Borussia Mönchengladbach Raffael — Spaßfußballer und "Ball-Dieb"

Mönchengladbach · Borussias Brasilianer ist der Prototyp der Neuneinhalb. Er würde gerne seine Marke von 15 Toren aus dem Vorjahr verbessern.

Brasilianische Fußballkunst: Raffael weiß mit dem Ball umzugehen. Borussias Kreativspieler ist sowohl Vollstrecker als auch Torvorbereiter. Mit Offensiv-Zugang Ibrahima Traoré funktioniert das Zusammenspiel bereits sehr gut.

Brasilianische Fußballkunst: Raffael weiß mit dem Ball umzugehen. Borussias Kreativspieler ist sowohl Vollstrecker als auch Torvorbereiter. Mit Offensiv-Zugang Ibrahima Traoré funktioniert das Zusammenspiel bereits sehr gut.

Foto: Dieter Wiechmann

Raffaels Augen glänzen. "Ja", sagt er, "ich habe alles richtig gemacht mit dem Wechsel zu Borussia", sagt der Brasilianer. Vor einem Jahr wurde er Borusse, und die Bilanz seiner ersten Saison ist der Beweis, dass er sich wohl fühlt. 15 Tore erzielte Raffael, mehr als je zuvor, und wurde schnell zum kreativen Zentrum des Spiels der Borussen.

"Wenn ich mich wohl fühle, bin ich am besten", sagt Raffael. Es sind Details, die für ihn die Sache perfekt machen. Wie das mit der Rückennummer. Als er klein war, damals in Fortaleza, seiner Heimat, hatte er immer die Nummer 11. In Chiasso, Zürich und Berlin bekam er sie nicht, auch nicht in Kiew und Schalke. Jetzt in Gladbach hat er sie. "Es passt eben alles", sagt Raffael.

Auch mit ihm und Max Kruse, der ebenfalls vor einem Jahr kam. Die beiden schafften etwas, was es in Gladbach lange nicht gab: Jeder der beiden Stürmer hatte eine zweistellige Torbilanz in der vergangenen Saison, das gelang in Gladbach zuletzt dem Duo Heiko Herrlich und Martin Dahlin in der Saison 1994/1995. "Max und ich wissen immer, wohin der andere läuft und wie er denkt", sagt Raffael.

Raffael ist ein Spaßfußballer ur-brasilianischer Prägung. Doch er hat in Europa, speziell in Deutschland, wo er seit sechs Jahren spielt, auch gelernt, dass ein guter Offensivmann auch defensiv denken muss - "ein bisschen zumindest". Er ist für seinen Trainer Lucien Favre der Prototyp der Neuneinhalb: Er ist vor dem Tor Vorbereiter und Vollstrecker, zugleich bringt er Ideen ins Spiel ein und stellt geschickt die Räume zu, wenn der Gegner das Spiel eröffnen will. Dass Raffael zudem ein gewiefter "Ball-Dieb" ist, der nach der eigenen Balleroberung blitzschnell umschaltet, war in der Vorsaison öfter zu besichtigen.

Vor allem freut sich Raffael, wenn er Mitspieler hat, mit denen er kombinieren kann. Kruse ist natürlich so einer, und auch Juan Arango war das. Der ist aber entschwunden - dafür ist Ibrahima Traoré da. Mit dem Ex-Stuttgarter klappte es beim 3:2-Sieg im Testspiel gegen 1860 München richtig gut. "Ibo ist schnell, laufstark und geht gut in die Tiefe", weiß Raffael. Er kennt den neuen Kollegen schon lange. "Wir haben ja früher in Berlin zusammengespielt", sagt Raffael. Gegen die "Löwen" schickte er Traoré mit einem feinen Pass auf die Reise, der 26-Jährige schob den Ball zum 1:0 ins Tor.

Spielzüge wie dieser machen Raffael Freude. Und natürlich Tore. Für die neue Saison hat er sich kein Maß gesetzt, doch "es wäre natürlich schön, wenn ich meine Quote noch steigern könnte", gesteht er. 15 plus würde das bedeuten. "Ja, das wäre toll." Raffael geht davon aus, dass die Borussen in der neuen Spielzeit viel rotieren werden im Angriff - und mehr über die Flügel kommen.

Er will den Spaß, den er in Gladbach hat, an die Fans weitergeben. "Borussias Fans sind super, auch jetzt im Trainingslager sind so viele dabei", sagt Raffael. Seine Autogramme sind stets gefragt, die Borussen-Freunde mögen "ihren" Fußball-Feingeist. Dass es anstrengend ist am Tegernsee, stört Raffael nicht. "Es ist wichtig, jetzt gut zu arbeiten. Das haben wir vor einem Jahr auch gemacht und ich war total fit während der Saison", erinnert er sich.

Da er im Hotel Überfahrt ein Einzelzimmer hat, kann er sich von den Anstrengungen des Trainings immer gut erholen. Gestern am freien Tag ließ er es ruhig angehen. Er ging ein wenig am Tegernsee spazieren und genoss die Sonne. Das hat er auch in seinem Urlaub gemacht, als er in Fortaleza war. Er hat die WM-Stimmung genossen - trotz des brasilianischen Debakels gegen Deutschland. "Brasilien war nicht gut genug, leider", sagt Raffael. Da er sich aber längst ein wenig auch als Deutscher fühlt, freute er sich über den WM-Triumph des DFB-Teams. "Aber jetzt ist die WM vorbei und ich will mit Borussia erfolgreich sein", sagt Raffael. Wieder glänzen seine Augen.

(RP)
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