Borussia Mönchengladbach Retter, Erneuerer, Entwickler, Überflieger

Mönchengladbach · Seit dem 14. Februar 2011 ist der Schweizer Trainer der Borussen. "Es ist eine Erfolgsgeschichte", sagt Sportdirektor Max Eberl. Drei fantastische Jahre habe er bislang in Gladbach, versichert Favre selbst. Der 56-Jährige steht für Borussias Aufschwung.

Lucien Favre schreibt bei der Borussia eine Erfolgsgeschichte.

Lucien Favre schreibt bei der Borussia eine Erfolgsgeschichte.

Foto: AP

Ausgerechnet das Jubiläumsspiel ging verloren. Das ist keinem der vier anderen Trainer passiert, die in 100 und mehr Bundesligaspielen für Borussias sportliche Geschicke verantwortlich waren. Dass das 0:1 gegen Leverkusen die dritte Niederlage in Folge war und den schlechtesten Start einer Gladbacher Mannschaft in eine Rückrunde in der deutschen Eliteliga bedeutete, passt so gar nicht in die Geschichte. Denn Lucien Favre, der heute auf den Tag genau seit drei Jahren Borussias Trainer ist, steht eigentlich für Erfolg.

Als Favre am 14. Februar 2011 Nachfolger von Michael Frontzeck wurde, war Borussia, sagt der Schweizer stets, "tot". Er reanimierte sie, rettete sie in der Relegation, führte sie in den Europapokal, wurde dann guter Achter und spielt jetzt mit seinem Team erneut um die Teilnahme am internationalen Geschäft. "Den Erfolg seiner Arbeit sieht man an Borussias Platzierungen, seit er da ist, aber vor allem an der Art, wie wir Fußball spielen. Gemessen an der jüngeren Vereinshistorie, ist es eine echte Erfolgsgeschichte", sagt Max Eberl.

Der Manager holte Favre 2011 aus der Schweiz zurück. Im 700-Einwohner-Örtchen Saint-Barthélemy im Kanton Waadt, durch das sinnigerweise der Fluss "Talent" fließt, hatte Favre nach seiner Demission bei Hertha BSC Berlin auf neue Aufträge gewartet und in dieser Zeit an seiner Idee vom Fußball gewerkelt.

Favre gab Borussia eine neue Identität

Drei fantastische Jahre habe er bislang in Gladbach, versichert Favre. Drei Jahre, in denen er Borussia eine neue Identität gab. In der Hochphase der Saison 2011/2012, an deren Ende Gladbacher Vierter war, staunte die Fußball-Welt über "Borussia Barcelona". Favre hat aus einem von Michael Frontzeck auf Konterfußball ausgelegten Team eines gemacht, das bestenfalls total dominant sein kann. Dass zuletzt die Effektivität und der Erfolg fehlten, ärgert Favre. "Man kann nicht immer nur Sonne haben", sagt er.

Doch es ist wie immer, seit er kam: Die Fans vertrauen ihm und seinen Ideen. Favre ist indes immer auch ein Mahner gewesen, der vor allzu großen Träumereien warnt. Weswegen er nun auch nicht damit einverstanden ist, dass nach drei Niederlagen von einer Krise gesprochen wird, nicht, wenn man wie sein Team 33 Punkte hat und oben mitspielt. Krisen haben Klubs wie Werder Bremen, das morgen Gladbachs Gegner ist. Oder der Hamburger SV, der dort steht, wo Favre Gladbach einst übernahm: am Abgrund. "Wir dürfen nicht vergessen, wo wir vor drei Jahren waren. Wir haben eine super Hinrunde gespielt — vielleicht ist das unser Problem", sagt Favre. Wer ganz unten war, kann nicht einfach so immer ganz oben dabei sein, sagt er. Geduld und Zeit brauche es, weswegen er weiter vom "Aufbau" der Mannschaft spricht.

Eine Borussia hatte er schon erfunden, dann gingen Reus, Dante und Neustädter, "unser Rückgrat", er musste sein Team neu erfinden. Für Favre ist Fußball ein ständiger Entwicklungsprozess — und derzeit sucht er nach Lösungen für die aktuelle Schaffenskrise seines Teams. "Es wird kommen", verspricht er. Favre konzentriert sich auf das Hier und Jetzt, weswegen er mit Borussia auch noch nicht über die Ausweitung seines Vertrages verhandelt hat. Bis 2015 ist das Arbeitspapier datiert. Ganz Gladbach hofft, dass es dann weitergeht mit Favre. "Wir haben noch viel zusammen zu tun", sagt Max Eberl. Favres aktueller Auftrag ist, in Bremen möglichst die ersten Punkte des Jahres einzusammeln. "Wichtig ist es, das Vertrauen in die eigene Stärke zu bewahren und ruhig zu bleiben. Der Rest kommt." Es ist Favres 101. Spiel als Borussen-Trainer. "Wir werden weiter versuchen, unser Spiel zu machen", kündigt er an. Er hat seine Idee vom Spiel, seine Idee von Borussia, und daran zweifelt er nicht. Drei Jahre Lucien Favre in Gladbach zeigen: Es ist eine gute Idee. Favre steht für Borussias Aufschwung.

(RP)
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