Borussia Mönchengladbach Schäfer-Kritik an Kruse: "Du bist doch Nationalspieler"

Nürnberg · Nach dem 2:0-Sieg beim 1. FC Nürnberg stärkte sich der neue Tabellenvierte an der Autobahn mit Burgern und Pommes. Max Kruse war der Hauptdarsteller der Partie: Er vergab viele Chancen und verwandelte einen umstrittenen Strafstoß.

Am Samstagabend, gegen 22 Uhr, war die Welt für Max Kruse völlig in Ordnung. Zu dieser Zeit saß der Stürmer von Borussia Mönchengladbach am Rasthof Limburg-Süd, an der Autobahn 3 zwischen Frankfurt und Köln. In der örtlichen McDonald's-Filiale feierte Kruse bei Hamburger und Pommes den 2:0-Sieg beim 1. FC Nürnberg mit seinen Mannschaftskameraden. Trainer Lucien Favre hatte auf dem Fünf-Stunden-Rückweg aus dem Frankenland den kurzen Boxenstopp mit abweichender Sportlernahrung genehmigt — wie ein Lehrer auf Klassenfahrt, als Belohnung für den Erfolg des Fußball-Bundesligisten.

Ein paar Stunden zuvor war der Grat zwischen "Held des Tages" und "Buhmann" für Kruse noch ein etwas schmalerer. Im Kabinengang des Nürnberger Stadions hatte sich "Club"-Torhüter Raphael Schäfer den 25-Jährigen zur Brust genommen. "Sowas macht man nicht, du bist doch Nationalspieler", fauchte Schäfer seinen Gegner an. Gemeint war eine Szene in der 77. Minute, als Kruse beim Stande von 1:0 für die Gladbacher einen Strafstoß zugesprochen bekam.

Einen äußerst fragwürdigen. Der Stürmer hatte sich auf der Außenbahn gegen zwei Abwehrspieler durchgesetzt und sich dann, wie er sagte, "mit letzter Kraft in den Strafraum getankt". Dort ging Maik Frantz etwas zu forsch in den Zweikampf, Kruse sprang theatralisch ab, Schiedsrichter Stieler pfiff. Ausgerechnet Frantz, der vor einem Jahr mit einer Schwalbe einen Elfmeter gegen Borussia herausgeschunden hatte — Nürnberg gewann damals 2:1.

Kruse verwandelt zweifelhaften Elfmeter in Nürnberg
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Mit diesem Vergleich wollten sich die Gastgeber jedoch am Samstagabend nicht beschäftigen. "Du springst doch vorher ab, er trifft dich überhaupt nicht", monierte Schäfer. "Das war kein Elfmeter." Kruse entgegnete: "Das entscheide ich doch nicht." Das tat Schiedsrichter Stieler. Doch laut Kruses Aussage hatte dieser ihn nach dem Pfiff gefragt, ob es einen Kontakt gab. "Ich hatte das Gefühl, dass er mich am Fuß trifft", sagte Kruse daraufhin vielsagend. Es blieb beim Elfmeter, der Gefoulte trat selbst an und entschied das Spiel.

Eine umstrittene Szene, deren Bedeutung allerdings gar nicht so entscheidend hätte sein müssen. Denn mit dem verwandelten Strafstoß rettete sich Kruse so gerade noch aus der Kritik, ein Chancentod zu sein. Fünf hochkarätige Torgelegenheiten hatte alleine der Stürmer — doch er verwandelte keine davon. "Schon nach der zweiten oder dritten großen Chance für uns habe ich geschluckt", sagte Sportdirektor Max Eberl.

Davon gab es alleine vor der Pause schon einige. Zu diesem Zeitpunkt war der abstiegsbedrohte "Club" noch ebenbürtig mit den Borussen. Josip Drmic hatte die Latte getroffen und war mit zwei weiteren Kopfbällen gefährlich, auf der anderen Seite scheiterten Patrick Herrmann, Juan Arango (beide von Kruse freigespielt) und Christoph Kramer in aussichtsreicher Position. "Wenn es zur Pause 1:1 steht, ist es ein anderes Spiel", betonte auch Trainer Favre.

"Das Tor gab uns etwas Sicherheit"

Es stand aber 1:0, weil Kruse früh in der ersten Hälfte einen Freistoß herausgeholt hatte, den Arango verwandelte — auch wenn der Ball erst von Drmic unhaltbar abgefälscht wurde. "Das Tor gab uns etwas Sicherheit", sagte Favre, der allerdings meinte, dass es nicht hätte sein müssen, "dass wir durch zwei Standards hier gewinnen".

Weil nämlich die Gastgeber in der zweiten Halbzeit auf Harakiri-Offensive umstellten, hatten die Borussen Konterchancen ohne Ende. "So haben wir unnötig Kraft verschwendet, bis wir den Sack endlich zugemacht haben", sagte Kruse. Doch ein Blick auf die Tabelle setzte bestimmt neue Kräfte frei. Weil die Konkurrenz (Leverkusen, Wolfsburg, Mainz) patzte, geht Gladbach als Vierter in den Saison-Schlussspurt. Die restlichen Energiereserven wurden dann auf der Rückfahrt aufgefüllt. Mit Burger und Pommes.

(RP)
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