35) in der Kulturküche erlebten, haben ihr Bild revidiert. Sie erlebten einen Peter Neururer, der ist, wie er ist - und der dazu steht.

Dazu gehört, dass Gastgeber Torsten Knippertz feststellen musste, dass "es die richtige Entscheidung war, nur einen Gast einzuladen" (meist sitzen zwei Menschen bei ihm auf dem Podium). Denn Knippertz und auch "Timinator" Christoph Weertz (eine Art Ein-Mann-Schiedsgericht), die sonst reichlich mehr Redebeiträge haben, lauschten in diesem Fall mehr, als sie sprachen. Denn Neururer kam "von Hölzchen auf Stöckchen" und erzählte einige hübsche Episoden aus dem Fußball-Business. In dem ist er im Modus "Wartender" - "wenn ein Angebot kommt und alles stimmt, will ich wieder arbeiten, als Trainer oder Sportdirektor", berichtete er. Was er auch kann. Bekannt sind Sprüche wie dieser: "Der Spieler muss so heiß sein, dass er mit der Handfläche die Hose bügeln kann."

Dass er 1992 fast mal in Gladbach gelandet wäre, ja quasi schon Trainer der Borussen war, zeigt, wie seltsam die Wege des Fußballs zuweilen sind. Neururer siegte mit dem Aufsteiger Saarbrücken 5:2 auf dem Bökelberg, er war angesagt. Borussia hatte sich von Jürgen Gelsdorf getrennt und Manager Rolf Rüssmann fragte an. Man einigte sich sogar, der Vertrag war sozusagen unterschrieben - bis Saarbrücken eine monatliche Leihgebühr forderte. "Damals hat niemand eine Ablöse für einen Trainer bezahlt", sagte Neururer. Er kam nicht, dafür wurde Bernd Krauss vom Interims- zum Cheftrainer befördert und führte Borussia 1995 zum Pokalsieg.

Gleichwohl hat Neururer die Borussen im Blick. Er findet die Entwicklung am Niederrhein richtig gut, so gut sogar, dass er sich durchaus und unter günstigen Umständen einen Meister Gladbach vorstellen kann. "Borussia kann es schaffen. Ob es gelingt, weiß ich nicht. Was sich seit der Relegation gegen Bochum entwickelt hat, ist überragend. Es werden klare Systeme mit Sinn und Verstand gespielt, es wird mit Konzept gearbeitet, nicht nur auf dem Trainingsplatz, sondern auch im Verein. Wichtig ist auch, dass man immer realistisch bleibt. Das ist bei Borussia so", sagte Neururer. Der verhinderte Borussia-Trainer bekam dafür - natürlich - Applaus in Gladbach.

(kk)
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